Boote oder Bananen: Zusammen viel bewegen

Interview mit Dipl.-Ing. Konrad Eberle, Geschäftsführer der LTW Intralogistics GmbH

Wer Seilbahnen kann, kann auch noch mehr. Das dachte sich wohl Peter Malin, als er 1981 zusammen mit Doppelmayr, LTW Intralogistics gegründet hat. Heute gibt ihm der Erfolg Recht. „Die Idee war, die Produktion besser auszulasten“, erzählt Geschäftsführer Dipl.-Ing. Konrad Eberle, der selbst schon seit 30 Jahren an Bord ist. So spezialisierte sich das Unternehmen auf die Logistik für Hochregallager.

Bereits 1984 gelang dann mit einer patentierten Weichentechnik ein großer Wurf. „Das war jahrelang unser Nummer-eins- Produkt“, so Konrad Eberle. Als weiteren wichtigen Meilenstein des Unternehmens nennt er den Bau des ersten Tiefkühllagers 1991.

Spätestens durch die Übernahme und Verschmelzung mit einer Software-Firma in Wien im Jahr 2017 konnte sich LTW als Komplettanbieter für die Realisierung von Intralogistiksystemen mit Turn-Key-Lösungen über Europa hinaus einen Namen machen.

„Dadurch, dass wir Mechanik, Elektronik und Software, die eng miteinander verzahnt sind, aus einer Hand anbieten, sind wir technisch auf dem Markt ganz vorn. Alles, was wir für unsere eigenen Produkte benötigen, wird innerhalb der Doppelmayr-Gruppe produziert. Mit LTW lasten wir einen kleinen Teil der Doppelmayr Produktion aus“, berichtet der Geschäftsführer.

Backup der Gruppe

Von seinen Niederlassungen am Hauptsitz in Wolfurt sowie in Wien, Deutschland und den USA aus realisiert LTW Projekte in über 35 Ländern. 70% des Umsatzes erzielt das Unternehmen in der DACH-Region. Zusätzlich kommen Großaufträge aus den USA.

Die Integration in den Verbund der Gruppe sieht Konrad Eberle als großen Vorteil: „Sie gibt uns Backup. Doppelmayr ist ein tolles Familienunternehmen mit großartiger Kultur. Die Mitarbeiter identifizieren sich mit dem Unternehmen. Loyalität und Ehrlichkeit sind uns ganz wichtig; davon profitiert auch der Kunde.“

„Das einzulagernde Produkt ist egal, das können Maschinen, Boote oder Bananen sein. Der Prozess ist für uns wichtig.“ Dipl.-Ing. Konrad EberleGeschäftsführer
Konrad Eberle

Intralogistik in allen Dimensionen

Der Kundenkreis ist breit gefächert. Aktuell, in der Corona-Zeit, sei die Nachfrage im Bereich Food sehr stark, sagt Konrad Eberle, betont aber sogleich: „Wir sind branchenneutral. Zu unserer Zielgruppe zählen alle Unternehmen, die Transporteinheiten haben. Das Produkt ist egal, das können Maschinen, Boote oder Bananen sein. Der Prozess ist für uns wichtig“, erklärt er und nennt einige außergewöhnliche Projekte: „Wir haben zum Beispiel ein Bootslager in Florida gebaut. Hier lag die Herausforderung darin, dass es so etwas nicht zum Anschauen gab. Wir mussten also den Kunden überzeugen. Bei einem Container-Lager in der Schweiz war die Dimension die Herausforderung: Die Container sind bis zu 18 t schwer.“

Weitere Anlagen wurden konzipiert, um Paletten mit 30 m Länge oder Holzstapel mit einem Gewicht von 10 t zu bewältigen. Lukas Moosmann, Teamleitung Marketing, fügt hinzu: „Bei diesen Sondermaschinen erbringen wir oft Pionierleistungen. Wir fürchten keine Herausforderungen. Im Gegenteil – Sie motivieren uns.“

