Präzision für die Elite der weltweiten Forschung
Interview mit Dr. Vincent Linseis, Geschäftsführer der LINSEIS Messgeräte GmbH
Renommierter geht es nicht. Auf der Referenzliste der LINSEIS Messgeräte GmbH finden sich so klangvolle Namen wie die Großforschungsanlage CERN, die US-amerikanische Weltraumbehörde NASA, die University of Cambridge und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Doch nicht nur mit weltweit bekannten Forschungseinrichtungen punktet das familiengeführte Unternehmen aus der bayerischen Kleinstadt Selb. Auch Firmen wie Porsche, Rolex, General Electric, BMW und Volkswagen bieten einen Auszug aus dem Who's Who internationaler Topkonzerne.
Hochinnovativ
„Wir sind hochinnovativ und bei den großen Themen immer ganz vorne mit dabei“, nennt Geschäftsführer Dr. Vincent Linseis Gründe für das Interesse absoluter Top-Player an den Produkten von LINSEIS. „Wir haben uns einen Baukasten erarbeitet und sind ein junges Team. Als Familienunternehmen planen wir langfristig und wollen immer nachhaltige Strukturen schaffen.“
Wann oxidiert ein Material, wann ermüdet es? Wo liegt der Schmelzpunkt eines Stoffes? Auf diese und ähnliche Fragen geben die Geräte von LINSEIS zuverlässig und präzise Auskunft. So misst das Dynamische Differenzkalorimeter Wärmeflüsse von -180 bis 2.400 °C, andere Messgeräte zur gravimetrischen Sorptionsanalyse operieren in einen Bereich von UHV bis zu 1.000 bar, wieder andere dienen der Analyse von Gasen.
„Wir haben Stärken im Hochtemperaturgeschäft und auch bei ganz niedrigen Temperaturen, zum Beispiel bei Wasserstoff“, betont der Geschäftsführer. „Bei ganz besonderen Fragestellungen können wir unsere Seriengeräte auch kundenspezifisch anpassen. Grundsätzlich sind wir sehr forschungsgetrieben.“
Anfänge in der Garage
Seit mehr als 60 Jahren steht der Name LINSEIS für Präzision und Verlässlichkeit. Zusammen mit seiner Ehefrau gründete der Physiker Dr. Maximilian Linseis 1957 – klassisch in der Garage – die LINSEIS Messgeräte GmbH. Die ersten Produkte waren Dilatometer und Seismographen-ähnliche Schreiber, welche die thermische Ausdehnung von Stoffen messen und vor allem in der regionalen Porzellanindustrie eingesetzt wurden.
Die Schreiber wurden mit dem Aufkommen der PCs überflüssig und das Unternehmen konzentrierte sich wieder auf seine ursprüngliche Kompetenz thermische Analyse. 1970 stieg Sohn Claus Linseis in das Unternehmen ein, baute in der US-amerikanischen Universitätsstadt Princeton die erste Auslandsniederlassung auf und wurde 1978 Geschäftsführer in den USA und danach in Deutschland.
Bis heute ist das Unternehmen mit 160 Beschäftigten und einem Umsatz von 18 Millionen EUR zu 100% im Besitz der Familie und wird von Dipl. Phys. Claus Linseis gemeinsam mit seinen Söhnen M.Sc. Florian Linseis und Dr. Vincent Linseis geleitet. Neben der Niederlassung in Princeton unterhält LINSEIS weitere Standorte in Peking und Shanghai sowie im indischen Delhi.
Starker Exportanteil
„Unsere Messgeräte kommen auf der ganzen Welt überall dort zum Einsatz, wo Materialien erforscht werden“, erklärt Dr. Vincent Linseis. „Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Qualitätssicherung.“ So sind es in erster Linie Universitäten, Forschungseinrichtungen sowie große Konzerne, die LINSEIS Messgeräten vertrauen. So überrascht es auch nicht, dass rund 80% des Umsatzes außerhalb der DACH-Region erwirtschaftet werden.
Kaltakquise ist für LINSEIS keine Option, die Mitarbeiter an den verschiedenen Standorten sind außer für den Service auch für den Vertrieb zuständig. Neben dem Direktvertrieb werden Standardgeräte über den Laborhandel verkauft, dessen Kundennetzwerk wiederum neue Kontakte eröffnet. Darüber hinaus ist LINSEIS auf Tagungen und Fachkonferenzen präsent und nutzt die Möglichkeiten von Webseite, Suchmaschinenoptimierung und LinkedIn. Und auch auf Messen wie der Analytica und der Ceramitec in München sowie der Frankfurter Achema ist das Familienunternehmen mit einem Stand vertreten.
Sicher und bedienerfreundlich
Als forschungsgetriebenes Unternehmen setzt LINSEIS natürlich auf die Möglichkeiten der Digitalisierung. Intern wurde gerade viel Geld in ein neues ERP-System investiert, um Produktion, Beschaffung und Vertrieb noch effizienter zu organisieren. „Bei unseren Produkten überarbeiten wir gerade die komplette Geräte- und Steuerungsarchitektur“, sagt Dr. Vincent Linseis. „Hier geht es um Labordatensysteme in der Cloud und um KI zur eigenen Fehlererkennung der Geräte. Da unsere Produkte oft bei gefährlichen Experimenten eingesetzt werden – zum Beispiel mit Wasserstoff – warnen sie frühzeitig vor dem Erreichen eines zündfähigen Luft-Gas-Gemischs ab einem Wasserstoffanteil von 4%. Neben der Sicherheit wollen wir durch den Einsatz von KI aber auch die Bedienerfreundlichkeit unserer Geräte erhöhen.“
Für ein modernes und innovatives Unternehmen wie LINSEIS steht das Thema Nachhaltigkeit natürlich ebenfalls im Fokus. So helfen die Messgeräte dabei, Produkte wie Sonnenpaneele, Kompositmaterialien und Windschaufeln weiter zu optimieren. Und auch im eigenen Betrieb nutzt das Unternehmen die Sonnenenergie zur Stromerzeugung. Als Familienunternehmen wird bei LINSEIS großer Wert auf ein gutes Betriebsklima gelegt.
Dr. Vincent Linseis: „Wir haben hier keine Konzernstrukturen, sondern flache Hierarchien und gehen individuell auf unsere Mitarbeiter ein.“ Mit Zukunftsmärkten wie Biotechnologie, Life Science und Mobilität will sich LINSEIS in der nächsten Zeit intensiver beschäftigen und weiterhin passende Lösungen für die Forschung anbieten.