Neustart mit E-Schwalbe: Unser stärkstes Argument ist der unvergleichliche Fahrspaß

Interview mit Thomas Grübel

Wirtschaftsforum: Herr Grübel, den Versuch, eine E-Schwalbe auf den Markt zu bringen, hatte schon einmal eine andere Firma unternommen und war damit gescheitert. GOVECS verzeichnete indes zahlreiche Vorbestellungen, die E-Schwalbe ist heute, etwas mehr als ein Jahr nach der Markteinführung, kaum weniger Kult als ihre ältere Schwester aus DDR-Zeiten. Was haben Sie anders gemacht - oder war die Zeit einfach reif?

Thomas Grübel: Seit der Gründung unseres Unternehmens 2009 in München haben wir jede Menge Know-how gesammelt, sowohl in der Entwicklung von E-Rollern als auch in der Integration von unterschiedlichsten Technologien in unsere Fahrzeuge – egal ob Antriebssysteme, Sharing-Softwares oder Batterielösungen. GOVECS hat sich in knapp zehn Jahren im B2B-Geschäft als führender Hersteller in Europa etabliert. Und diese Erfahrung hat uns natürlich geholfen, als wir vor circa vier Jahren die ersten klaren Anzeichen eines erwachenden B2C-Marktes erkannt und das Projekt Schwalbe gestartet haben.

Thomas Grübel
Das Schöne an der E-Mobilität auf zwei Rädern ist ja auch, dass sich die Frage nach der Infrastruktur erst gar nicht stellt. Thomas Grübel

Wirtschaftsforum: Die Frage, ob die Zeit reif ist, ist gleichzeitig auch eine Frage nach der Infrastruktur für E-Mobilität. In größeren Städten hat sich in dieser Hinsicht schon viel getan - auf dem platten Land sieht das anders aus. Welche Entwicklung sehen Sie für die kommenden Jahre voraus?

Thomas Grübel: Das Schöne an der E-Mobilität auf zwei Rädern ist ja auch, dass sich die Frage nach der Infrastruktur erst gar nicht stellt. Alle E-Roller lassen sich ganz bequem an einer herkömmlichen Haushaltssteckdose aufladen. Zudem sollte die Reichweite von über 100km alle Fahrten des täglichen Bedarfs leicht abdecken können.

Wirtschaftsforum: Sie haben bei der Neuauflage sehr auf größtmögliche Nähe zum Original gedacht - zumindest äußerlich. Welche inneren Werte machen eingefleischten Rollerfahrern - und Schwalbe-Fans der ersten oder zweiten Stunde - den Wechsel zum E-Roller schmackhaft?

Thomas Grübel: Das stärkste Argument für den Wechsel zum E-Roller und insbesondere zur E-Schwalbe ist der unvergleichliche Fahrspaß. Die ausgezeichnete Beschleunigung, die Dynamik insgesamt und das ruhige Fahrverhalten sind für Benzinroller unerreichbar. Hinzu kommen die deutlich niedrigeren Unterhaltskosten und das gute Gefühl, einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.

Wirtschaftsforum: Die Original-Schwalbe war für viele erschwinglich und ist es noch heute. Die E-Schwalbe dagegen ist mit knapp fünfeinhalbtausend EUR in der Basisversion kein Schnäppchen. Geht dem ‘Jedermann-Roller‘ dadurch nicht auch etwas von seinem essenziellen Charakter verloren?

Thomas Grübel: Die Bezeichnung ‘Jedermann-Roller‘ ist ehrlich gesagt ein Mythos, entstanden nach der Wende als die alten Simson Schwalben wiederentdeckt wurden und sehr günstig, wenngleich reparaturbedürftig, zu haben waren. Wer zu DDR-Zeiten eine Schwalbe haben wollte, musste rund 1.200 Ostmark bezahlen. Damals auch kein Schnäppchen. Unsere Schwalbe überzeugt durch Qualität Made in Europe und starke Leistung. Wir sind davon überzeugt, dass die Konsumenten auf diese Aspekte Wert legen.

Wirtschaftsforum: Zum Schluss eine persönliche Frage: Fahren Sie mit dem Auto oder mit der Schwalbe zur Arbeit?

