Sauberes Trinkwasser für die ganze Welt

Interview mit Jeffrey Sanchez, Vice President Water and Fluid Solutions der MANN+HUMMEL Gruppe und Frederik Hamann, Geschäftsführer und Werksleiter der MICRODYN-NADIR GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hamann, welche Meilensteine in seiner Entwicklung haben MICRODYN-NADIR besonders beeinflusst oder geprägt?

Frederik Hamann: Das Unternehmen wurde vor weit über 50 Jahren als NADIR Filtration gegründet. Es war von Beginn an Technologieführer in der Mikro-, Ultra- und Nanofiltration. MICRODYN-NADIR entstand 2003 aus einer Fusion mit MICRODYN Modulbau. Ein wichtiger Schritt und die größte Weiterentwicklung für das Unternehmen war 2015 die Übernahme durch die MANN+HUMMEL Gruppe, die uns viele neue Möglichkeiten eröffnet hat. 2016 und 2018 haben wir zwei größere Akquisitionen getätigt, die Übernahme der Firma TriSep Corporation, ebenfalls ein Technologieführer im Bereich Membrantechnologie, und des italienischen Unternehmens Oltremare, welches führend im Bereich der Umkehrosmose ist.

Wirtschaftsforum: Herr Sanchez, wie hat sich das Unternehmen wirtschaftlich entwickelt, und wie ist es heute aufgestellt?

Jeffrey Sanchez: Neben Wiesbaden haben wir Zweigstellen in Italien, Kalifornien und China. Insgesamt beschäftigen wir rund 400 Mitarbeiter. Wir haben eine globale Ausrichtung und arbeiten alle als ein Team zusammen. Denn Abwasser ist ein globales Problem. Mit Ausnahme des von der Pandemie dominierten letzten Jahres ist das Unternehmen immer gewachsen, und das gilt auch für den Markt. Es wird mehr in Wasseraufbereitung und Kläranlagen investiert. Deshalb sehen wir für uns auch eine gute Zukunft. Wir sind stolz darauf, dass wir 2020 trotz Corona unseren Umsatz stabil halten und unseren Marktanteil verteidigen konnten.

Wirtschaftsforum: Erzählen Sie uns doch etwas über Ihren beruflichen Hintergrund und Ihre Aufgaben im Unternehmen.

Jeffrey Sanchez: Ich bin relativ neu bei MICRODYN-NADIR, einem Unternehmen der MANN+HUMMEL Gruppe, war aber zuvor in der gleichen Branche beschäftigt. Unter anderem habe ich für Xylem in der Schweiz im Bereich Wasser- und Abwasserbehandlung gearbeitet. Als Vice President Water and Fluid Solutions, das ist ein Teil des Geschäftsbereichs Life Sciences and Environment von MANN+HUMMEL, ist es mein Ziel, unseren Marktanteil im Bereich Filtration zu vergrößern. Wir haben eine Vision erarbeitet, die lautet: Wir wollen die weltweiten Herausforderungen der Aufbereitung von Wasser und Flüssigkeiten lösen und damit gemeinsam einen nachhaltigen, sicheren und gesunden Planeten schaffen. Daran arbeiten wir. Damit möchten wir nicht nur der Welt Gutes tun, sondern auch unseren Mitarbeitern, indem sie an diese Vision glauben.

Frederik Hamann: Ich bin seit September 2019 als Operations Manager bei der MICRODYN-NADIR GmbH und seit Kurzem auch in geschäftsführender Verantwortung. Als Operations Manager bin ich für das ursprüngliche Hauptproduktionswerk in Wiesbaden zuständig, wo auch zentrale Bereiche wie unsere europaweite Forschung und die technische Betreuung angesiedelt sind.

Wirtschaftsforum: Wie sieht das Leistungsspektrum von MICRODYN-NADIR aus?

