Medizintechnik, die Zukunft gestaltet

Interview mit Dipl.-Ing. FH Matthias Bissinger, Geschäftsführer der Günter Bissinger Medizintechnik GmbH

Das Hauptgeschäft der Bissinger Medizintechnik entfällt traditionell auf bipolare Pinzetten – diese waren in den 1970er-Jahren der Einstieg in die Hochfrequenz-chirurgie.

Klein, kleiner am kleinsten – minimalinvasive Chirurgie

„Wir sind damals mit bipolaren Pinzetten gestartet und haben diese im Laufe der Jahre konsequent weiterentwickelt“, so Geschäftsführer Dipl.-Ing. FH Matthias Bissinger. „Entsprechend können wir heute ein sehr großes Produktspektrum unter unserer Eigenmarke anbieten sowie auch als Label-Produkte für große OEMs.“

Im Laufe der Jahre hat Bissinger Medizintechnik seine Aktivitäten diversifiziert und sich zu einem anerkannten Partner im Bereich der Instrumente für die minimalinvasive Chirurgie entwickelt. Das Produktprogramm umfasst hier unter anderem Versiegelungsklemmen, Scheren, Elektroden oder Mikronadeln. Für die Urologie entwickelt und produziert man darüber hinaus Resektionselemente.

„Im Bereich der minimalinvasiven Instrumente sowie auch in der Urologie sehe ich für die kommende Zeit noch viel Entwicklungspotenzial“, so Matthias Bissinger. „Im minimalinvasiven Bereich steckt noch viel Innovationskraft, zum Beispiel in der weiteren Größenreduzierung – von fünf auf drei Millimeter. In der Urologie sind wir noch vergleichsweise neu, hier müssen wir uns etablieren. Wir erwarten außerdem Wachstum im Bereich der Roboter-adaptierbaren Instrumente.“

Da das Unternehmen seit jeher mit höchsten Qualitätsansprüchen gefertigt hat, hat es sich auf dem Weltmarkt eine führende Position erarbeitet. Mit einem beispiellosen Produktprogramm ist Bissinger Medizintechnik zu einem One-Stop-Shop in seinem Bereich geworden.

Nachhaltigkeit – ein wichtiges Thema

Schon seit vielen Jahren spielt das Thema Nachhaltigkeit bei Bissinger Medizintechnik eine große Rolle. Seit jeher produziert das Unternehmen wiederverwendbare Produkte. „Rund 90% unserer Produkte sind langlebig“, so der Geschäftsführer. „Selbstverständlich gibt es Bereiche, in denen Einmalprodukte eingesetzt werden müssen. Insgesamt stellen wir fest, dass der Trend zu immer komplexeren Instrumenten geht. Die Instrumente müssen immer mehr Funktionen erfüllen. In Zukunft werden die Instrumente auch zunehmend mehr digitale Daten liefern müssen. Allerdings fehlen hier nach wie vor Standards, zum Beispiel, wie ausgelesen oder gespeichert wird. In der Robotik werden bereits massenhaft Daten gesammelt. Die Roboterarme, die die Instrumente bei der Operation führen, sind hochsensorisch und melden die Daten zurück an die Rechner. Diese Daten werden bereits ausgewertet und für Trainings oder Standardisierung genutzt.“

Ein Full Service-Partner

„Wir sehen uns nicht als Produktlieferant, sondern gehen wirklich auf die Bedürfnisse unserer Kunden ein – bis hin zur individuellen Farbgebung, zum Beispiel für unsere OEM-Kunden“, erklärt Matthias Bissinger den Erfolg des Unternehmens. „Wir liefern unsere Produkte fertig bis ins Regal. Da wir in der Qualität und Regulatorik sehr gut aufgestellt sind, können wir unsere Kunden auch bei der Zulassung der Produkte unterstützen.“

Bissinger Medizintechnik ist ein echter Global Player. Im Bereich der bipolaren Instrumente sind Europa, die USA und Japan die wichtigsten Märkte des Unternehmens. Innerhalb Europas ist das Unternehmen vor allem in Deutschland, Frankreich, England und Italien stark vertreten. Ebenfalls gut aufgestellt ist man in Skandinavien und Belgien sowie in Mittel- und Osteuropa.

In den Übersee-Märkten will man vor allem in Mittel- und Südamerika stärker werden, ebenso in Afrika. „Beide Märkte, sowohl Süd- und Mittelamerika, als auch Afrika, sind schwierig, unter anderem von der Regulatorik her, aber das Potenzial ist hoch“, so Matthias Bissinger.

2021 – im Zeichen der Digitalisierung

Das Jahr 2021 steht bei Bissinger Medizintechnik ganz im Zeichen der Digitalisierung. Das Unternehmen hat hier intern ein großes Projekt gestartet und es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahresende eine weitgehend papierlose Fertigung zu erreichen. „Dieses Ziel, das wir uns gesetzt haben, zieht eine ganze Reihe Konsequenzen nach sich“, so der Geschäftsführer. „Es muss zum Beispiel alles digital archiviert werden, nach europäischen und US-Richtlinien. Natürlich hält uns auch die MDR in Atem, hier gibt es noch einiges zu tun, aber wir liegen im Zeitplan.“

Je nach Entwicklung der Corona-Pandemie hofft man, ab Mitte 2021 die neuen Produkte auf Messen und Kongressen vorstellen zu können, zum Beispiel auf der Shanghai CMEF im Mai. „Mein Ziel war immer eine Firma, die von mir unabhängig funktioniert“, erklärt Matthias Bissinger. „In diese Richtung entwickeln wir unser Unternehmen und unsere Mitarbeiter weiter. Ich möchte, dass unser Unternehmen sich weiterhin solide entwickelt und sich seine Innovationskraft erhält. Wir dürfen uns nicht ausruhen, denn Stillstand bedeutet in unserem Bereich Rückschritt.“

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