Die Kraft der Stille
Interview mit Harald Schopf, Gesamtleiter des Kneipp- und Gesundheitszentrums der Barmherzigen Brüder
Direkt am Inn gelegen, hat das heutige Kurhaus Schärding Barmherzige Brüder in Schärding eine lange Geschichte. „Bereits Mitte des 17. Jahrhunderts wurde an dieser Stelle ein Kapuzinerkloster erbaut, dessen Kirche bis zum heutigen Tag steht“, erzählt Gesamtleiter Harald Schopf. „Im Zuge der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Mönche vertrieben und die Klostergebäude dienten als Gerichtshaus für die Stadtgemeinde und später auch als Gefängnis. 1927 erwarb der Orden der Barmherzigen Brüder das gesamte Areal. Anstelle der alten Klostergebäude wurde das Kneipp-Kurhaus der Barmherzigen Brüder errichtet, das 1931 eröffnet wurde. Damit prägt das von Pfarrer Sebastian Kneipp entwickelte System seit über 90 Jahren unser therapeutisches Konzept. In den letzten Jahrzehnten haben wir uns zusätzlich mit internationaler Medizin wie der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und dem indischen Ayurveda ganzheitlich weiterentwickeln können.“
Bis heute ist das Haus im Besitz des Ordens, dessen zentraler Wert Hospitalität – Gastfreundschaft – ist. „Und diese Gastfreundschaft“, so Harald Schopf, „erleben die Gäste an jedem Tag, den sie bei uns sind.“
Regeneration und Prävention
Das Kneipp- und Gesundheitszentrum versteht sich als Medical Health Resort mit ganzheitlichem Ansatz. „Unser Hotel mit 85 Gästezimmern und 115 Betten steht ausschließlich für medizinisch-therapeutische Zwecke zur Verfügung“, erläutert Harald Schopf. „Das heißt, unsere Gäste machen bei uns keinen Wellnessurlaub, sondern investieren in ihre Gesundheit, in Regeneration und Prävention.“
Wichtige Themen dabei sind Fasten und Ernährung sowie Entgiftung, etwa durch Basenfasten und Heilfasten nach Franz Xaver Mayr oder durch eine Ayurvedische Reinigungskur. „Die Königin der Ayurvedischen Behandlungsformen ist Pancha Karma, eine 14-tägige, sehr intensive Reinigungskur“, nennt Harald Schopf ein Highlight im Angebot des Gesundheitszentrums. Yoga-Angebote werden vor allem im Frühling und Frühsommer gern angenommen, „einfach, um neue Kraft und Energie zu schöpfen“, wie der Gesamtleiter sagt.
Auch Post-Covid-Behandlung habe sich zu einem wichtigen Bereich entwickelt: Hier geht es vor allem um Atemtherapie. Ebenso hat die klassische Physiotherapie starken Zulauf: Drei Physiotherapeutinnen und eine Osteopathin kümmern sich um die Bedürfnisse der Gäste.
„Alles, was mit dem Thema Bewegungsapparat zusammenhängt, können wir sowohl im präventiven als auch im regenerativen Bereich abdecken“, so Harald Schopf. Viele Gäste kommen mit chronischen Schmerzen, beispielsweise aufgrund von Rheuma. Hier könne vor allem bei langfristig chronischen Rheuma-Patienten gerade auch mit Kneipp-Anwendungen sehr viel Gutes bewirkt werden, ist sich der Gesamtleiter sicher.
„Unser Körper kann etliche starke Reize in Form von Hitze, Kälte oder auch Hunger aushalten“, verdeutlicht er. „Weniger gut kommt er dagegen mit Überfluss zurecht. Kontrolliert gesetzte Reize stärken den Körper und das Immunsystem; der Mensch geht gestärkt und mit neuem Elan zurück in seinen Alltag.“
Sein ist wichtiger als Haben
Ein wesentlicher Faktor, um neue Kraft zu tanken, ist laut Harald Schopf auch die andere Umgebung. „Es ist wichtig, auch einmal aus dem Alltag auszubrechen, etwas anderes zu sehen“, betont er. „Wir haben eine traumhafte Lage, sind umgeben von einer wunderbaren privaten Parkanlage unmittelbar am Inn, ideal zum Radfahren oder Spazierengehen. Es geht ja nicht nur um Therapie, sondern auch darum, ein Gefühl von Urlaub zu haben.“
Einmal allein für sich die Stille zu genießen, gebe Kraft und sei ein Luxus, den man sich im Alltag nur selten leisten könne. Die meisten Gäste seien daher Einzelgäste, etwa 80% Frauen, das Alter liegt zwischen 30 und 90 Jahren. Das Gros der Gäste kommt aus Österreich und Deutschland, ungefähr 5% sind internationale Gäste aus aller Welt. „Internationalisierung ist insofern natürlich ein wichtiges Thema für uns“, sagt Harald Schopf. „Wir möchten gern ein möglichst ʿbuntes Hausʾ haben!“
Der Erfolg macht den Applaus
Auf die Frage, was den Erfolg seines Unternehmens ausmacht, hat Harald Schopf eine klare Antwort: „Wir gehen auf jeden Gast individuell ein. Es gibt bei uns kein Dogma, was die beste Behandlungsmethode ist, sondern wir suchen aus unserem Angebot gemeinsam mit dem Gast den optimalen Mix heraus. Der Erfolg ist unser Applaus!“ In die Zukunft blickt er deshalb optimistisch: „Wir hatten gerade den besten Jänner unserer Geschichte und sind bis April ausgebucht. Mit einer durchschnittlichen Jahresauslastung von 80% stehen wir sehr gut da!“