Von guten Geistern und dem Blick in die Glaskugel
Interview mit Konrad Herzog, CEO der Lastech AG


Wirtschaftsforum: Herr Herzog, Sie sind Gründer, Inhaber und CEO der Lastech AG, die sich seit drei Jahrzehnten auf die Verarbeitung von Blech konzentriert und einen hervorragenden Ruf bei Kunden aus den verschiedensten Branchen genießt. Wie stellt sich die Entwicklung bis heute dar?
Konrad Herzog: Lastech hat sich über all die Jahre sehr stetig und konstant entwickelt. Ich habe das Unternehmen 1989 mit zwei Partnern gegründet; heute haben wir 48 Mitarbeiter. Jedes Jahr stellen wir ein bis zwei neue Mitarbeiter ein. Gleichzeitig haben wir als Produktionsbetrieb in der Blechbearbeitung neue Märkte für uns entdeckt; es gab eine stetige Weiterentwicklung in Richtung 5-Achs-Bearbeitung, Umformung und Baugruppenfertigung. Nach der Übernahme einer Abteilung eines Wettbewerbers 2018 sind wir heute auch im Rohr- und Profilformen tätig und haben dafür eine neue Abteilung gegründet, die hier im Haus integriert ist.
Wirtschaftsforum: Von drei auf 48 Mitarbeiter gewachsen, den Umsatz beziffern Sie auf 10 Millionen CHF. Diese Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, illustrieren eine lineare, kontinuierliche Entwicklung. Gab es bei dieser positiven Dynamik auch Einbrüche? Wie erleben Sie zum Beispiel die Corona-Krise?
Konrad Herzog: Natürlich gab es auch Einbrüche; 2011 und 2015, als der Euro eingebrochen ist, war das zum Beispiel der Fall. Unser großer Vorteil ist, dass wir sehr breit aufgestellt sind und viele kleine Kunden haben; das hilft in Krisenzeiten. Unser größter Kunde ist kleiner als 5% des Jahresumsatzes. Was Corona angeht, sind wir erstaunlich gut durch die Krise gekommen. Wir sind sehr glücklich, da wir haarscharf auf unserem Budget sind.
Wirtschaftsforum: Sie sagen, die breite Unternehmensaufstellung sei eine große Stärke. Wie genau sieht diese Aufstellung heute aus?
Konrad Herzog: Als Blechverarbeiter haben wir besonders in den Bereichen Laserschneiden, Laserschweißen und Abkanten großes Know-how und Erfahrung. Unsere Kernkompetenz liegt klar in der Blech- und Baugruppenfertigung inklusive Rohr- und Profilverarbeitung. Mehrachsenbearbeitungen spielen zum Beispiel eine große Rolle. Unsere Zielgruppe ist breit gefächert und schließt den Anlagen- und Apparatebau, die Bauwirtschaft, den Fahrzeugbau, die Beleuchtungsindustrie und landwirtschaftliche Geräte ein. Wichtig ist, dass wir selten große Serien fertigen, sondern im Sondermaschinenbau zu Hause sind.
Wirtschaftsforum: Herr Herzog, Sie sind seit der ersten Stunde im Unternehmen aktiv. Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe der Zeit verändert?
Konrad Herzog: Lastech ist ein inhabergeführtes Unternehmen, seit 2001 liegen alle Anteile bei meiner Familie; ich selbst nehme heute Aufgaben als CEO und Inhaber wahr. Als ich das Unternehmen gründete, war ich vor allem im Verkauf aktiv, habe Arbeiten vorbereitet und zum Teil auch produziert. Im Laufe der Zeit wurde dann eine neue Firmenstruktur etabliert. 2006 wurden Büro und Werkstatt aufgeteilt, 2012 haben wir einen Betriebsleiter eingestellt, 2019 einen Teamleiter. Ich selbst bin auch heute noch aktiv ins Tagesgeschäft involviert, vor allem bei schwierigen Projekten. Das ist mir sehr wichtig und macht mir großen Spaß. Eine besondere Leidenschaft sind Innovationen, die ich mit ein, zwei Mitarbeitern begleite. Meine Frau ist auch im Unternehmen aktiv, kümmert sich um HR und Marketing. Was mir besonders am Herzen liegt, ist das Wohl unserer Mitarbeiter. Ihnen soll es gut gehen, sie sollen sich wertgeschätzt fühlen, schließlich leistet hier jeder einen wichtigen Teil. Wir informieren unsere Mitarbeiter regelmäßig über wichtige Unternehmensentwicklungen, fragen nach wie es ihnen geht. Sie spüren, dass sie uns wichtig sind und das motiviert und stärkt sie. Ich weiß, dass die Mannschaft hier hinter uns steht, das wiederum motiviert mich. Ich kann für mich sagen, dass mich zu Beginn vor allem die Technologie beschäftigte; heute sind es die Menschen: Mitarbeiter, Kunden, Partner. Der monetäre Gedanke stand nie im Vordergrund. Die Zufriedenheit aller Akteure ist Voraussetzung für den Erfolg. Hier im Unternehmen herrscht ein guter Geist. Man kann nur investieren mit guten, glücklichen Mitarbeitern.
Wirtschaftsforum: Gibt es etwas, das Sie aktuell besonders beschäftigt?
Konrad Herzog: Wir arbeiten momentan an der Nachfolgeregelung, die durch Corona etwas durcheinandergeraten ist. Mein Wunsch wäre, wenn das Unternehmen mehrheitlich in Familienhand bliebe, begleitet durch langjährige Mitarbeiter, die sich beteiligen können. Zwei Söhne sind bereits im Betrieb tätig. Wie es wirtschaftlich weitergeht, ist schwer zu sagen. Man macht sich Gedanken und hat natürlich einen Plan B. Allerdings ist es schwer, Prognosen abzugeben; das ist ein Blick in die Glaskugel. Wir setzen weiterhin auf gute, persönliche Beziehungen zu Mitarbeitern und Kunden, mit denen wir telefonieren und die wir vor Ort besuchen, um gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die uns weiterbringen. Wirklich wichtig ist mir, Unternehmen zu zeigen, dass man nicht in Fernost einkaufen muss, sondern auch in der Schweiz dasselbe zu ähnlichen Preisen bekommen kann. Das sehe ich als große Aufgabe, für die momentan viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.