Yes, we care!
Interview mit Vera Reichlin-Meldegg, People, Culture, Communications Europe (PCC), über Nagarro
Das Interview führten: Manfred Brinkmann und Dr. Endre Hagenthurn
Wirtschaftsforum: Frau Reichlin-Meldegg, danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Gespräch nehmen. Können Sie uns zu Beginn einen kurzen Überblick über Nagarro geben?
Vera Reichlin-Meldegg: Sehr gerne. Nagarro wurde 1996 gegründet und hat sich seitdem von einem kleinen Softwareentwicklungsunternehmen zu einem globalen Anbieter für Digital Engineering und Technologieberatung entwickelt. Heute zählen wir über 18.000 Mitarbeiter in 37 Ländern. Unsere Hauptbereiche umfassen unter anderem Künstliche Intelligenz, Augmented oder Assisted Reality, IoT-Lösungen, SAP-Dienstleistungen, Consulting – vor allem bei Transformationsprozessen zu einem digitalen Unternehmen – und vieles weitere mehr. Besonders stolz sind wir auf unsere Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen für komplexe technologische Herausforderungen zu entwickeln, die unsere weltweiten Kunden in verschiedensten Branchen unterstützen.
Wirtschaftsforum: Das Wachstum von Nagarro ist beeindruckend. Was waren für Sie persönlich die größten Meilensteine?
Vera Reichlin-Meldegg: Ein besonderer Moment war definitiv unser Börsengang im Dezember 2020 an der Frankfurter Börse. Trotz der Herausforderungen durch die Pandemie haben wir es geschafft, diesen Meilenstein virtuell und weltweit zu feiern – als erstes Unternehmen mit einem virtuellen Börsegang überhaupt. Auch unser kontinuierliches Wachstum, sowohl organisch als auch durch Akquisitionen, ist bemerkenswert: Im letzten Jahr haben wir die Marke von einer Milliarde US-Dollar Umsatz überschritten, was für uns alle ein großer Meilenstein war.
Wirtschaftsforum: Eine starke Unternehmenskultur ist für Nagarro zentral. Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Vera Reichlin-Meldegg: Absolut. Unsere Kultur ist der "Kleber", der uns zusammenhält. Unser Wertekompass "CARING", ein Acronym für verschiedene Sub-Werte, steht dabei im Mittelpunkt. Wir kümmern uns um unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und die Umwelt. Dieser Caring-Ansatz prägt unser Handeln und fördert ein Arbeitsumfeld, in dem Offenheit und Flexibilität großgeschrieben werden. Wir haben eine "Work from Anywhere"-Policy, die es den Mitarbeitenden ermöglicht, flexibel zu arbeiten – ob im Büro, zu Hause oder sogar im Ausland. Das trägt wesentlich dazu bei, dass unsere Teams über Kontinente hinweg effektiv und harmonisch zusammenarbeiten können.
Wirtschaftsforum: IT-Unternehmen und Umweltschutz – das klingt zunächst wie ein Widerspruch. Wie passt das bei Nagarro zusammen, und was hat ein Unternehmen wie Ihres mit Nachhaltigkeit und Umweltinitiativen zu tun?
Vera Reichlin-Meldegg: Das mag auf den ersten Blick tatsächlich ungewöhnlich wirken, aber bei Nagarro sehen wir uns nicht nur als Technologiedienstleister, sondern auch als verantwortungsbewusstes Mitglied der globalen Gemeinschaft. Unser Caring-Konzept ist mehr als nur ein Schlagwort; es ist unser Leitfaden, der uns daran erinnert, dass wir nicht nur für unsere Kunden und Mitarbeiter da sind, sondern auch eine Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft tragen. Projekte wie unser Engagement in Delhi, wo wir gemeinsam mit lokalen Behörden Fahrradwege und Fußgängerzonen geschaffen haben, zeigen, dass wir uns aktiv für eine bessere Lebensqualität einsetzen. Für uns geht es darum, unseren Einfluss zu nutzen, um positive Veränderungen voranzutreiben – sei es durch nachhaltige Technologien oder durch Initiativen, die weit über unsere Kernkompetenzen hinausgehen.
Wirtschaftsforum: Wie schafft Nagarro es, diese starke Unternehmenskultur weltweit einheitlich zu leben?
Vera Reichlin-Meldegg: Das gelingt uns durch klare Kommunikationsstrukturen und den Einsatz moderner Technologien. Wir nutzen Plattformen wie Microsoft Teams und Viva Engage, um den Austausch zu fördern und sicherzustellen, dass alle Mitarbeiter auf dem gleichen Wissensstand sind. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist unser Engagement für kontinuierliches und vor allem auch selbstinitiiertes Lernen. Über unsere "Nagarro University" und tägliche Meetups bieten wir den Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich ständig weiterzubilden und ihre Fähigkeiten zu erweitern.
