Willkommen in der Welt der Gewürze
Interview mit Dr. Andreas Hartkorn, Geschäftsführer der Hartkorn Gewürzmühle GmbH
Wirtschaftsforum: Dr. Hartkorn, was wären ein Steak ohne Pfeffer oder ein Tabouleh ohne Ras-el-Hanout? Gewürze bringen Farbe und Aroma auf den Teller. In den Supermärkten ist die Auswahl im Laufe der Zeit immer breiter und exotischer geworden. Dafür hat auch Hartkorn gesorgt. Wie kam es dazu?
Dr. Andreas Hartkorn: Seit 100 Jahren ist unser Name Inbegriff für Gewürze. Mein Urgroßvater gründete das Unternehmen 1920, damals als Josef Hartkorn & Sohn. Er belieferte Tante-Emma-Läden mit Gewürzen, aber auch Heilkräutern, Backzutaten, Puddingpulver, Babynahrung und Ähnlichem. Heute leite ich das Unternehmen gemeinsam mit meiner Frau in der vierten Generation; meine Eltern sind nach wie vor Gesellschafter.
Wirtschaftsforum: Gab es in dieser langen Zeit besondere Meilensteine?
Dr. Andreas Hartkorn: Es gab Höhen, aber auch Tiefen wie die Kriegszeit, innerfamiliäre Konflikte und einen kartellrechtlichen Streit mit dem größten Wettbewerber, der letztlich positiv für uns ausging, im anderen Fall aber auch das betriebliche Aus hätte bedeuten können. Auf der anderen Seite gab es viele positive Entwicklungen, die uns stetig nach vorn gebracht haben, sodass wir heute über 170 Mitarbeiter haben, davon allein 60 im Außendienst, und aktuell eine Erweiterung unseres Standorts in Mühlheim-Kärlich um circa 7.000 m² planen.
Wirtschaftsforum: Gibt es bestimmte Produktentwicklungen, die für einen besonderen Schub gesorgt haben?
Dr. Andreas Hartkorn: 1975 haben wir die Aluminiumdose auf den Markt gebracht, noch heute ein Topseller. Damals waren Gewürze eher in Kartonagen und Plastik verpackt; mit der Dose haben wir etwas vollkommen Neues geschaffen. Sie ist nicht nur ein Eyecatcher, das Material sorgt auch für eine längere Haltbarkeit, eine andere Haptik und Wertigkeit. Heute gibt es mehr als 100 Sorten, es ist unser stärkstes Produkt und ein Alleinstellungsmerkmal. Kein anderer Hersteller verpackt Gewürze in einer attraktiven Aludose.
Wirtschaftsforum: Die Gewürz-Aludose ist das Flaggschiff von Hartkorn, das einen Großteil des Geschäfts bestimmt. Was sind Innovationen der neueren Zeit?
Dr. Andreas Hartkorn: Seit etwa sechs Jahren bieten wir ein Biosortiment an, das stetig größer wurde. 2020 haben wir mit Bio-Lotta zudem eine neue Biomarke gelauncht, die ausschließlich über den Biofachhandel vertrieben wird und bereits sehr erfolgreich ist.
Wirtschaftsforum: Hochwertige Produkte auf den Markt zu bringen, ist zentraler Leitgedanke von Hartkorn. Wie setzen Sie diesen Anspruch um?
Dr. Andreas Hartkorn: Wir produzieren 600 Artikel; jeder einzelne wird von uns abgefüllt, etikettiert etc. Hartkorn deckt den ganzen Kreislauf ab, hat damit die Kontrolle über den gesamten Produktionsprozess. Wir kaufen die Gewürze in ihrer Ursprungsform ein, veredeln sie und bringen sie ins Supermarktregal. Das ist zeit- und personalintensiv, bringt den Kunden aber einen großen Benefit. Im Gewürzbereich macht uns diese Kette einzigartig. Seit etwa 15 Jahren verzichten wir zudem auf Geschmacksverstärker und Zusatzstoffe; lediglich solche, die unumgänglich sind wie beispielsweise Natron, das als Backtriebmittel angeboten wird, sind akzeptabel. Laktose/Milchzucker, Hefeextrakte oder Glutamat findet man dagegen in keinem einzigen Produkt. Diese Haltung, die wir mit großer Konsequenz leben, hat das Sortiment maßgeblich beeinflusst. Vanillepaste beispielsweise ist ein tolles Produkt; da es aber Verdickungsmittel enthält, bieten wir es konsequenterweise nicht an.
Wirtschaftsforum: Auch in Sachen Verpackung zeigt sich diese Konsequenz.
Dr. Andreas Hartkorn: Ja. Als wir mit den Bioprodukten begannen, wollten wir diesen ökologischen Gedanken zu Ende denken, etwas anders und besser machen. Deshalb kam die Idee, etwas an der Verpackung zu verändern. Sie sollte genauso wie der Inhalt nachhaltig sein. Vor sechs Jahren haben wir Korkdeckeldosen implementiert, ökologisch nachhaltige Verpackungen aus Papier und Kork oder Keramik und Kork. Auch bei BioLotta haben wir dieses Ziel der kontrolliert biologischen Rohwaren und nachhaltig ökologischen Verpackung verfolgt. Unsere Vision geht jedoch noch weiter und beinhaltet auch eine wichtige soziale Komponente – bei beiden Marken. Bei BioLotta geht beim Kauf eines Produktes ein Teil des Geldes an den Children for a better World e.V., der sich dem Kampf gegen Kinderarmut gewidmet hat. Bei Hartkorn haben wir die RED CAP-Aktion ins Leben gerufen, bei der wir einen gewissen Anteil für Menschen in Not – vor allem für Geflüchtete – spenden. Seit 2015 wird die RED CAP-Aktion gegen Ende des Jahres mit einem roten Deckel bei der Aludose kenntlich gemacht. Dieses soziale Engagement ist ein wesentlicher Punkt unserer Unternehmensstrategie, die auf ein gesundes, stetiges Wachstum abzielt. Wir wollen für unsere Kunden und Mitarbeiter ein verlässlicher Partner sein und uns unternehmerisch ganzheitlich weiterentwickeln.