Die vielseitigste Art zu Schweißen

Interview mit Anja Bloch, Geschäftsführerin der HBS Bolzenschweiss- Systeme GmbH & Co. KG

Auf dem an sich breiten Markt für Schweißprodukte ist Bolzenschweißen eher ein Nischenprodukt – allerdings eines mit vielen Anwendungsbereichen: „Die Edelstahlsohle am Bügeleisen wird genauso durch Bolzenschweißen befestigt, wie bestimmte Teile an der Kaffeemaschine, Halterung für Konsolen im Auto oder auch die Bedientafel im Fahrstuhl“, verdeutlicht Geschäftsführerin Anja Bloch. „Tatsächlich reicht das Spektrum von etlichen industriellen Branchen über Automotive bis hin zum Schiffbau.“

Weltweiter Vertrieb

Der deutsche Markt ist für die Anzahl der Wettbewerber recht klein und es gibt viele Wettbewerber, weswegen sich die HBS schon recht früh international ausgerichtet hat. Das Unternehmen gehört zur Investgesellschaft KKL.

Deren Hauptfirmen sind die HBS und deren Schwesterunternehmen D.W. Renzmann, die beide auch eigene Töchter haben. So ist HBS mit Vertriebsgesellschaften in den USA und China international aufgestellt und verfügt darüber hinaus über ein Produktionsunternehmen im westfälischen Hagen.

Insgesamt sind 85 Mitarbeiter für die HBS tätig, davon 50 in Dachau, 15 in Hagen und jeweils zehn an den Standorten in den USA und in China. 60% der Produkte gehen in den Export. „Wir arbeiten weltweit mit Vertriebspartnern, die auf Bolzenschweißen spezialisiert sind und den Kunden entsprechend Unterstützung und Beratung bieten können“, erläutert Anja Bloch.

Die stärksten Märkte sind in Europa, unter anderem in Schweden, der Schweiz und Italien. „Unsere Herausforderung ist es, uns immer wieder in Produktionen einzubringen und die Anwender zu überzeugen, dass sie mit Bolzenschweißen ihre Prozesse kostengünstiger und effizienter gestalten können“, sagt Anja Bloch.

Industrie 4.0 und 5.0

Ein klarer Wachstumsmarkt für die HBS sind dabei CNC-Anlagen. „Viele Unternehmen gehen inzwischen in die Automation“, so die Geschäftsführerin. „Seit dem vergangenen Jahr konnten wir in diesem Bereich großen Zuwachs verzeichnen.“ Durch die weltweit zunehmende Automatisierung und Digitalisierung haben sich die Anforderungen der Kunden extrem gewandelt und die Branche richtet sich darauf aus.

„Auch für uns im eigenen Unternehmen ist Industrie 4.0 und 5.0 ein Riesenthema, um auch als Partner unserer Kunden technologisch ganz vorn dabei zu sein“, beschreibt die Geschäftsführerin die aktuelle Entwicklung. Jedoch ist besonders dabei der Fachkräftemangel ein großes Problem, denn um die Automatisierung umzusetzen, braucht es die Menschen.

„Uns geht es in dieser Hinsicht nicht anders als vielen anderen Firmen“, sagt Anja Bloch. „Vor allem in der Produktion und im Service fehlen uns Mitarbeiter. Gerade im Bereich CNC-Anlagen. Wir übergeben ja nicht nur die Maschine, sondern übernehmen auch die Inbetriebnahme. Darüber hinaus schulen wir die Mitarbeiter unserer Kunden an der Maschine und bieten auch Produktionsbegleitung, genauso wie die jährliche Wartung an. Dafür braucht es ganz einfach fachkundiges Personal. Das Paradoxe ist – und das betrifft die gesamte Branche –, dass die Auftragslage so gut ist wie kaum jemals zuvor, aber die Kapazitäten fehlen, um das Ganze auch umzusetzen.“

Work-Life-Balance

Dabei ist die HBS als Arbeitgeber sehr attraktiv: Das Team ist jung und das Unternehmen – gerade auch für jüngere Mitarbeiter von Bedeutung – auf einem guten digitalen Stand. Dazu achtet die Geschäftsführerin auf eine gute Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter: „Wie viele andere Unternehmen, waren wir während Corona in der Kurzarbeit. Von Montag bis Donnerstag haben wir fokussiert gearbeitet und erkannt, welche Vorteile das mit sich bringt: weniger Krankheit, mehr Leistung. Und für die Mitarbeiter der Vorteil, drei Tage am Stück Freizeit zu haben.“

Wichtig ist ihr ein starkes Team mit einem guten Zusammenhalt, weshalb sie auf die Zusammenarbeit im Team vor Ort im Unternehmen setzt: „Ich habe das Homeoffice hier direkt nach Corona wieder abgeschafft, weil das Arbeiten im Team im Homeoffice sehr schwierig ist. Im Grunde widerspricht die Kultur des Homeoffice der Arbeit in einem Team, in dem jeder den anderen unterstützt.“

Anja Bloch ist selbst das beste Beispiel dafür, dass die HBS ihren Mitarbeitern bei entsprechender Qualifikation hervorragende Aufstiegsmöglichkeiten bietet: Sie kam vor zwölf Jahren als Quereinsteigerin zum Unternehmen. „Zuvor hatte ich ganz klassisch eine Ausbildung zur Kauffrau im Einzelhandel absolviert und mich über Jahre zur Führungskraft weitergebildet“, erzählt sie. „Nachdem ich bei der HBS in Teilzeit angefangen hatte, bekam ich aufgrund meines beruflichen Hintergrundes bald darauf eine Vollzeitstelle und wurde dann Vertriebsleiterin, ehe ich zunächst die Abteilungsleitung für Lager und Logistik, dann Einkauf und zum Schluss Produktion übernahm. Seit Juni 2021 bin ich Geschäftsführerin.“

Starke Gruppe durch Synergien

Anja Blochs Vision ist es, die Firmengruppe als Ganzes weiter zu stärken und zwischen den einzelnen Unternehmen noch mehr Synergien zu schaffen: „Unser Fokus liegt auf der weiteren Automatisierung, der Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter und der Intensivierung unserer Präsenz in den einzelnen Märkten“, definiert sie klare Ziele für die Zukunft.

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