Besser mit Holz bauen

Interview mit Andreas Wiesler, Geschäftsführer der Holzbau Bruno Kaiser GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Wiesler, Ihre Kompetenz von Bauen mit Holz ist unbestritten. Welche Meilensteine sind für Bruno Kaiser wichtig?

Andreas Wiesler: Gegründet wurde das Unternehmen 1986 von Bruno Kaiser, der sich schnell auf den Hausbau spezialisierte und sich gerade auf die für den Schwarzwald bekannte Ständer-Bohlen-Bauweise fokussierte. Wir haben diese Bauweise in die neue Zeit transformiert und optimiert.

Wirtschaftsforum: Wie kam es in Folge zur Hinwendung zum Bau von Mehrfamilienhäusern?

Andreas Wiesler: Bis 2010 forcierten wir immer stärker das schlüsselfertige Bauen und konnten Lösungen mitsamt Fenstern, Türen, Fliesen und entsprechenden Services anbieten. Ein weiterer Meilenstein war 2010 die Nachfolgeregelung, die Bruno Kaiser schon früh anstieß, indem er Herbert Duttlinger und Stefan Spitz ins Boot holte. Das war sozusagen der Startschuss für die zweite Gründung. Ich bin nach dem Ausscheiden von Bruno Kaiser 2017 als dritter Geschäftsführer hinzugekommen, war aber bereits vorher einige Jahre im Unternehmen tätig gewesen.

Wirtschaftsforum: Wie ging es weiter?

Andreas Wiesler: Ab 2015 entstanden immer mehr mehrgeschossige Holzhäuser mit bis zu 16 Wohneinheiten. Wir profitieren davon, dass wir von der Planung bis zur Ausführung alles können. So bauten wir 2021 als Generalunternehmer in Tiengen einen Gebäudekomplex mit 54 schlüsselfertigen Wohneinheiten.

Wirtschaftsforum: Wie steht Bruno Kaiser in Zahlen da?

Andreas Wiesler: Inzwischen beschäftigen wir 133 Mitarbeiter in unterschiedlichen Berufen und konnten 2020 auf einen Umsatz von 20 Millionen EUR blicken, der im letzten Jahr auf 25 Millionen EUR stieg, und das trotz vieler Widrigkeiten trotz, beziehungsweise wegen Corona, wie etwa Unsicherheiten bei Holzlieferungen, steigende Preise und schwieriger Verfügbarkeit.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie Ihre Schwerpunkte?

Andreas Wiesler: Wir sind eindeutig im Wohnungsbau zu Hause, inzwischen vor allem im mehrgeschossigen Segment. Insgesamt sind wir breiter aufgestellt als früher und bieten zudem Umbau und Sanierung. Viel Bestand muss saniert werden und im städtischen Bereich ist Nachverdichtung ein Thema. Hier sind gute Lösungen aus Holz gefragt.

Wirtschaftsforum: Welche bahnbrechenden Neuheiten stechen hervor?

Andreas Wiesler: Wir haben in Freiburg ein achtgeschossiges Haus komplett aus Holz gebaut, das große Aufmerksamkeit erregt. Wir wollen möglichst viele solcher Häuser konsequent in Holz und mit ökologischen Dämmstoffen bauen, das ist unser Ziel.

Wirtschaftsforum: Welche Rahmenbedingungen auch in punkto Nachhaltigkeit beschäftigen Sie?

Andreas Wiesler: Bei Sonderereignissen wird Holz viel zu schnell exportiert, statt Nasslagerplätze zu schaffen, wo etwa das Rundholz zwischengelagert werden kann, um es anschließend noch zu einem vernünftigen Preis zu verkaufen. Stattdessen wird es billig verkauft, exportiert und fehlt am Markt. Außerdem müssen Holzhäuser in Bezug auf die Klimabilanz anders bewertet werden als konventionelle Häuser. Holz ist der Baustoff der Zukunft.

Wirtschaftsforum: Was hebt Sie vom Wettbewerb ab?

Andreas Wiesler: Die Nachfrage beim Bauen mit Holz ist riesig, doch wir sind schon lange im schlüsselfertigen Bauen unterwegs und bieten Komplettpakete inklusive Planung. Der Kunde findet bei uns individuelle Lösungen.

Wirtschaftsforum: Wie sieht es bei der Digitalisierung aus?

Andreas Wiesler: Inzwischen gibt es hier glücklicherweise gute Lösungen fürs Handwerk. Wir nutzen beispielsweise Building Information Modelling, um 3D-Entwürfe mit den nötigen Informationen zu versehen. In den Bauprozess sind viele Beteiligte eingebunden, deshalb muss es eine Schnittstelle geben, um alles zusammenzufassen und zu vereinheitlichen.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie sich in den nächsten fünf Jahren?

Andreas Wiesler: Zunächst wollen wir uns konsolidieren. In den vergangenen zehn Jahren sind wir außerordentlich gewachsen. Der Umsatz ist von drei auf 25 Millionen EUR gestiegen. Die Mitarbeiterzahl ist von 40 auf 130 geklettert. Nach einer Selbstüberprüfung – wo stehen wir – wollen wir auf jeden Fall weiter wachsen.

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