„Keine Mitarbeiter, sondern Familienmitglieder!“

Interview mit Andreas Hanitzsch, Geschäftsführer der Hanitzsch GmbH & Co. KG

Als Andreas Hanitzsch, Geschäftsführer der Hanitzsch GmbH & Co. KG, 2013 in das Familienunternehmen eintrat, umfasste der Fuhrpark 70 bis 80 Lkw, heute sind es rund 120. Schon diese nüchternen Zahlen zeigen die positive Entwicklung, die der 1920 gegründete Betrieb in den vergangenen Jahrzehnten verzeichnen konnte.

„Am meisten schätzen die Kunden an uns unsere Flexibilität“, weiß Andreas Hanitzsch. „Wir haben den lokalen Zugriff auf unsere Mannschaft und wollen den Auftrag unseres Auftraggebers verstehen, um die passendste Dienstleitung abzuliefern. Gerade deshalb stammen unsere Fahrer aus der Region und nur weniger als 10% der Fahrer nicht aus Deutschland.“

Darüber hinaus gibt es weitere gute Gründe, die für Hanitzsch sprechen. „Wenn der Kunde uns mit einer Leistung beauftragt, dann kann er sich absolut auf uns verlassen“, verspricht der Geschäftsführer. „Hinzu kommt unsere hohe Diversifizierung. In der Logistik gibt es nichts, was wir nicht anfassen würden.“

Als Fuhrdienstleister für große Spediteure übernimmt Hanitzsch Nah- und Fernverkehre ebenso wie Schwerlasttransporte. Mit mittlerweile 14.000 m² verfügt der auch für Akku- und Batterielagerung zertifizierte Betrieb zudem über ausreichende Lagerflächen. Im Auslandsgeschäft bietet die Dresdner Spedition ausschließlich Sonderlösungen, hingegen im Inland jede Art von Ladungsverkehren (FTL/LTL), auch in Partnerkooperationsnetzen, sowie Gefahrgut- und temperaturgeführte Transporte.

1920 gegründet

„Mein Urgroßvater Alfred Hanitzsch, der in eine Kaufmannsfamilie eingeheiratet hatte, gründete das Unternehmen 1920 in Dresden“, erläutert Andreas Hanitzsch. „Mit einem kleinen Lkw übernahm er zunächst Transporte von der Markthalle zum Kolonialwarengeschäft meines Ururgroßvaters. Später bot er diese Dienstleistung auch anderen Kunden an, zum Beispiel Handwerkern.“

1935 wurde der Laden aufgegeben und die Firma konzentrierte sich fortan ganz auf das Speditionsgeschäft. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs startete Alfred Hanitzsch zusammen mit seinem Sohn Christian das Fuhrunternehmen gewissermaßen wieder bei null. Als Alfred Hanitzsch 1961 verstarb, war Christian Hanitzsch alleinverantwortlich und wurde ab 1976 wiederum durch seinen Sohn Wolfgang unterstützt. Die mehr als vier DDR-Jahrzehnte hindurch schaffte es Familie Hanitzsch, nicht verstaatlicht zu werden und den Betrieb privat weiterzuführen.

Nach der Wende 1989 übernahm Wolfgang Hanitzsch die Geschäftsführung. „Nach der Wende waren wir die erste Niederlassung von Schenker in Dresden und mussten quasi wieder von vorne anfangen“, so der Geschäftsführer. 1996 zog die Firma von Dresden an den heutigen Standort Kesselsdorf, wo ausreichend Platz für die weitere Expansion war.

Neue Strukturen

2019 wurde Andreas Hanitzsch Geschäftsführer des familiengeführten Unternehmens. „Mein beruflicher Werdegang startete 1995 mit dem Studium der Verkehrswirtschaftslehre an der Berufsakademie Glauchau“, beschreibt er. „Abgeschlossen habe ich das Studium 1998 als Diplom-Betriebswirt Spedition, Logistik und Verkehr. Danach war ich 20 Jahre beim Logistikkonzern Dachser beschäftigt – unter anderem als Speditionsleiter – und habe mich 2013 für den Einstieg ins Familienunternehmen entschieden. Dort konnte ich mit meinem Wissen und meiner Erfahrung aus meiner Zeit bei Dachser die vorhandenen Strukturen weiterentwickeln und habe den Betrieb 2018 vom Einzelunternehmen in eine GmbH & Co. KG überführt.“ Heute beschäftigt die Hanitzsch GmbH & Co. KG 250 Mitarbeiter, der aktuelle Jahresumsatz liegt bei 24 Millionen EUR.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Einen starken Fokus legt Andreas Hanitzsch auf das Personalmanagement. „Jeder, der bei uns arbeitet, muss verstehen, wie und warum wir diesen Job machen“, verdeutlicht der Geschäftsführer. „Dazu gehört Mitbestimmung, auf der anderen Seite aber auch die Übernahme von Verantwortung.“ Und hier liegt Andreas Hanitzsch besonders das Gefühl und das Verständnis für die Bedürfnisse und Anforderungen der Kunden am Herzen. Nicht minder wichtig ist dem Chef die Nachhaltigkeit: „Ein starkes Augenmerk im Sinne der Mobilitätswende richten wir auf die CO2-Bilanz. So haben wir uns schon früh mit gasbetriebenen Fahrzeugen beschäftigt. Durch die Politik der Bundesregierung verweilen jedoch die ursprünglich angesetzten 70, 80 Cent pro Kilogramm Gas zwischenzeitlich bei 4,50 EUR pro Kilogramm.“

