Gut Kind will Mode haben
Interview mit Alessandra Chiavelli, Geschäftsführendes Verwaltungsmitglied der Il Gufo SpA

„Unsere Kleidung ist bequem, das Kind kann sich darin frei bewegen“, zählt Alessandra Chiavelli, Geschäftsführendes Verwaltungsmitglied, die Vorzüge von Il Gufo auf. „Das Design ist bewusst ausgewählt, immer mit dem Blick auf die Kinder. Sehr wichtig ist, dass sich die Stücke gut waschen lassen. Unsere Kunden wollen nicht die großen Marken auf den Kleidern sehen, sie wollen eine stille Qualität. Unsere Zielgruppe ist gebildet und erkennt die Arbeit, die in unseren Produkten steckt.“
Da überrascht es nicht, dass zu den populärsten Stücken der Kollektion eine Hose mit fünf Taschen zählt. Aber auch die Kapuzenjacken, die Kleider und die Accessoires verkaufen sich gut.
„Durch den gesamten Herstellungsprozess zieht sich ein roter Faden: die Qualität“, erläutert Alessandra Chiavelli. „Das ist unsere Stärke, und sie beginnt bei der Entwicklung eines Produkts und endet mit der individuellen Betreuung unserer Kunden.“
Für die freie Entfaltung
Alessandra Chiavelli hat selbst eine Kindheit erlebt, in der sie sich frei entfalten konnte. „Meine Mutter hat die Firma 1980 gegründet“, erinnert sie sich. „Sie hat aber nie ihre Kinder dazu gezwungen, im Unternehmen zu arbeiten. Wir konnten es uns alle aussuchen. Meine Mutter war sehr begabt in Handarbeiten, sie hat damit angefangen, Lätze für uns und die Kinder ihrer Bekannten herzustellen. Sie war auch sehr sprachbegabt und unternehmerisch. Ihre Produkte wurden zuerst in den kleinen Geschäften verkauft und 1985 kamen die ersten Agenten. Der erste Auslandsagent kam aus Deutschland.“
Obschon sie nie dazu gedrängt wurden, sind letztendlich nicht nur Alessandra Chiavelli, sondern auch ihr Bruder ins Geschäft eingestiegen. „Er ist einige Jahre vor mir in die Firma eingetreten und verantwortet die Bereiche Gebäudeverwaltung, IT sowie Logistik.“
Neue Impulse
Alessandra Chiavelli muss es wissen, denn sie hat nach ihrer juristischen Ausbildung in jeder einzelnen Abteilung gearbeitet, angefangen beim Lager. „Man sollte einen Betrieb gut kennen, bevor man ihn leitet“, meint sie. „Ich habe eine Tätigkeit, die mir Spaß macht und die ich auch ohne das Familienunternehmen im Hintergrund ausüben würde.“
Seit sie in die Firma eingestiegen ist, ist das Unternehmen stetig gewachsen. „Wir investieren viel in Personal“, stellt sie fest. „2003 waren wir 15, heute sind wir 70 Personen, und dazu kommen noch die Mitarbeiter in den Boutiquen in Italien, Paris und New York.“
Bald werden wahrscheinlich noch weitere hinzukommen, da die Eröffnung neuer Geschäfte geplant ist. „Zunächst in London und dann folgt eine Erweiterung in New York“, erläutert Alessandra Chiavelli. „München und Berlin sind zudem interessante Städte für uns.“ Damit stellt sich die Firma auf einen besorgniserregenden Trend im Business ein.
Eine andere Kultur
„In den letzten zehn Jahren hat sich der Markt sehr verändert“, offenbart Alessandra Chiavelli. „Es herrscht ein Überangebot im Vergleich zur Nachfrage. Wir wünschen uns von unseren Kunden, dass sie ihren Markenmix mit Bedacht wählen und an die Unternehmen dahinter wirklich glauben.“