Wirtschaftsforum: Wie stellen Sie sicher, dass in einem so stark wachsenden und internationalen Unternehmen wie Nagarro alle Mitarbeiter trotz der kulturellen Unterschiede an einem Strang ziehen?
Vera Reichlin-Meldegg: Eine der größten Herausforderungen in einem globalen Unternehmen ist es, ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu schaffen, unabhängig davon, wo sich die Mitarbeiter befinden. Wir legen großen Wert darauf, eine gemeinsame Vision und klare Werte zu kommunizieren, die von allen Mitarbeitern geteilt werden. Ein wichtiger Teil meiner Arbeit ist es, regelmäßig Feedback von den Teams vor Ort einzuholen, um sicherzustellen, dass unsere Maßnahmen und Initiativen auch tatsächlich auf ihre Bedürfnisse abgestimmt sind und wir keine regionalen Silos aufbauen sondern weiterhin unser “global mindset” leben. Wir fördern auch stark den interkulturellen Austausch durch laufend stattfindende, virtuelle Austauschplattformen oder durch gemeinsame Lern-Initiativen oder Hackathons, bei dem Mitarbeiter aus verschiedenen Ländern in kleinen Teams zusammenarbeiten, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln. So schaffen wir es, die Vielfalt unserer Teams als Stärke zu nutzen und gleichzeitig eine kohärente Unternehmenskultur zu bewahren.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihrer Meinung nach das Geheimnis des Erfolgs von Nagarro?
Vera Reichlin-Meldegg: Ich denke, es ist unsere Kombination aus Innovationskraft, einer stark verankerten Unternehmenskultur und unserem globalen Netzwerk. Wir verstehen uns nicht nur als Dienstleister, sondern als Partner unserer Kunden. Dieser partnerschaftliche Ansatz und unser Streben nach Exzellenz in jedem Projekt sind Schlüssel zu unserem Erfolg. Auch die flachen Hierarchien und die Freiheit, unternehmerisch zu denken, motivieren unsere Mitarbeiter, stets ihr Bestes zu geben.
Wirtschaftsforum: Können Sie uns noch ein wenig mehr über das Portfolio von Nagarro erzählen? Vielleicht könnten Sie uns einige Beispiele für internationale Projekte nennen, die die Bandbreite Ihrer Arbeit verdeutlichen.
Vera Reichlin-Meldegg: Sehr gerne. Unser Portfolio ist äußerst vielfältig und spiegelt die breite Palette an Technologien wider, die wir beherrschen. Mit vielen der von Nagarro entwickelten Softwareprodukte kommen Sie wahrscheinlich selber täglich in Berührung. Wenn Sie zum Beispiel ihr Zugticket der ÖBB online kaufen, ihre Zugreise bei unserem englischen Kunden Arriva KI-basiert planen, oder für den nächsten Motorrad-Ausflug Ihre BMW-Maschine auf der „Rent a Ride“-Plattform ausleihen.
Weltweit laufen Flugplanungssysteme auf Nagarro Software, wie zum Beispiel bei Lufthansa, und wenn Sie an Ihrem Zielort angekommen sind, sperrt ziemlich sicher die Key-Card dank unserer Software, die wir für Weltmarktführer ASSA ABLOY entwickelt haben, Ihre Hotelzimmer- oder Aufzugstür auf. Im österreichischen Burgenland werden die Windräder durch SmartGlass-Technologie gewartet, was 30% Zeitersparnis bedeutet gegenüber einer manuellen Inspektion; gleiche Technologie wird auch bei knapp 200 Bussen von Postbus angewandt.
Spannend finde ich auch immer unsere langjährige und vielfältige Partnerschaft mit New York City, wo wir erst vor kurzem für bessere Ersthilfe eine Plattform zur Verwaltung von Obdachlosigkeit in ganz New York City gelauncht haben. Ebenso sind wir in der Automotive Branche sehr stark vertreten, in Indien arbeiten wir zum Beispiel sehr eng mit Maruti Suzuki, der größte Automobilhersteller des Landes, zusammen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Nagarro in den nächsten Jahren?
Vera Reichlin-Meldegg: Die Entwicklung im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist unglaublich spannend. Ich freue mich darauf, zu sehen, wie wir mit unseren Lösungen echte “Breakthroughs” für unsere Kunden schaffen können. Auch unser Engagement im Bereich Nachhaltigkeit liegt mir sehr am Herzen. Wir wollen als Unternehmen weiter wachsen, aber gleichzeitig unseren Beitrag dazu leisten, den Planeten zu schützen und die Lebensqualität für kommende Generationen zu verbessern.
Wirtschaftsforum: Frau Reichlin-Meldegg, vielen Dank für diese aufschlussreichen Einblicke und das spannende Gespräch.
Vera Reichlin-Meldegg: Ich danke Ihnen. Es war mir eine Freude, über unsere Arbeit bei Nagarro zu sprechen.
Interview:
Manfred Brinkmann
und Dr. Endre Hagenthurn