Medizinische Versorgung – modern und für jeden zugänglich

Interview mit Enrico Jensch, COO Helios und CEO Helios Global Health

Wirtschaftsforum: Herr Jensch, was sind Ihre Themen für das Jahr 2023?

Enrico Jensch: Wir haben schon vor Corona vier großen Themen auf unserer Agenda Priorität gegeben. Das sind die Diversifizierung, Spezialisierung, Service und Employee Experience. Zum Thema Diversifizierung: Wir haben schon 2018 festgestellt, dass es zu kurz gedacht ist, uns lediglich als stationärer Krankenhausbetreiber zu sehen. Wir haben deshalb das gesamte System als mögliche Patientenreise betrachtet, haben unsere MVZs sortiert und zu einem Geschäftsbereich gemacht, mit dem jeweils besten Arzt des Faches als Leiter. So können wir auch ambulant erfolgreich arbeiten. Im Zuge der Diversifizierung wird auch das Thema Prävention wichtiger. Außerhalb der Kliniken bauen wir deshalb in Deutschland landesweit Präventionszentren auf. Unser Ziel ist es hier, der größte flächendeckende Anbieter zu werden. Auch ein wichtiges Thema ist die Arbeitsmedizin. Früher hatten wir dafür Mitarbeiter in unseren Kliniken, die aber nur 20% der eigenen Mitarbeiter versorgen konnten. Um hier besser versorgen zu können, haben wir ein mittelständisches Institut für Arbeitsmedizin übernommen und eine moderne Arbeitsmedizin unter dem Dach von Helios aufgebaut. Damit sind wir jetzt in Deutschland als arbeitsmedizinischer Dienstleister einer der führenden sieben Anbieter. Aktuell ergänzen wir unser Leistungsspektrum hier noch um die Themen Arbeitssicherheit und Beauftragtenwesen. Wir sind bereits mit einem Employee Assistance Programm gestartet, das sowohl Akutversorgung, als auch Prävention umfasst.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei Ihrer Diversifizierungsstrategie?

Enrico Jensch: Die Digitalisierung spielt eine große Rolle für den Gesundheitsmarkt, da so künstliche Sektorengrenzen im Interesse der Patienten überwunden, eine Patientenreise kreiert und der zunehmende Mangel an hausärztlich verfügbarer Kompetenz in der Tiefe der Bundesländer kompensiert werden kann. Wir haben deshalb eine App entwickelt, die Curalie App. Die ist für jeden Menschen zugänglich. Hier kann man einen Symptomcheck machen und sich, falls Behandlungsbedarf ist, für eine digitale oder persönliche Sprechstunde anmelden. In Leipzig sind wir mit Care-for-you-to-be, kurz CUBE, gestartet, eine kleine Arztpraxis ohne Arzt. CUBE ist eine mobile und weltweit flexibel adaptierbare medizinische Walk-in Einheit, in der wir die digitalen und persönlichen Kompetenzen aus unserem Helios Netzwerk miteinander verbinden. Mit geringen Investitionen in die Infrastruktur lässt sich so vor Ort qualitativ hochwertige medinische Versorgung gewährleisten.

Wirtschaftsforum: Was steht hinter Ihrem Fokusthema Spezialisierung?

Enrico Jensch: Es ist seit einigen Jahren klar, dass es kleine Häuser am Markt in Zukunft schwer haben werden. Wir wollten diese Häuser aber nicht aufgeben und haben deshalb unser Portfolio verändert. Nicht mehr jedes unserer Häuser macht alles, sondern wir haben Versorgungscluster gebildet. So kann jedes Haus einen Beitrag für seine Region leisten.

Wirtschaftsforum: Wie gehen Sie das Thema Service an?

Enrico Jensch: Früher zählte in den Kliniken ausschließlich die medizinische Leistung. Heute geht es um mehr: um Freundlichkeit, Wartezeiten und auch um gutes Essen. Wir sagen: Service ist die neue Qualität von morgen und auch hier möchten wir eine führende Rolle im Markt übernehmen. Aktuell haben wir das Projekt ‘Sechs Köche, zwölf Sterne’. Unter anderem der Sternekoch Hendrik Otto ist mit dabei. Gemeinsam entwickeln wir einen neuen Standard in Bezug auf Geschmack, Nachhaltigkeit, vegane und Bio-Ernährung. Essen ist ein wichtiger Indikator für Service und ein elementarer Bestandteil unserer Service-Offensive 2023.

Wirtschaftsforum: Was verstehen Sie unter dem Schwerpunktthema Employee Experience?

Enrico Jensch: Unsere Mitarbeiter sind unsere wichtigsten Partner. Deshalb haben wir ein Programm mit einer Mission und Vision angelegt, in dem wir Leitbilder und Eckpfeiler der gemeinsamen Arbeit abgleichen. Wir müssen mit den neuen Erwartungshaltungen der Arbeitnehmer umgehen, insbesondere der jungen Menschen, sonst identifizieren sie sich nicht mit uns. Letztendlich machen sie uns zu dem, was wir sind am Markt.

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