Die Flamme weitergeben

Interview mit Nina Remagen, Geschäftsführerin der Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Frau Remagen, Sie leiten mit Ihrer Schwester Nane Remagen-Ziech die Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG. Welche Rolle spielen Sie beide im Unternehmen?

Nina Remagen: Gemeinsam bilden wir die 10. Generation unseres Familienunternehmens. Erstmals in der langen Firmengeschichte stehen zwei Frauen an der Spitze. Ich verantworte den kaufmännischen Bereich, meine Schwester die Produktion. Sie hat eine Metzgerlehre und ihren Meister absolviert, während ich die kaufmännische Seite gelernt habe. So ergänzen wir uns ideal.

Wirtschaftsforum: Ihr Unternehmen blickt auf eine bemerkenswerte Geschichte zurück. Können Sie uns einen kurzen Überblick geben?

Nina Remagen: Gegründet wurde die Firma 1718 in Köln als kleine Metzgerei. Über die Generationen blieb der Standort zunächst in Köln. 1977 erwarb mein Großvater das Grundstück in Hürth, wo wir bis heute produzieren. Damals begann die Belieferung von Imbissbetrieben und damit der Schritt zur industriellen Produktion. Ein weiterer Meilenstein war 2015 die Übernahme der Marke Farmhaus, die wir 2019 vollständig nach Hürth integriert haben.

Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Geschäft heute aus?

Nina Remagen: Wir beschäftigen rund 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, erwirtschaften etwa 70 Millionen EUR Umsatz im Jahr und produzieren täglich 70 t Lebensmittel. Unser Sortiment reicht von Würstchen und Frikadellen bis hin zu Menükomponenten für die Gastronomie. Mit Farmhaus können wir für Gastronomen deren individuelle Rezepturen in gleichbleibender Qualität kochen, von Vorspeisen bis zu Desserts.

Wirtschaftsforum: Viele kennen Ihre Produkte vermutlich, ohne es zu wissen. Unter welcher Marke sind Sie im Handel vertreten?

Nina Remagen: Wir haben zwei Säulen: Einerseits verkaufen wir Produkte unter unserem eigenen Namen, andererseits produzieren wir nach Kundenwünschen unter deren Label. Gastronomen oder Handelsketten bringen ihre Rezepturen ein, und wir fertigen passgenau – auch in Chargengrößen, die für mittelständische Kunden geeignet sind. Regional findet man uns stark in Rewe- und Edeka-Märkten, national beliefern wir Rewe-Heißtheken. Zudem sind wir in vielen Aldi- und Lidl-Märkten vertreten. Darüber hinaus exportieren wir nach England und beliefern auch Mallorca. Trotzdem bleibt ein großer Teil unseres Geschäfts regional verankert. Diese Verwurzelung ist uns wichtig.

Wirtschaftsforum: Gibt es Produkte, die besonders gefragt sind?

Nina Remagen: Ja, die klassische Bratwurst bleibt ein Dauerbrenner, ebenso unsere Frikadellen. Ein Highlight ist ‘Opa Jupps Frikadelle’, die nach dem Rezept meines Urgroßvaters hergestellt wird. Sie wird auf einer Anlage gebraten, die wie eine Gusspfanne funktioniert. So erhalten die Frikadellen eine handgemachte Optik und einen traditionellen Geschmack. Qualität ist unser Markenzeichen. Mein Vater verband die fünf Sterne im Firmenlogo mit seinen fünf Töchtern. Dieses Qualitätsversprechen setzen wir bis heute um, mit klarer Herkunftstransparenz, eigenen Lieferantenaudits, IFS-Zertifizierung und Bio-Zulassung. Gleichzeitig reagieren wir auf Trends: Immer mehr Menschen essen weniger Fleisch, dafür bewusst. Wir entwickeln deshalb auch vegane Produkte. Entscheidend bleibt aber die Qualität – sei es beim Fleisch oder bei pflanzlichen Alternativen.

Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind heute zentrale Themen. Wie gehen Sie damit um?

Nina Remagen: Beides ist für uns wesentlich. Wir setzen auf regionale Rohstoffe, kurze Transportwege, energiesparende Technologien und nachhaltige Verpackungen. Eine Photovoltaikanlage, Wärmerückgewinnung und eine ISO-50001-Zertifizierung gehören dazu. Parallel investieren wir in Automatisierung, etwa durch Roboter-Verpackungsmaschinen, und treiben die Digitalisierung unserer Prozesse konsequent voran.

Wirtschaftsforum: Wohin soll die Reise in den nächsten Jahren gehen?

Nina Remagen: Wir wollen unsere Position als modernes Familienunternehmen weiter stärken, vor allem im Convenience-Segment. Hier geht es darum, praktische Lösungen für Gastronomie und Handel zu bieten – aber mit dem Qualitätsanspruch, der uns auszeichnet. Convenience bedeutet bei uns nicht ‘Fertigfraß’, sondern hochwertige Produkte, die Arbeitsschritte erleichtern.

Wirtschaftsforum: Was ist Ihnen als Familienunternehmerin besonders wichtig?

Nina Remagen: Uns geht es nicht nur um wirtschaftlichen Erfolg, sondern auch um Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Wir denken nicht in Quartalen, sondern in Generationen. Mein Vater hat immer gesagt: „Die Flamme weitergeben – nicht erlöschen lassen.“ Dieses Motto treibt uns an und soll auch die 11. Generation noch begleiten.

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