Neben Sondermaschinen baut LTW auch Standard-Palettenlager. Bei Zweidritteln der Aufträge handelt es sich um Folgeaufträge. Für Lukas Moosmann ist offensichtlich, warum: „Wir haben Erfahrung, einen seriösen Ruf, man vertraut uns, und wir können viele Referenzanlagen vorweisen. Wir haben .weltweit schon rund 1.000 Anlagen mit 2.000 Regalbediengeräten realisiert.“

Alles digital

Die Mechanik ist nur eine Komponente beim Bau von modernen Intralogistikanlagen. Ohne digitale Lösungen geht heute in der Branche nichts mehr, macht Konrad Eberle deutlich: „Digitalisierung ist für uns nicht nur ein Schlagwort. Die lückenlose Dokumentation etwa spielt eine extrem wichtige Rolle, ebenso das Monitoring und Controlling oder die Temperaturkontrolle, also das technische Monitoring. Denn die Anlagen sind heute rund um die Uhr in Betrieb.“

Auch im Marketing ist die Digitalisierung angekommen, erklärt Lukas Moosmann: „Der persönliche Kontakt ist uns sehr wichtig, aber wir investieren auch in Content Marketing, Case Studies und Bewegtbild. Wir bauen große Anlagen, die lange laufen müssen und hohe Investitionen erfordern. Hier punkten wir mit unserer Handschlagmentalität.“

Attraktiver Arbeitgeber

Eine Herausforderung für LTW ist der Fach- und Führungskräftemangel. „In unserer Region gibt es etliche Global Player. Die vielen Hidden Champions und die Nähe zur Schweiz machen die Personalrekrutierung nicht einfacher“, sagt Konrad Eberle. Man setze daher schon bei den Schülern an.

„Wir gehen auf junge Menschen an den Schulen zu und bieten ihnen die Möglichkeit, bei uns Diplomarbeiten zu schreiben“, erzählt er. Das Unternehmen versucht, die Mitarbeiter durch attraktive Angebote zu halten, zum Beispiel die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, oder flexible Arbeitszeitmodelle. „Auch was das Arbeitsklima betrifft, haben wir in Untersuchungen gut abgeschnitten. Wir leben ein Miteinander“, betont der Geschäftsführer.

Hochfahren nach Corona

Die Corona-Krise hat auch Konrad Eberle Kopfzerbrechen bereitet. „Wir mussten alle Montagen abbrechen und unsere Leute aus der ganzen Welt zurückholen. Unsere Sorge drehte sich darum, sie gesund zurück nach Hause zu bringen“, erzählt er.

Viele Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen, das Software-Team hat komplett im Homeoffice gearbeitet. Nun läuft alles langsam wieder an und die Mitarbeiter beginnen wieder zu reisen. „Aktuell haben wir einen Nachfrage-Boom. Alle wollen gleichzeitig das Versäumte nachholen. Der Auftragseingang ist aber zögerlich. Der Bereich Technik und Engineering läuft auf 100%, aber die Zahl der Neuaufträge befindet sich noch auf niedrigem Niveau“, sagt Konrad Eberle, der betont: „Unser Ziel ist, alle Leute zu halten.“

Derzeit sind die Auftragsbücher voll und neue Projekte werden in Angriff genommen. So wird bereits im Juli dieses Jahres der Spatenstich für den Bau eines neuen Bürogebäudes erfolgen. Investiert wird auch in ein eigenes Hochregallager für Kundendienst und Service. „Wenn in den nächsten drei Monaten die Auftragseingänge wieder steigen, dann ist alles gut gegangen“, so der Geschäftsführer. Sein Wunsch ist, als Unternehmen noch stärker wahrgenommen zu werden. „Gesundes Wachstum, eine gute Auslastung, zufriedene Kunden“, fasst er die Ziele für die Zukunft zusammen.

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