„Der Mensch wird zu oft übersehen“
Interview mit Udo Mannl, Geschäftsführer der mannl + hauck GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Mannl, wie hat sich Ihr Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt?
Udo Mannl: Wir haben die Firma 1994 mit zwei Mitarbeitern in Haßfurt gegründet, als Sanitätshaus mit dem Schwerpunkt Kinder- und Schwerstbehindertenversorgung. 1996 wurde unsere Filiale in Coburg eröffnet. Hier haben wir uns auf die Bereiche Orthopädie- und Schwerstbehindertentechnik fokussiert. In Nürnberg kam ein Standort für Orthopädietechnik hinzu. In Haßfurt sind wir heute mit drei Niederlassungen vertreten. Insgesamt beschäftigen wir 120 Mitarbeiter. Unsere Mitarbeiter sind der Schlüssel in der Entwicklung des Unternehmens.
Wirtschaftsforum: Inwiefern?
Udo Mannl: Es gibt sehr strenge Anforderungen seitens des Gesetzgebers und der Kostenträger. Unsere Mitarbeiter müssen sich fachlich sehr gut auskennen. Aus diesem Grund werden sie ständig geschult, auch im Hinblick auf Materialien und deren Verarbeitung. Sie müssen aber auch mit den Schicksalen unserer Kunden umgehen können. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt. Unsere Firmenphilosophie lautet ‘Wir bewegen Menschen’, unsere Mitarbeiter leben das täglich in ihrem Tun.
Wirtschaftsforum: Sie selbst sind einer der wichtigen Köpfe, die hinter dem Erfolg von mannl + hauck stehen. Welche Impulse konnten und können Sie dem Unternehmen geben?
Udo Mannl: Ich bin Orthopädietechnikermeister und bin auch noch selbst in der Versorgung unserer Kunden tätig. Ich selbst stehe aber aus zeitlichen Gründen nicht mehr an der Werkbank – was schade ist, denn die Orthopädietechnik ist ein vielseitiger Handwerksberuf. Zu meinen Aufgaben gehört insbesondere die strategische Entwicklung und die Übergabe an die nächste Generation, die bereits im Unternehmen tätig ist. Ein besonderes Augenmerk haben wir auf die Digitalisierung in allen Bereichen, von der Dokumentation über die interne und externe Kommunikation bis hin zur Produktion.
Wirtschaftsforum: Was hat sich im Hinblick auf die Digitalisierung der Produktion schon getan?
Udo Mannl: Der technische Fortschritt in diesem Bereich ist groß. Insbesondere durch den 3-D-Scan und 3-D-Druck können wir heute Abrücke digital modellieren und so jedes Produkt individuell anfertigen. Durch das Scannen und das digitale Modellieren erhalten wir ein viel exakteres Bild von Körperteilen. Dadurch ist die Anpassung unserer Produkte am Kunden wesentlich präziser. Gerade für Kinder ist das kontaktlose Scannen von Körperteilen wesentlich angenehmer als der althergebrachte Gipsabdruck. Das digitale Arbeiten mit Robotern und 3-D-Druck wird in der Produktion immer wichtiger werden.
Wirtschaftsforum: Welche Ihrer Leistungen sind heute besonders wichtig?
Udo Mannl: Unser Sonderbaubereich in der Kinderreha und Kinderorthetik spielt für uns eine zentrale Rolle. Wir fertigen sehr viele Sitzschalen für schwerstbehinderte Kinder und Erwachsene und sind spezialisiert auf individuelle Einzelanfertigungen. Darüber hinaus auch die Armprothetik einer unserer speziellen Versorgungsschwerpunkte.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt bei Ihnen der Fachkräftemangel?
Udo Mannl: Der Mangel an Fachkräften ist riesig, bei uns und generell im Handwerk. Er hat zur Folge, dass wir mehr Arbeitsschritte digital abbilden müssen, damit sich die Mitarbeiter auf bestimmte handwerkliche Arbeiten konzentrieren können. Die Orthopädietechnik ist einer der interessantesten Handwerksberufe. Hier kommen vielfältige Materialien wie Stahl, Aluminium, Holz, Kunststoffe, aber auch modernste Werkstoffe wie Kevlar- und Kohlefaser zur Anwendung. Durch gezielte Aus- und Weiterbildung im Unternehmen versuchen wir unseren wachsenden Bedarf an Fachkräften selbst zu bedienen. Ausbildung ist für die Zukunft für uns ein wichtiger Baustein, denn der Beruf wird immer gebraucht werden – eine individuelle Prothese kann nicht aus der Maschine kommen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Probleme bei der Versorgung der Patienten?
Udo Mannl: Im Mittelpunkt der Versorgung müssen immer die Bedürfnisse des Kunden stehen. Aufgrund von Vorschriften, Bürokratie und Dokumentation rückt dieser Anspruch oft in den Hintergrund. Eine Hilfmittelversorgung muss medizinisch notwendig, zweckmäßig und wirtschaftlich sein. In der Praxis ist leider oft allein der Preis ausschlaggebend, der Mensch findet dabei zu wenig Beachtung. Unser Anspruch unseren Kunden ein Produkt höchster Qualität für eine bestmögliche Versorgung zur Verfügung zu stellen wird dadurch nicht leichter. Dennoch ist genau das seit über 28 Jahren unser Ziel und wird es auch in Zukunft bleiben.