Heimchen am Herd oder Rabenmutter, was für ein Quatsch!
Interview mit Lencke Steiner, Unternehmerin, Politikerin und Bremerin
Wirtschaftsforum: Frau Steiner, wie gelingt es Ihnen Unternehmertum, Politik und Privates unter einen gemeinsamen Nenner zu bringen?
Lencke Steiner: Meine Mitarbeiter sind der Schlüssel zum Erfolg. Diese genießen mein volles Vertrauen und haben dementsprechend viele Kompetenzen. Ich kann nicht alles alleine schaffen. Nur mit super Mitarbeitern in den jeweiligen Bereichen ist dieses Pensum zu meistern. Was meine Familie und meine Freunde betrifft, so sind diese großartig. Ich fühle mich immer unterstützt und erfreue mich über jeden Moment.
Wirtschaftsforum: W-Pack ist ein Familienunternehmen. Inwiefern macht sich dies im Arbeitsalltag bemerkbar?
Lencke Steiner: Familienunternehmer tragen besondere Werte in sich, die sich auf die Führungsqualitäten auswirken. Wir stehen für generationenübergreifendes Denken, ein genaues Abwägen des Risikos und sind sehr standorttreu. Besonders zeichnet uns ein starker Bezug zu den Mitarbeitern aus. Jeder Mitarbeiter hat ein Gesicht, eine Geschichte und damit kann auch auf ihn persönlich eingegangen werden. Einen so emotionalen Führungsstil gibt es nur in einem Familienunternehmen.
„Familienunternehmer tragen besondere Werte in sich, die sich auf die Führungsqualitäten auswirken.“ Lencke SteinerUnternehmerin, Politikerin und Bremerin
Wirtschaftsforum: Bremen ist Ihre Heimat. Welche Bedeutung hat die Hansestadt für Sie?
Lencke Steiner: Ich bin stolz Bremerin und Hanseatin zu sein. Ich liebe meine Heimatstadt und es ist für mich immer ein besonderes Gefühl nach Hause zu kommen. Ich mag die Menschen, die Weser, den beeindruckenden Marktplatz, den Bürgerpark und die schönen Wümmewiesen. Es gibt so viele zauberhafte Orte, wo ich einfach abschalten kann und das Gefühl von unendlicher Freiheit genieße.
Wirtschaftsforum: Sie ermutigen immer wieder Frauen dazu, sich in Wirtschaft und Politik zu engagieren. Inwiefern gibt es Ihrer Meinung nach in Deutschland dahingehend Handlungsbedarf?
Lencke Steiner: Frauen engagieren sich meiner Ansicht nach viel zu wenig und sind deshalb unterrepräsentiert. Frauen legen ihre Schwerpunkte auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ein Engagement im Bereich von Politik und Wirtschaft passt zeitlich häufig nicht in das Konzept. Auch gibt es Bereiche, in denen der raue Ton Frauen abschreckt. Für mich ist jeder Angriff ein Kompliment! Wir Frauen sollten uns nicht abschrecken lassen, sondern uns noch viel mehr zutrauen. Frauen sind für andere Frauen Mutmacherin und Vorbilder. Ich hoffe, wir haben bald noch viel mehr davon. Ich sehe uns als Gesellschaft noch mehr in der Verantwortung bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Das geht schon mit der typisch deutschen Stigmatisierung los: Heimchen am Herd oder Rabenmutter, was für ein Quatsch! Das muss endlich aufhören. Genauso dürfen wir über unser Verständnis von Arbeit reden. Ich wünsche mir, dass wir wieder gerne arbeiten und eine positive Einstellung zu unserer Arbeit entwickeln. Eine Woche ohne: „endlich Freitag“ oder „Bergfest“. Ich gehöre zu den wenigen, die sich auf Montag richtig freuen. Das geht nur mit Flexibilität, einem tollen Team und der richtigen Wertschätzung. Ich glaube da geht bei vielen anderen noch mehr.
„Ich stehe auf Startups und ich finde wir sollten alles tun diese zu fördern.“ Lencke SteinerUnternehmerin, Politikerin und Bremerin
Wirtschaftsforum: Abschließend eine Frage des Geschmacks: Beck’s oder Union? Warum?
Lencke Steiner: Ganz klar Union, die kleine Brauerei hat sich in Bremen neu gegründet und macht richtig gutes Bier. Ich stehe auf Startups und ich finde wir sollten alles tun diese zu fördern. Beck’s stand mal für Bremen und hatte eine Bremische Geschichte, heute ist Bremen für Beck’s nur noch Produktionsstandort. Das ist schade. Für mich ist die Union Brauerei ein tolles neues Unternehmen. Die Biersorten sind mega lecker und ich bin gespannt, was sie sich als nächstes einfallen lassen.
Lencke Steiner ist Vorsitzende der FDP-Fraktion in der Bremischen Bürgerschaft.
Bildquelle: Anne Kreuz Fotografie
Interview: Markus Büssecker