Mittelständler hilft Mittelständlern bei Digitalisierung

Interview mit Michael Müller, Geschäftsführender Gesellschafter der markmann + müller datensysteme gmbH

Wirtschaftsforum: Herr Müller, als Sie 1990 zu markmann + müller kamen, war das Unternehmen ein reiner Hardwareanbieter.

Michael Müller: Ja, ich kam damals von Nixdorf und dank meiner Beziehungen wurden wir Werksvertretung von Siemens SNI, nachdem Siemens Nixdorf gekauft hatte. So konnten wir mehrere hundert Firmen zur Betreuung übernehmen. 1998 habe ich die Entscheidung für unser Unternehmen getroffen, eine neue ERP-Plattform zu suchen. So sind wir schließlich bei Navision gelandet. Vier Jahre später wurde Navision von Microsoft gekauft. Damit waren wir Partner der ersten Stunde von Microsoft. Unser Ziel war es, immer mehr weg vom Hardwaregeschäft zu kommen und stärker in den Bereich Beratung zu gehen, mit speziellen Lösungen für individuelle Branchen.

Wirtschaftsforum: Welche Branchen waren das?

Michael Müller: Die metallverarbeitende Industrie, die Stahlindustrie inklusive Erzeugung und Handel sowie der Bereich Oberflächentechnik beziehungsweise Oberflächenveredelung. In diesen Branchen haben wir unseren Fokus aufgebaut und basierend auf Navision, später Dynamics Navision, mittlerweile Microsoft Business Central, gemeinsam mit unseren Kunden Branchenlösungen konzipiert. Heute sind wir in diesen Bereichen sehr bekannt und gehören mit zu den Marktführern.

Wirtschaftsforum: Begleiten Sie Ihre Kunden auch bei der Einführung von ERP-Systemen?

Michael Müller: Ja, das ist Teil unseres Erfolgs. Ein ERP-System in einem Unternehmen einzuführen gleicht einer Mount Everest-Besteigung. Wir haben eine spezielle Einführungsmethodik entwickelt, um die Projekte strukturiert und wesentlich besser umzusetzen. Wir nennen das ʻProjektschablone Mittelstand‘. Die Methodik beinhaltet 15 Phasen, die logisch aufeinander aufgebaut sind. Dabei steht immer im Mittelpunkt, die Menschen in dem gesamten Prozess mitzunehmen und Ängste abzubauen, optimales Wissen aufzubauen sowie Budgets und Zeitpläne einhalten.

Wirtschaftsforum: Wie viele Projekte realisieren Sie pro Jahr?

Michael Müller: Wir führen jährlich um die 15 ERP-Systeme ein, in Unternehmen mit 30 bis 400 Usern. Die Coronapandemie hat die digitale Transformation beschleunigt und uns Rückenwind gegeben. Viele Mittelständler haben noch uralte Lösungen, zum Teil zwei bis drei verschiedene. Also wird der Aufwand immer höher, da die Welt sich immer schneller dreht. Aber viele mittelständische Unternehmen haben den Trend der Zeit erkannt und rüsten digital auf. Wenn ein Unternehmen nicht eine unternehmensumspannende Lösung im Einsatz hat, dann ist es nicht mehr wettbewerbsfähig.

Wirtschaftsforum: Welche Vorteile bieten Sie Ihren Kunden?

Michael Müller: Wir sind Gold-Partner von Microsoft, entwickeln unsere eigene Software, die dann von Microsoft testiert wird. Mit Microsoft als Partner haben wir einen der größten Treiber der Digitalisierung im Rücken. Microsoft ist die Lokomotive, und wir haben mehrere Waggons in diesem Zug.

Wirtschaftsforum: Spüren Sie den Fachkräftemangel in der Branche?

Michael Müller: Unser Team besteht derzeit aus 75 Softwareentwicklern und Consultants und wir hoffen, das bis Ende 2022 auf etwa 90 aufstocken können. Wir suchen junge Menschen mit einem gewissen Maß an Berufserfahrung, Leidenschaft für Softwareprozesse und mit einer hohen Bereitschaft dazuzulernen. Genau wie bei Kundenprojekten legen wir dabei großen Wert darauf, die Menschen mitzunehmen.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie für die kommenden Jahre?

Michael Müller: Als Software- und Beratungshaus für spezifische Branchen sehen wir es als unsere Aufgabe, gemeinschaftlich mit unseren Kunden deren Prozesse optimal für die Zukunft auszulegen, zu digitalisieren und für die Zukunft fit zu machen. Auch für den Mittelstand ist es wichtig zu sehen, dass es ohne IT nicht mehr funktioniert, sie müssen digitalisieren. In Zukunft müssen sich die Kunden darauf einstellen, alle 12 bis 24 Monate ein Update ihrer Systeme vorzunehmen. Insbesondere das Cloud-Geschäft wird immer wichtiger werden. Ab Mitte 2022 werden alle unsere Lösungen cloudfähig sein.

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