Mit Professionalität gegen die Pandemie

Interview mit Thomas Zander, Geschäftsführer der nal von Minden GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Zander, mit mehr als 30 Jahren Erfahrung ist nal von Minden ein echter Experte auf dem Gebiet der In-vitro-Diagnostik. Wie haben sich Unternehmen und Produkte in dieser Zeit entwickelt?

Thomas Zander: nal von Mindens Ursprünge gehen auf ein klassisches Start-up zurück, das aus der Universität heraus gegründet wurde. 1999 habe ich Roland Meißner bei einem Business Plan-Wettbewerb kennengelernt. Gemeinsam haben wir einen Business Plan für den Bereich Diagnostik aufgestellt, ein Netzwerk aufgebaut, Investoren gesucht und das Vorgänger-unternehmen nal 24 gegründet. Im Prinzip haben wir damals einen Prozess weitergedacht, den wir an der Uni entwickelt hatten. Wir haben verschiedene Diagnostikprodukte bis zur Marktreife gebracht; dann allerdings die Firma verlassen, um einen Neustart zu machen.

Wirtschaftsforum: Wie kam es trotz großen Erfolgs zu dieser Entscheidung?

Thomas Zander: Wir wollten immer ein bodenständiges Unternehmen aufbauen und uns bewusst auf wenige Produkte konzentrieren. 2005 haben wir nal - new art laboratories gegründet, das sich auf Produkte für den toxikologischen Bereich konzentrierte, Drogenschnelltests zum Beispiel, die in Rehakliniken, bei Substitutionsärzten, Behörden oder dem Zoll eingesetzt wurden. Uns wurde damals schnell klar, dass wir wachsen und sowohl unser Kunden- als auch das Produktportfolio diversifizieren mussten, wenn wir uns am Markt durchsetzen wollten. Also haben wir sehr früh internationale Märkte wie Frankreich und Italien ins Auge gefasst und nach geeigneten Partnern gesucht. 2000 gab es viele kleine Firmen im Bereich der In-vitro-Diagnostik; das hat uns den Start erleichtert. Aber allein um die Qualitätsanforderungen erfüllen zu können, mussten die Weichen Richtung Wachstum gestellt werden.

Wirtschaftsforum: Ist das Konzept aufgegangen?

Thomas Zander: Ja. Heute sind wir in unserer Marktnische weit vorn und haben zweistellige Wachstumsraten im Jahr. Vor allem die Partnerschaft mit der Firma von Minden, die schon länger als wir am Markt ist, hat einen Boost gebracht. Sandra von Minden, die Tochter des Gründers, ist jetzt die dritte Partnerin.

Wirtschaftsforum: Wie ist nal von Minden heute aufgestellt?

Thomas Zander: 2008 kam es zum Zusammenschluss. Seitdem gibt es drei Geschäftsführer und zwei Gesellschafter und eine Strategie, die geprägt ist von Diversifizierung, Internationalisierung und Marketing. Wir haben 230 Mitarbeiter und zehn internationale Standorte.

Wirtschaftsforum: Wie lässt sich das Portfolio umreißen?

Thomas Zander: Seit Beginn fokussieren wir uns auf In-vitro-Diagnostik-Produkte, im Prinzip auf alles, was sich schnell und einfach ohne Gerät vor Ort machen lässt. Dabei geht es vor allem um Schnelltests und Labortests für Diagnosen aus den Bereichen Bakteriologie, Kardiologie, Gynäkologie, Infektionskrankheiten, Urologie und Toxikologie. Mit unseren Tests können Schwangerschaften, Diabetes, verschiedene Infektionen, Krebs, Niereninsuffizienz oder Herzinfarkte schnell und zuverlässig festgestellt werden. Wir bieten Drogenschnelltests und Alkoholtests an und arbeiten hier mit Produkten für unterschiedliche Probenmaterialien wie Urin, Speichel oder Blut. POCT-Geräte und Reader-Systeme ergänzen das Angebot, sodass wir in der Lage sind, Kunden mit ganzheitlichen Komplettlösungen zu unterstützen.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt COVID-19 für das Unternehmen?

Thomas Zander: Corona-Antigentests sind ganz klar unser aktuelles Flaggschiff. Wir haben 2020 früh erkannt, wie dynamisch sich die Lage entwickeln würde, da wir seit langem gute Beziehungen zu China haben und einen sehr frühen realistischen Einblick in die dortige Corona-Lage hatten. Wir haben heute mehrere Selbsttests, für deren Zulassung wir eine Laienstudie mit weit über 100 Probanden durchführen ließen. Verschiedene Studien, unter anderem von der Berliner Charité, haben die klinische und analytische Leistungsfähigkeit der NADAL COVID-19 Ag Tests bestätigt.

Wirtschaftsforum: Wie ist nal von Minden in Sachen Vertrieb aufgestellt?

Thomas Zander: Unser Idealkunde ist der niedergelassene Arzt, dem wir Schnelltests und Analysegeräte zur Verfügung stellen möchten. So kann eine Diagnose schneller gestellt und Patienten effektiver geholfen werden. Unser hervorragendes Vertriebsteam unterstützt Kunden mit außerordentlichem Engagement und fachlicher Kompetenz. Wir sind für unsere Kunden da, das ist uns besonders wichtig. Das gilt übrigens nicht nur für Deutschland, wo wir 40% des Umsatzes generieren. Frankreich, Italien, Großbritannien, Polen, Tschechien und Skandinavien sind wichtige Auslandsmärkte; in Stockholm eröffnen wir gerade ein neues Büro. Die USA werden über Partner in Kanada bedient. Wir haben bereits gute Beziehungen zu Russland, die ausbaufähig sind.

Wirtschaftsforum: Was hebt nal von Minden letztlich vom Wettbewerb ab?

Thomas Zander: Wir haben ein hervorragendes Team, das enorme Leistungen erbracht hat – vom Back-up über die Logistik bis zur Dokumentation. Die Mitarbeiter sind sehr gut ausgebildet, jung, engagiert und decken die ganze Bandbreite an fachlicher und menschlicher Kompetenz ab. Wir alle lieben unsere Produkte und betreiben die Arbeit mit Herzblut. Nicht zuletzt sind wir ein heterogenes Führungsteam, das nie das Ziel , hochwertige Diagnostika jedermann zugänglich zu machen, aus den Augen verloren hat. Wir bleiben nie stehen, haben Hunger und Lust auf Neues und keine Angst vor Herausforderungen. Mit unseren Partnern reden wir auf Augenhöhe und lieben den Austausch mit ihnen.

Wirtschaftsforum: Sie beschreiben nal von Minden als offenes Unternehmen, das sich konstant weiterentwickelt. Wird es in Zukunft neue Produkte oder Herausforderungen geben?

Thomas Zander: Auf jeden Fall. Es wird weitere Produkteinführungen geben; wir führen aktuell einen Schnelltest auf neutralisierende Antikörper ein, mit dem der Impferfolg überprüft werden kann. Momentan arbeiten wir zudem auf Hochtouren daran, dass unsere Produkte bald der ab Mai 2022 geltenden In-Vitro-Diagnostika-Richtlinie entsprechen. Nicht zuletzt werden wir in Göttingen die Produktion ausbauen, um eine komplett automatisierte Herstellung von Corona-Tests in Deutschland zu ermöglichen – ein Megaprojekt in Höhe von sechs Millionen EUR.

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