Frederik Hamann: Nicht zuletzt durch die letzten Akquisitionen von MANN+HUMMEL können wir jetzt ein breites Spektrum abbilden. Eine große Säule unseres Geschäfts ist die Wasser- und Abwasserfiltration. Eine weitere wichtige Säule bilden die Prozess- und Spezialmodule, welche zur Separation von allen anderen Flüssigkeiten dienen können. Ein weiteres großes Thema, mit dem wir uns beschäftigen, sind Mikroverunreinigungen im Abwasser. Mithilfe unserer Membran werden zum Beispiel Mikroverunreinigungen wie Medikamentenrückstände, antibiotikaresistente Keime und Viren entfernt. Wir arbeiten mit Universitäten und Kommunen in mehreren Entwicklungsprojekten zusammen, um die Forschung auf diesem Gebiet voranzutreiben. Es wird ein großes Thema der Zukunft sein. Neben den Endprodukten bieten wir auch vielfältige Membrantypen an, welche die Kunden in ihre eigenen Produkte integrieren.

Jeffrey Sanchez: Die Nachhaltigkeit spielt bei alldem eine große Rolle – in Bezug auf unsere Produkte, aber auch auf das Wasser. Es ist schließlich sehr wichtig, dass wir immer frisches und sauberes Wasser haben.

Wirtschaftsforum: Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren für den Erfolg des Unternehmens?

Jeffrey Sanchez: Mit meinem noch sehr frischen Blick auf das Unternehmen würde ich insbesondere seine Kultur und die Werte hervorheben. Wir sprechen von FILTER-Werten, das steht für Focus, Innovation, Leadership, Trust, Empowerment und Results. In Forschung und Entwicklung wird viel investiert. Und wir haben sehr motivierte Kunden und Partner, die uns unterstützen. All das in Verbindung mit der Technologie sind wichtige Gründe für den Erfolg.

Frederik Hamann: Eine große Stärke ist auf jeden Fall unser Team. Viele Mitarbeiter sind von der Pike auf bei uns, die Fluktuation ist gering und das breite Wissen auf viele Schultern verteilt. Für MICRODYN-NADIR ist es zudem ein großer Vorteil, dass wir zusätzlich zu unserem eigenen Wissen durch MANN+HUMMEL jetzt ganz neue Möglichkeiten haben, etwa durch Netzwerke, tolle Kooperationen, aber auch intern durch unsere hauseigene Medien-und Simulationsexpertise. Unsere Produkte werden auf diese Weise noch auf ganz anderen Gebieten eingesetzt werden können, die wir heute zum Teil noch gar nicht in unserem Scope haben. Diese neuen, globalen Optionen und Perspektiven sind auch sehr motivierend für unsere Mitarbeiter.

Wirtschaftsforum: Sie haben bereits von einer großen Vision berichtet. Ist dieser Gedanke auch Ihr persönlicher Antrieb?

Jeffrey Sanchez: Ja, auf jeden Fall, Ich möchte etwas Gutes für die Welt tun. Wasser ist die Voraussetzung für Leben. Die bestehenden Frischwasserressourcen sind limitiert und werden durch zunehmendes Bevölkerungswachstum und wachsende Industrie immer knapper. Der Klimawandel betrifft uns alle. Neue Lösungen zu finden, die der ganzen Welt sauberes Trinkwasser bieten können, ist für mich ein ganz starker Antrieb.

Frederik Hamann: Ich kann mich dem nur anschließen. Bei mir kommt hinzu, dass ich ursprünglich aus einer ganz anderen Branche komme und mich hier zu Hause fühle. Aus zwei Gründen: Wir arbeiten – natürlich neben dem Unternehmenserfolg – für eine gute Sache und ein Produkt, das die Nachhaltigkeit steigern und uns in Zukunft vieles erleichtern soll. Hinzu kommt, dass ich die gleiche Motivation bei meinem Team sehe. Es identifiziert sich in hohem Maß mit den Produkten und möchte sie jeden Tag besser machen. Mir macht es deshalb unheimlich viel Spaß, Teil dieses Unternehmens zu sein.

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