Wir verkaufen eine Dienstleistung und da steht der Mensch im Mittelpunkt!
Interview mit Marcus Gillsch, Geschäftsführer der MTG Handels- und Consulting GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Gillsch, Ihre Firma besteht dieses Jahr bereits seit 25 Jahren. Was ist das Geheimnis Ihres Erfolgs?
Marcus Gillsch: Wir gehen kalkulierte Risiken ein. Wir sind ein Familienunternehmen und stellen Nachhaltigkeit vor sogenannte ‘Quick Wins’. Unsere Entscheidungen haben einen mittelfristigen bis langfristigen Horizont. Das heißt: Wir können uns den Luxus erlauben, auch einmal NEIN zu sagen. Des Weiteren haben wir das große Glück eine loyale Mannschaft hinter uns zu haben, die Leistungs- sowie Kompetenzträger ist. Davon lebt unser Geschäft. Wir verkaufen eine Dienstleistung und da steht der Mensch im Mittelpunkt! Darüber hinaus hat sich die MTG Germany als sehr elastische beziehungsweise anpassungsfähige Organisation bewiesen und in den letzten 25 Jahren drei große Wirtschaftskrisen in den GUS-Staaten überlebt.
Wirtschaftsforum: Als Full Service Fashion Dienstleistungsagentur im Bereich Mode, Markenprodukte im Baltikum und den GUS-Ländern können Sie bestimmt einige Tipps geben, wie man in diesen Ländern Fuß fassen kann.
Marcus Gillsch: Heute braucht man mindestens zwei bis drei Jahre, um ein neues Produkt im Markt einzuführen. Der Markt ist gesättigt. Der Aufwand, der betrieben werden muss, ist enorm gestiegen. Auch ist der Wettbewerb aggressiver geworden. E-Commerce, vertikale Modekonzepte, italienische, französische sowie russische Marken nehmen den Markt für sich ein. Ohne eine Agentur mit großem Kundennetzwerk ist in diesen Ländern kein nachhaltiger Markenaufbau zu erzielen. Viele haben da schon Geld verbrannt! Wir reagieren auf die veränderte Situation mit einer umfangreichen Vertriebs- und Marketingoffensive. Unterstützt wird der Markenaufbau durch Zusatzdienstleistungen, wie zum Beispiel Events, VM, Trendreports, Trainings vor Ort, Ideen zum Thema Schaufensterdekoration, Seminare mit eigenen Mitarbeitern sowie externer Branchenprofis am Point of Sale sowie im eigenem Showroom in Moskau. Die Nachfrage ist so groß, dass wir über eine MTG Online Akademie als Mehrwert für den Verkäufer auf der Fläche nachdenken.
Wirtschaftsforum: Welche Unterschiede gibt es im Bereich Marketing und Digitalisierung zwischen West- und Osteuropa in Ihrem Bereich und was sollte man beachten?
Marcus Gillsch: In den GUS-Staaten ist eine persönliche Beziehung immer noch die Basis für ein gutes Geschäft. Unsere Vertriebsmitarbeiter verstehen die Mentalität und können so die richtigen Akzente im Verkauf setzen. Wir sind Kaufleute und verstehen uns als Brückenbauer zwischen Ost und West. Alle Kollegen sprechen mindestens zwei, manchmal drei Sprachen – das sind tolle Qualitäten und setzt ein bestimmtes Niveau voraus. Digitalisierung treiben wir sukzessiv voran. Aus heutiger Sicht gibt es bei der MTG Germany die meisten digitalen Touchpoints mit dem Kunden. Die angedachte MTG Online Academy soll eine weitreichende Marktdurchdringung ermöglichen und dem Kunden einen sichtbaren Mehrwert verschaffen. Unsere Kunden greifen Trends manchmal viel schneller auf, als die europäischen Kollegen – da muss man als Lieferant und Agent ständig neue Ideen entwickeln. Eine neue interne Position (Digital Officer) wurde zusätzlich geschaffen, um den Ansprüchen der digitalen Transformation gerecht zu werden.
Wirtschaftsforum: Wie sieht die Zukunft in der Mode aus? Was ist der aktuelle Zeitgeist?
Marcus Gillsch: Wir wollen noch schneller, direkter und hungriger werden. Dafür schaffen wir die passenden Strukturen unter der Dachmarke MTG Germany, dennoch bleibt für uns die Marke der Star. Die 26 Kollektionen der MTG Germany sind segmentiert in Klassik, Modern Women und Premium sowie HAKA und ACC – der Kunde bekommt hier alles aus einer Hand.