Thomas Grübel: In meiner Freizeit fahre ich gerne Schwalbe, vor allem wenn ich kurze Distanzen zurücklegen muss. Für den beruflichen Alltag mit vielen Geschäftsreisen und langen Wegen kommt aktuell noch ein Hybridauto zum Einsatz. Ein reines Elektroauto wird bald folgen.

Interview: Redaktion | Fotos: GOVECS

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Automobil & Fahrzeugbau

Mit Hightech durch den Schnee

Interview mit Wilhelm Rieder, Geschäftsführer der ZAUGG AG EGGIWIL

Mit Hightech durch den Schnee

Während sich viele Unternehmen in städtischen Zentren oder globalen Hubs ansiedeln, behauptet sich ein international erfolgreicher Technologiebetrieb aus einem kleinen Dorf im Emmental. Die ZAUGG AG EGGIWIL ist Spezialist für…

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Interview mit Pascal Stephan, Verkaufsleiter der Mechatronik GmbH

„In unserer Branche darf man kein Autoverkäufer sein!“

Bei den Fahrzeugen, die die Mechatronik GmbH wartet, umbaut und vertreibt, geht es schnell um Millionenbeträge, bisweilen sogar im zweistelligen Bereich. Das setzt nicht nur technischen Sachverstand, sondern auch ein…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Spannendes aus der Region Landkreis München

MedTech mit Verantwortung – Lösungen, die verbinden

Interview mit Laura Garcia Baglietto, Executive Vice President Medical Devices & Environment International der GBA Group und Dr. Timo Lebold, Geschäftsführer der GBA MDS GmbH

MedTech mit Verantwortung – Lösungen, die verbinden

Die GBA Group zählt zu den führenden Labor- und Beratungsdienstleistern im europäischen Life Sciences-Sektor. In Gilching bei München bietet die GBA Medical Device Services GmbH regulatorische Beratung und umfassende Analytik…

Ein halbes Jahrhundert Kompetenz in der Vermögensverwaltung

Interview mit Christian Janas, Leiter Vermögensverwaltung, Mitglied der Geschäftsführung der DJE Kapital AG

Ein halbes Jahrhundert Kompetenz in der Vermögensverwaltung

Wer über ein Vermögen verfügt, möchte dieses gerne sicher und gewinnbringend anlegen. Mit der Erfahrung von mehr als einem halben Jahrhundert bietet sich die DJE Kapital AG als kompetenter Vermögensverwalter…

Eine Behandlung aus einem Guss

Interview mit Prof. Dr. med. Martin Kriegmair, Geschäftsführer der Medical Team Clinic GmbH

Eine Behandlung aus einem Guss

Die Urologische Klinik München-Planegg bietet ihren Patienten das gesamte operative Behandlungsspektrum einschließlich sämtlicher adjuvanter Therapien in einem Haus an. Inhaber Prof. Dr. Martin Kriegmair erläuterte im Interview mit Wirtschaftsforum, warum…

Das könnte Sie auch interessieren

Standsome: Das Upgrade für den Schreibtisch

Interview mit Leonard Beck, Geschäftsführer der Friedrich & Patriz Möbel UG

Standsome: Das Upgrade für den Schreibtisch

Höhenverstellbare Bürotische stehen auf vielen Wunschlisten von Mitarbeitern und es gibt Unternehmen, die diesem Wunsch durch hauseigenes Gesundheitsmanagement entgegenkommen. Wenn sich überhaupt nichts bewegt, könnte der Standsome eine alternative Anschaffung…

Air up: Duft-Luft für das Leitungswasser

Interview mit Fabian Schlang, Gründer der air up GmbH

Air up: Duft-Luft für das Leitungswasser

Wasser mit Geschmack – allein über den Duft: Das verspricht air up. Die Trinkflasche ist mit einem Pod ausgestattet, der Duftstoffe in den Rachenraum befördert. Doch wie gelingt es genau,…

Auf Grün gebürstet

Interview mit Joachim Lafrenz, General Manager der TePe D-A-CH GmbH

Auf Grün gebürstet

Zahnbürsten kennt jeder. Etwas anders sieht das bei Interdentalbürsten aus. Tatsächlich nutzen lediglich 30% aller Deutschen entsprechende Bürsten, obwohl das Thema für die Mundhygiene und damit für die allgemeine Gesundheit…

TOP