Das Auge der Maschine – Punktgenaue Lasermesstechnik
Interview mit Lars Ambrosy, Geschäftsführer der LASE Industrielle Lasertechnik GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Ambrosy, Sie beschäftigen sich schon länger mit dem Thema Lasersensorik. Wie hat alles angefangen?
Lars Ambrosy: Schon während des Studiums habe ich mich mit dem Thema Positionserfassung befasst. Damals habe ich bei einem Stahlwerk in Salzgitter meine Diplomarbeit geschrieben. Ich hatte die Aufgabenstellung, für eine Kranautomatisierung die geeignete Messtechnik auszusuchen und eine Kranpositionserfassung zu realisieren. In dem Zusammenhang habe ich auch meinen heutigen Geschäftspartner Achim Klingberg kennengelernt. Die Firma LASE hatte damals die nötigen Messgeräte geliefert. Nach dem Studium habe ich mich mit einem eigenen Ingenieurbüro in Hannover selbstständig gemacht. 2000 habe ich dann eine Firma in Bremen für Laser-Systemlösungen gegründet. Schließlich wurde diese Firma 2004 mit der LASE Industrielle Lasertechnik GmbH verschmolzen.
Wirtschaftsforum: Wie hat sich die Lasertechnologie seit dem Beginn weiterentwickelt?
Lars Ambrosy: In den letzten 20 Jahren hat sich die Technologie von eindimensionalen Messungen zwischen zwei Punkten zu einer präzisen Positionsermittlung von Objekten in drei Dimensionen entwickelt. Der größte Schritt nach vorn war der Übergang von der zweidimensionalen zur dreidimensionalen Messtechnik. Wir waren Vorreiter in der industriellen Nutzung dieser Technologie und Verarbeitung der Messdaten durch geeignete Applikationsoftware. Heute liefern wir zu 90% Systemlösungen.
Wirtschaftsforum: Wer gehört zur Zielgruppe für diese neue Technologie?
Lars Ambrosy: Wir haben uns im Laufe der Jahre auf die Stahl-industrie, Containerhäfen, die Transportlogistik und den Bergbau konzentriert. Was sie alle gemeinsam hatten war, dass große Objekte oder Volumina gemessen werden sollten. Somit hatten wir ein Systemhaus mit einer besonderen Technologie, mit der wir gezielt auf diese Nischenbranchen eingehen konnten und wo man diese Messtechnik besonders gut einsetzen konnte. Heute sind die Containerhäfen unser Hauptmarkt, auf den 60 bis 70% unseres Jahresumsatzes von elf Millionen EUR entfallen. Mithilfe unserer Systeme können die Fahrer die Kranbewegungen präzise und sicher ausführen. Unser Ziel ist es, die Arbeit des Kranführers zu erleichtern.
Wirtschaftsforum: Stichwort Automatisierung: Kann die lasergesteuerte Positionserfassung als Vorläufer eines komplett automatisierten Systems gesehen werden?
Lars Ambrosy: Zurzeit gibt es in der Tat insbesondere in den Containerhäfen eine große Marktbewegung in Richtung Automatisierung. Unsere Systeme sind besonders für den Einsatz dort geeignet, wo es viele vorhersehbare und sich wiederholende Bewegungen von Objekten mit genormten Dimensionen gibt. Dies sind die idealen Voraussetzungen für die Entwicklung von vollautomatischen Kranpositioniersystemen. Was die Containerterminals brauchen, ist eine verlässliche und bekannte Performance. Sie müssen wissen, wie lange es dauert, eine Ladung zu entladen oder eine bestimmte Anzahl von Containern zu bewegen. Kosteneffizienz entsteht durch Vorhersehbarkeit. Das können automatisierte Systeme liefern.
Wirtschaftsforum: Wie wichtig ist die kontinuierliche Entwicklung neuer Produkte für Ihr Unternehmen?
Lars Ambrosy: Das ist äußerst wichtig. Wir haben uns einen Ruf als Technologieführer erarbeitet und investieren weiterhin zwischen 15 und 20% unseres Jahresumsatzes in Forschung und Entwicklung. Heute umfasst unser Produktportfolio um die 50 verschiedene Produkte. Dank der Investitionen kommen jedes Jahr etwa vier bis fünf neue Produkte oder Produkterweiterungen hinzu. Zu den aktuellen Themen in der Produktentwicklung gehören Lösungen mit der Multilayer- oder Solid State-Technologie.
Wirtschaftsforum: Wie schätzen Sie das Marktpotenzial ein?
Lars Ambrosy: Bei den Containerhäfen liegt der Automatisierungsgrad bei 5 bis 10% weltweit. Das heißt, es gibt noch ein riesiges Potenzial für weiteres Wachstum. Wir haben dies als eine besondere Folge der Coronapandemie erlebt. Automatisierung bedeutet, dass weniger Personal benötigt wird und der Betrieb viel schneller herunter- oder hochgefahren werden kann.
Wirtschaftsforum: Sind Sie auch in Exportmärkten tätig? Lars Ambrosy: Wir sind international aktiv und erzielen 75% unseres Umsatzes im Export. In den letzten drei bis vier Jahren waren wir bestrebt, unsere Aktivitäten weltweit auszuweiten. Da wir ein beratungsintensives Produkt vertreiben, versuchen wir lokales Personal einzustellen, damit wir in der Landessprache verkaufen können.
Wirtschaftsforum: Wie zuversichtlich blicken Sie in die Zukunft?
Lars Ambrosy: Wir sehen klare Wachstumschancen für die Zukunft. Trotz des Trends zur Regionalität werden die internationalen Warenströme weiter zunehmen. Der Konsum wird wachsen, insbesondere da die Kaufkraft der Verbraucher weltweit steigt. Die Beschleunigung der Digitalisierung und Automatisierung wird uns zugutekommen.