Ungeachtet dieses Flops setzt Hanitzsch auf verbrauchsarme Motoren, den Einsatz von Biodiesel und auch E-Fuels. Als eines von wenigen Unternehmen betreibt Hanitzsch auch einen Hybrid-Lkw von Scania, der die CO2-Bilanz ebenfalls verbessert. „Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die großen Verlader, für die gesichertes Equipment ein Thema ist, den Mut haben, stärker mit uns als mittelständischem Betrieb und weniger mit großen Logistikkonzernen zusammenzuarbeiten“, so der Geschäftsführer. „Darüber hinaus bin ich zuversichtlich, dass die momentane Krise zu meistern ist und wünsche mir von unserer politischen Führung mehr Verlässlichkeit, um die Planbarkeit und die damit einhergehenden Entscheidungen unternehmerisch und kaufmännisch besser lenken zu können.“

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Transport & Logistik

Logistik mit dem Händchen fürs Handling

Interview mit Linda Ismail, Geschäftsführerin der SWIFT-Logistik® GmbH

Logistik mit dem Händchen fürs Handling

Linda Ismail hat ohne Zweifel das ‘Macher-Gen’. Seit dem vergangenen Jahr Geschäftsführerin der SWIFT-Logistik® GmbH, arbeitete sie sich mit Fleiß und Energie in die Besonderheiten der Logistikbranche ein und brachte…

Ihre Supply Chain – transparent und kostenoptimiert

Interview mit Srecko Mühling, Chief Commercial Officer und Nebojsa Kolakovic, Chief Operations Officer der 4PL Central Station Deutschland GmbH

Ihre Supply Chain – transparent und kostenoptimiert

Transport- und Logistikprozesse sind in den vergangenen Jahren immer komplexer geworden. Entsprechend ist es für Unternehmen, die große Mengen Waren bewegen, wichtig, einen zuverlässigen koordinierenden Partner zur Seite, gleichzeitig aber…

Nachhaltig. Verlässlich. Und unschlagbar digital.

Interview mit Joachim Müller, Chief Digital Officer der Berger Logistik GmbH

Nachhaltig. Verlässlich. Und unschlagbar digital.

Wer an Logistik denkt, der hat beladene Lkw und Frachtschiffe vor Augen. Der weiß um die Bottle Necks der Supply Chain in Krisenzeiten, die die globale Wirtschaft von jetzt…

Spannendes aus der Region Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Rückenwind für die Energiewende

Interview mit Thomas Winkler, Geschäftsführer der VSB Holding GmbH

Rückenwind für die Energiewende

Der Ausbau der Windkraft schreitet in Deutschland sukzessive voran, nicht zuletzt vorangetrieben durch die jüngsten Maßnahmen der Politik. Einer der Pioniere am deutschen Markt für Windenergie ist VSB. In Sachsen-Anhalt…

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Interview mit Dr. Alexander Nerowski, Technischer Geschäftsführer und Mark Schreckenbach, Kaufmännischer Geschäftsführer der Nehlsen-BWB Flugzeug- Galvanik Dresden GmbH & Co. KG

30 Jahre Kompetenz in der Oberflächentechnik

Seit dem 1. Juli 2023 bilden Dr. Alexander Nerowski und Mark Schreckenbach das Geschäftsführer-Duo der Nehlsen-BWB Flugzeug-Galvanik GmbH & Co. KG. Mit Wirtschaftsforum sprachen sie über diesen Generationswechsel und damit…

Langlebig. Nachhaltig. Innovativ!

Interview mit Dipl.-Ing., SFI Michael Brandhorst Geschäftsführer der Photon Meissener Technologies GmbH

Langlebig. Nachhaltig. Innovativ!

Ohne die Photon Meissener Technologies GmbH würde vielerorts bei Bahnunternehmen nichts gehen, beziehungsweise fahren: Das Unternehmen trägt mit seinen Produkten für Verteiler-, Signal- und Sprechtechnik in großem Umfang zur Mobilität…

Das könnte Sie auch interessieren

Medizin zwischen Starts und Landungen

Interview mit Georg Heydn, Geschäftsführer der Medicare Flughafen München Medizinisches Zentrum GmbH

Medizin zwischen Starts und Landungen

Ein medizinischer Zwischenfall auf Reisen ist im besten Fall ärgerlich, im schlimmsten lebensbedrohlich. Eine optimale kassen- und privatärztliche medizinische Versorgung am Münchener Flughafen muss jedoch auch unter den besonderen Bedingungen…

„Zahnersatz muss easy sein!“

Interview mit Marian Schmitz, Geschäftsführer / Managing Director der DSSM GmbH

„Zahnersatz muss easy sein!“

Als einer der weltweit führenden Hersteller für Zirkoniumdioxid-basierte Dentallösungen setzt Sagemax weiterhin auf ein starkes globales Wachstum und hat in diesem Zuge sein Händlernetzwerk in wenigen…

Ein Nischenkönig in Familienhand

Interview mit Ann-Dorothée Büsche, Geschäftsführerin der semiQuarz GmbH

Ein Nischenkönig in Familienhand

Vielfach verbaut und für etliche Branchen unerlässlich: Das ist Quarzglas. Dank seiner chemischen Festigkeit und hohen Umwandlungstemperatur findet Quarzglas in der ein oder anderen Form integriert den Weg in wichtige…

TOP