Energiewende? Einfach machen!
Interview mit Frank Wolf, Vorstand der Green City Energy AG
Ursprünglich aus der gemeinnützigen Umweltschutzorganisation Green City e.V. hervorgegangen, steht Green City Energy heute für „Erneuerbare Energien für jedermann“, wie Frank Wolf betont. „Im Laufe der Jahre haben wir uns vom klassischen Projektentwickler im Bereich Photovoltaik zu einem Komplettanbieter im Bereich Erneuerbare Energien entwickelt.“
Als solcher befasst sich der Betrieb vor allem mit Windparks im Schwachwindbereich, unter anderem in Süddeutschland, Bayern, Baden-Württemberg, dem Saarland und Rheinland-Pfalz. 2016 kaufte die Aktiengesellschaft zudem drei Wasserwerke in Italien und arbeitet an einem französischen, 1,5 MW starken Photovoltaik-Projekt.
„Wasser wird in Zukunft eine zunehmend wichtige Rolle spielen. Auch die Photovoltaik wird wiederkommen und langfristig der Träger der Energiewende sein“, ist sich der Finanzvorstand sicher. Das Ende des Photovoltaikbooms im Jahr 2012 konnte das Unternehmen anhand vorausschauender Planung durch Projekte im Wind- und Wasserbereich ausgleichen.
Bereits 2011 wurde hier mit dem Aufbau eigener Kraftwerke begonnen. Neben dem Hauptsitz in München betreibt der Energieexperte inzwischen Büros in Bayreuth und Freiburg sowie eine Tochterfirma in Toulouse, Frankreich.
Der Fokus liegt auf mittelgroßen und kleinen Projekten zwischen 5 und 50 Millionen Euro. „In diesem Bereich spielt sich ein Großteil der Energiewende ab. Für die großen Energieversorger ist das aber meist zu kleinteilig“, erklärt Frank Wolf.
„Die Photovoltaik wird langfristig gesehen der Träger der Energiewende sein.“ Frank WolfVorstand
Die Entwicklungen in der Energiewende betrachtet er zum Teil mit Sorge. „Deutschland ist in der Förderung der Erneuerbaren Energien ursprünglich vorangegangen und war darin lange Zeit Vorbild für alle Welt. In gewissen Bundesländern wie beispielsweise Bayern gibt es jedoch Rückwärtsbewegungen“, so der gelernte Banker.
Durch die 10H-Abstandsregelung sei die Windkraft, betont er, in Deutschlands größtem Bundesland „beinahe zum Erliegen gebracht“ worden. „Der Wunsch einer Energiewende kam aus der Mitte der Gesellschaft, die Politik hatte irgendwann keine andere Wahl, als sich dem Druck zu beugen und den Atomausstieg zu beschließen“, so Frank Wolf.
Die anfängliche Motivation nach der Atomkatastrophe von Fukushima sei in der Politik mittlerweile aber stark zurückgegangen. Widerstand begegnen Hierin sieht Frank Wolf eine erhebliche Problematik.
„Der Ausbau der Erneuerbaren Energien muss ambitionierter vorangetrieben werden. Aktuell tragen sie in Deutschland zu einem Drittel des Stromverbrauchs bei, bis 2035 plant die Politik eine Steigerung auf 55 bis 60%. Das ist alles andere als ambitioniert und müsste – vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels – deutlich schneller gehen.“
Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands werde davon abhängen, nicht nur den Zubau, sondern auch intelligente Netze sowie die Verknüpfung der Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr voranzutreiben. „Momentan sind die Zuwachsraten noch zu gering, da hinkt die Politik hinterher.“
In der sogenannten Sektorenkopplung sieht Frank Wolf einen Zukunftstrend, den auch Green City Energy für die eigene Geschäftsentwicklung schon lange mitdenkt. Auch die Digitalisierung spiele eine immer wichtigere Rolle. „Wir werden weiter wahnsinnige Umbrüche erleben – weniger in der Erzeugung, als vielmehr in der Stromverteilung. Stichworte sind hier beispielsweise Smart Metering und standortunabhängige Stromablesungen.“
Einen zentralen Erfolgsfaktor für das Gelingen der Energiewende sieht Green City Energy in der finanziellen Teilhabe der Bevölkerung. „Die Energiewende wurde von kleinen Privatinvestoren vorangetrieben. Mittlerweile haben auch große Investoren das Geschäft für sich entdeckt. Das nimmt der Energiewende natürlich ein Stück weit ihren dezentralen und demokratischen Charakter. Deshalb bieten wir fortlaufend Kapitalanlageprodukte für private Kleinanleger. Aktuell können sich Interessenten über unsere Bürgeraktien direkt an der Green City Energy AG beteiligen und haben so einen großen Hebel für die Energiewende. Außerdem haben Anleger über den Kraftwerkspark III momentan die Möglichkeit, in Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke in Deutschland, Frankreich und Italien zu investieren.“
Darüber hinaus plant das Unternehmen einen institutionellen Fonds. „Unsere Hauptzielgruppe sind aber auch weiterhin ganz klar Kleinanleger, diese Zielgruppe wird nun durch den institutionellen Bereich ergänzt. Wir stehen zu unserer Vision einer 100%igen Energieversorgung durch Erneuerbare Energien.“