Messspezialisten für die Prozessgasanalyse

Interview mit Dr. Ernst Schröder, Managing Director der InProcess Instruments Gesellschaft für Prozessanalytik mbH

Wirtschaftsforum: Herr Dr. Schröder, was sind aktuell die wichtigsten Themen und Geschäftsbereiche für InProcess?

Dr. Ernst Schröder: Wir haben eine neue Geräteplattform auf den Markt gebracht, die die zu messenden Proben empfindlicher nachweist und zugleich kostengünstiger ist. Mit dieser neuen Lösung können wir auch im unteren Marktsegment stärker in den Wettbewerb treten. Zu den aktuellen Projekten zählt unter anderem ein Elementanalysator für Hochtemperaturanwendungen. Hier stellen wir die Gasanalytik. Die Proben können bei der Analyse auf bis zu 2.000 °C aufgeheizt werden. Ein weiteres Projekt, das wir in Kooperation mit Variolytics, einer Ausgründung aus dem Stuttgarter Fraunhofer IGB durchführen, ist die Ankopplung eines Flüssigeinlasssystems für die Massenspektrometrie auf der Basis von teildurchlässigen Membranen. Dieses Projekt steht noch am Anfang, wird aber auch mit unserer neuen Plattform angeboten. Hier geht es vor allem um Analytik im Bereich der Biotechnologie.

Wirtschaftsforum: In welchen Bereichen und Segmenten sehen Sie für die kommenden Jahre vielversprechendes Potenzial?

Dr. Ernst Schröder: Wasserstoffanalytik wird sicherlich ein großes Thema, zum Beispiel für alle großen Stahlhersteller. Ein Schwerpunkt ist hier die Roheisenerzeugung. Alle großen Namen wie Arcelor, Thyssen oder Salzgitter arbeiten daran, zur Vermeidung ihrer CO2-Emmissionen von Kohle auf Wasserstoff umzustellen. Ein weiterer Fokus liegt auf der Versprödung von Materialien. Wasserstoff versprödet Werkstoffe. Dies ist eine Herausforderung für die Materialwissenschaftler. Niedrige Gehalte an Wasserstoff sind bedeutsam für die versprödungsfreie Erzeugung und Verarbeitung von vielen Metallen wie Eisen, Stahl oder Buntmetallen. Hier bringen wir uns ebenfalls ein. Wachstumsperspektiven sehe ich auch im Bereich der Fermenteranalytik, also der Bioanalytik von Flüssigkeiten. Das heißt, die bestimmenden Themen der nächsten Jahre werden Material, Bio- und Wasserstoffanalytik sein.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Ihre Kunden und für Ihre Zukunftspläne?

Dr. Ernst Schröder: Wir haben in den vergangenen zwei Jahren viel in Software und IT-Personal investiert. Unsere Kunden brauchen zuverlässige und gut steuerbare Schnittstellen in ihren Industrieprozessen. Die großen Industrieausstatter machen hier Vorgaben, die wir bedienen müssen. Unser Ansatz ist es, einen Großteil der Prozesssteuerung in diese Standards zu transferieren. Somit wachsen wir auf dem Stand der Technik in der Prozesssteuerung mit. Wir halten unsere Schnittstellen aktuell, sodass wir unsere Ressourcen voll und ganz auf die Analytik konzentrieren können.

Wirtschaftsforum: Was sind, regional gesprochen, heute Ihre wichtigsten Märkte und wo sehen Sie Potenzial für die Zukunft?

Dr. Ernst Schröder: Aktuell erwirtschaften wir rund 60% unserer Umsätze in der DACH-Region sowie in einigen anderen europäischen Ländern. Wir möchten aber unsere Internationalisierung in der nächsten Zeit konsequent vorantreiben. China ist ein hochpotenter Markt für uns. Hier agieren wir bereits mit einem zuverlässigen Partner, sind aber noch auf der Suche nach weiteren Partnerschaften. Aktuell bauen wir zudem eine Vertriebspartnerschaft für Amerika und Brasilien auf. Nordamerika ist dabei eine besondere Herausforderung. Unsere Marke ist nicht bekannt. Wir müssen daran arbeiten, unseren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Deshalb stärken wir unseren Vertrieb und agieren mit Partnern vor Ort. Wir müssen als Marke für unsere Lösungen stehen und das geht nur über direkten Kontakt.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie mit InProcess für die kommenden Jahre?

Dr. Ernst Schröder: Wir sind erfolgreich, aber in Relation zum Marktvolumen ein kleiner Player geblieben. Aus dieser Rolle müssen wir raus, wenn wir langfristig wettbewerbsfähig sein möchten. Die Kosten steigen seit Jahren, deshalb müssen wir wachsen. Ein wichtiger Pfeiler unserer Wachstumsstrategie ist die Internationalisierung, die wir durch unsere Software-Infrastruktur stützen. Trotz der COVID-19-Krise ist es uns auch im letzten Jahr gelungen, regional zu wachsen. Wir haben inzwischen in Frankreich einen Partner, der für uns auch in Italien und in den Benelux-Ländern aktiv ist. Mittelfristig möchten wir auch im indischen Markt weiter Fuß fassen. Hier haben wir bereits eine gute Ausgangsposition. Auch in Kanada und in Russland sehe ich gutes Potenzial. Als kleiner Player geht es für uns darum, unsere lokalen Marktanteile zu vergrößern. Die zweite Säule unseres Wachstumsplans ist der Ausbau des OEM-Geschäfts. Netzsch und Bruker, Variolytics oder Chromatotec sind hier wichtige Partner für uns, da sie über internationale Vertriebskanäle verfügen.

Wirtschaftsforum: Welches langfristige Ziel haben Sie für die InProcess?

Dr. Ernst Schröder: Unsere Ziele sind ambitioniert. Vor dem Hintergrund unserer Internationalisierungspläne haben wir unsere Ziele und unsere Vision auf Englisch formuliert. Wir nennen unsere Strategie ‘Global Market Reach’. Unsere Vision lautet: Be known as the number one provider of dedicated solutions for process mass-spectrometry. Dabei möchten wir einen Marktanteil im zweistelligen Prozentbereich erreichen. Meine persönliche Mission ist es, das Unternehmen so aufzustellen, dass wir diese Ziele erreichen können. Ich bin zuversichtlich, dass mir dies bis Ende 2022 gelingen wird. Das bedeutet, dass wir dann rund 50 bis 70% mehr Umsatz machen als 2016. Damit hätten wir ein jährliches Wachstum von 7 bis 10% erreicht.

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