Arbeiten, wo Mensch gefragt ist
Interview mit Dr. Ralph Hartmann, Geschäftsführer und Inhaber der HR7 GmbH
Als Dr. Ralph Hartmann, Geschäftsführer und Inhaber von HR7, 2011 gemeinsam mit seiner Frau Dr. Michaela Hartmann das Unternehmen gründete, verfolgte er andere Ziele als viele Wettbewerber. Von Anfang an war ihm klar, dass er gegen das negative Image der Branche anarbeiten wollte.
„Wir bieten interessante Jobs und pflegen einen fairen und vernünftigen Umgang miteinander. Das macht uns interessanter als andere Wettbewerber“, erklärt er. Montags hier und freitags dort, das ist auch in der Zeitarbeit kein Konzept, das er unterstützt. Er setzt auf die gemeinsame Entwicklung von Arbeitsmodellen mit dem Kunden.
„Wir wollen keine Arbeitnehmerüberlassung zur Kostenminimierung, sondern zur Flexibilisierung“, betont er. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln. „Wir sitzen immer noch in – durchaus namhaften – Unternehmen, die einfach billiger Arbeit einkaufen wollen. Aber viele haben verstanden, dass Arbeit eine knappe Ressource ist. Unser Konzept wurde gut angenommen.“
So gut, dass das Unternehmen expandiert. 24 Mitarbeiter sind inzwischen bei HR7 beschäftigt und vor Kurzem wurde die fünfte Filiale eröffnet. Jedes Jahr wächst der Umsatz, der mittlerweile im zweistelligen Millionenbereich angesiedelt ist. Zuletzt war HR7 sogar eines der wachstumsstärksten Unternehmen der Jahre 2014 bis 2017.
Gute Behandlung, gute Bewertung
Dr. Ralph Hartmann erklärt die Grundidee seines Konzepts: „Wir wollen in der Arbeitnehmerüberlassung keine ganz großen Bewegungen, sondern setzen auf projektbezogene Überlassungen. Das heißt, nicht nur auf klassische Zeitarbeit. Dadurch haben wir langjährige Mitarbeiter, die Angebote anderer Unternehmen ablehnen, weil sie bei uns einen unbefristeten Arbeitsvertrag haben, pünktlich und korrekt ihr Geld bekommen und fair behandelt werden“, sagt der Geschäftsführer und ergänzt: „Die Fluktuation und die Krankenquote sind bei uns sehr niedrig. Ob wir dann am Ende des Tages 1% mehr oder weniger Rentabilität haben, ist nicht so wichtig. Hauptsache, das Unternehmen ist stabil, familiär und wir streiten nicht.“ Diese Einstellung schlägt sich auch in den Bewertungsportalen nieder. So liegt die Bewertung bei Kununu weit über dem Durchschnitt.
Dienstleister für den Mittelstand
Bei 82% der Überlassungen handelt es sich um gewerbliche Aufgaben vom Containerentlader über den Einpacker bis zum Betriebsleiter. 18% liegen im kaufmännischen Bereich. Hier lautet das Motto ‘alles außer IT’. „Das überlasse ich lieber den Spezialisten“, sagt Dr. Ralph Hartmann, der selbst Kaufmann ist. HR7 versteht sich als Dienstleister für den Mittelstand. Doch auch Großkonzerne nehmen die Leistungen der ebenfalls mittelständischen Firma in Anspruch.
„Wir bieten interessante Jobs und pflegen einen fairen und vernünftigen Umgang miteinander. Das macht uns interessanter als andere Wettbewerber.“ Dr. Ralph HartmannGeschäftsführer und Inhaber
„Ich schätze die Hands-on-Mentalität und Geschwindigkeit. Das bieten wir und das erwarten wir auch von unseren Kunden.“ HR7 vermittelt Arbeitskräfte vornehmlich im Norden Deutschlands. Die Niederlassungen befinden sich allesamt im Norden des Landes, in Hamburg und Lübeck sowie in Mecklenburg-Vorpommern. Dr. Ralph Hartmann möchte weiter expandieren in Richtung Bremen und Hannover. Er weiß aber auch: „Eines unserer Erfolgsgeheimnisse ist bei diesem dichten Deckungsnetz Geschwindigkeit und Qualität. Je mehr Strukturen geschaffen werden, desto behäbiger wird das Unternehmen.“
Sportlich wachsen
Die Bewerber profitieren von einer kurzen Prozesskette von dem Punkt ‘Ich finde das Unternehmen interessant’ bis zu ‘Ich habe einen Arbeitsvertrag’. Der Bewerbungsprozess sei klar definiert, berichtet der Geschäftsführer, und werde innerhalb der Fristen und in hohem Tempo eingehalten.
„Da bin ich auch wie ein Teufel hinter der armen Seele her“, stellt er klar. Jedes Jahr werden ein bis zwei junge Mitarbeiter ausgebildet, die alle übernommen werden. Die Arbeit mit jungen Leuten ist für Dr. Ralph Hartmann eine besondere Motivation. „Ich sehe ihre Entwicklung bei uns. In fünf Jahren werde ich 60 sein. Unsere Auszubildenden haben mit 22 Jahren ihre Ausbildung beendet und sind mit 25 im Unternehmen schon für eine knappe Million EUR verantwortlich.“
Die Branche wachse heute weniger stark als früher. „In unserem Sektor gibt es im Vergleich zu hoch entwickelten Arbeitswelten wie in den Niederlanden oder Großbritannien noch Nachholbedarf. Mindestlohn, Anpassung der Löhne und die Verkleinerung der Schere zwischen Arm und Reich ist gut, aber man darf dabei nicht zu schnell vorgehen. Viele Unternehmen haben Probleme, die gesetzlichen Änderungen umzusetzen.“
Ihm ist es wichtig, seinen Kunden Rechtssicherheit zu bieten, damit sie sich „um nichts kümmern müssen.“ Der Fachkräftemangel schlägt sich auch in der Arbeitnehmerüberlassung nieder. Einige Projekte könnten nicht besetzt werden, weil die Arbeitskräfte fehlen, beklagt Dr. Ralph Hartmann. „Unsere Branche wird nicht einfacher. Wir überdenken permanent unser Recruiting und probieren alle Mittel und Wege aus.“ Als sportlicher Mensch möchte er mit seinem Unternehmen auch sportlich wachsen. „Aber nicht gierig, sondern moderat und mit einer stabilen Truppe.“