Ein Drang zum Drucken
Interview mit Valentin Storz, Geschäftsführer von MakerBot EMEA

Wirtschaftsforum: Herr Storz, seit einigen Jahren wird viel über das 3D-Drucken geredet. Wie hat MakerBot den Markt beeinflusst?
Valentin Storz: MakerBot war unter den ersten Firmen, die das 3D-Drucken verfügbar und bezahlbar machten. Als wir vor zwei Jahren erstmals in Europa tätig wurden, hatte der Markt gerade angefangen, seine wichtigste Benutzergruppen zu finden: Professionals und Lehrer.
Wirtschaftsforum: Wo würden Sie sagen befindet sich die wichtigste Kundengruppe von MakerBot?Valentin Storz: Ich glaube nicht, dass wir eine einzelne Kundengruppe haben. Prototyping gehört zu den häufigsten Anwendungsbereichen. 3D-Drucker ermöglichen die schnelle und kostengünstige Herstellung von Prototypen.
Unternehmen und deren Kunden profitieren sehr von realistischen Vorführmodellen. Die Automobilindustrie benutzt 3D-Drucker auch, um den Angestellten die digitale Revolution und deren Wirkung zu erklären, und das 3D-Drucken kann nützlich sein, die neuen technologischen Herausforderungen der Industrie 4.0 zu meistern. Unsere Drucker können in allen Bereichen und von Unternehmen jeder Größe benutzt werden.
Die meisten Menschen denken zunächst an die Industrie, wenn es um das 3D-Drucken geht, aber der Unterricht und der medizinische Bereich profitieren auch davon. Beispielsweise drucken Chirurgen anatomische Modelle mit unseren Druckern. Bereits mehr als 8.000 Schulen weltweit arbeiten mit unseren Druckern. Sie werden an Universitäten in Rapid Prototyping eingesetzt, bieten neue Möglichkeiten für das Lernen und Studieren und helfen Studenten in der Vorbereitung auf eine Zukunft in den Naturwissenschaften, im Engineering oder Design. Wir bieten sogar ein eigenes Lehrwerk namens „MakerBot im Klassenzimmer“ als Einstieg in das 3D-Drucken und Design. Lehrer haben es schon benutzt, um die Technologie in ihren Lehrplan zu integrieren. In Mitteleuropa ist das 3D-Drucken noch nicht so beliebt, aber ein starker Schub ist bereits in Großbritannien, Benelux und Nordeuropa zu sehen.
Wirtschaftsforum: Welche Produkte bietet MakerBot an, um diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Anwendungen zu erfüllen?
Valentin Storz: Wir entwickeln neue, wirksame Lösungen für jede Phase des Desktop-3D-Druck-Vorgangs und nur ein von uns angebotenes Produkt ist der Replicator+, den wir erst kürzlich eingeführt haben. Er lässt sich so einfach bedienen, dass er innerhalb von zehn Minuten konfiguriert werden kann. Er druckt 30% schneller als das Vorgängermodell, ist leiser und weil Maisstärke als Basis verwendet wird, ist er auch sicher für den Gebrauch in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen. Der Replicator+ zeichnet sich durch ein LCD-Display, eine On-Board-Kamera sowie USB-, WLAN- und Ethernet-Verbindung aus. Eigentlich haben wir 2014 unseren ersten Desktop-Drucker mit WLAN-Verbindung eingeführt und dies hat zu weiteren Connected-Lösungen geführt.
Dennoch bewegen wir uns von reinen Hardware-Lösungen weg, um Workflow-Lösungen zu bieten, wo die Software eine große Rolle spielt. Dementsprechend bieten wir MakerBot-Software, die für alle MakerBot-Produkte geeignet ist. Sie optimiert Drucke und nimmt systemeigene CAD-Dateien und neue Ressourcen an, um mit dem 3D-Drucken anzufangen. Außerdem kann der Benutzer mithilfe der Software mehrere MakerBot 3D-Drucker effizient in einer vollintegrierten Umgebung managen.
Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie MakerBot in der Zukunft? Wie wird Ihre Firma auf neue Entwicklungen reagieren?
Valentin Storz: Der Markt für das 3D-Drucken ist noch jung und extrem dynamisch. Unsere Vision ist es, der führende Anbieter von 3D-Druck-Lösungen für Schulen und Einrichtungen der Hochschulbildung sowie in Ausbildung und Weiterbildung zu werden. Es ist auch unser Ziel, kleine und mittelständische Unternehmen, die noch keinen Zugang zu dieser neuen Technologie haben, zu unterstützen. Wir wollen letztlich der Marktführer in Prototyping werden und sehen viel Potenzial für das 3D-Drucken in Industrien mit Kleinserien oder hoher Individualisierung.
Wir müssen uns auf bestimmte Zielgruppen konzentrieren und Lösungen anstatt Produkte anbieten. Es ist besser, sich auf einem Bereich zu spezialisieren als sich zu verzetteln. Die Technologie hat eindeutig das Potenzial, Lieferketten maßgeblich zu verändern, und wir glauben, dass der Markt immer mehr von 3D-Druck-Produktionssysteme dominiert wird. Wir müssen all diese Möglichkeiten wahrnehmen.