„Was zählt, ist der Spirit!“
Interview mit Marcus Antonius Fazio, Leiter Finanz- und Rechnungswesen der FrymaKoruma AG

Wirtschaftsforum: Herr Fazio, was für Anlagen baut FrymaKoruma genau und in welchen Industriebereichen kommen sie zum Einsatz?
Marcus Antonius Fazio: Unsere Produkte kommen vor allem in der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sowie in den Bereichen Pharma und Chemie zum Einsatz – überall dort, wo es um das Homogenisieren, Emulgieren und Dispersieren flüssiger, halbfester und pastöser Produkte geht. Wir haben vier Produktkategorien: Prozessanlagen für die Homogenisierung flüssiger und halbflüssiger Substanzen, Entlüfter, Inline-Homogenisatoren zur Herstellung von Emulsionen und Dispersionen und vor allem Mühlen, die nach wie vor unsere Hauptprodukte sind. Unsere Korundscheibenmühle haben wir 1952 erfunden, sie war ein technologischer Meilenstein und ist noch heute Teil unseres Portfolios.
Wirtschaftsforum: Im Jahr 2000 wurde die damalige Fryma AG mit der deutschen Koruma Maschinenbau GmbH als Teil der international operierenden Romaco Group zusammengeführt und firmiert seither unter dem jetzigen Namen. Wie hat sich Ihr Unternehmen seitdem entwickelt?
Marcus Antonius Fazio: Noch 1999 rief Koruma ProTec ins Leben, unser Prozesstechnologie- und Schulungszentrum am Standort Neuenburg. Bereits 2001, ein Jahr nach der Zusammenführung, stellten Fryma und Koruma ihr erstes gemeinsam entwickeltes Produkt, die Vakuumprozessanlage MaxxD, vor, die neben den Mühlen bis heute einen großen Teil unseres Umsatzes generiert. 2008 schließlich wurden die beiden Standorte in Neuenburg und Rheinfelden konsolidiert. 2014 traten wir der ProXES Group bei.
Wirtschaftsforum: 2008 war das Jahr der Weltwirtschaftskrise und auch die Zeit, als Sie zum Unternehmen stießen. Wie kamen Sie mit den durch die Krise erschwerten Bedingungen klar?
Marcus Antonius Fazio: Mein Credo war, so profitabel zu produzieren, dass wir selbst bei einem Wechselkurs von 1:1 über die Runden kommen würden. Zunächst wurde ich belächelt, aber nach zwei Jahren war es dann so weit. Das geht nur gut, wenn alle an einem Strang ziehen. Ich habe früher Rugby gespielt. Bei diesem Sport ist Zusammenhalt alles, es geht nur im Team. Und das ist auch der Spirit bei uns im Unternehmen. Jeder ist gleich viel wert. Das ist unser Leitspruch.
Wirtschaftsforum: An dem Sie auch in schwierigen Zeiten festgehalten haben, denn Stellenabbau war für FrymaKoruma nie eine Option.
Marcus Antonius Fazio: Genau. Unsere Art, mit Krisen umzugehen, ist die: Es gibt immer eine Lösung, aber Stellenabbau ist keine davon. Wir haben insgesamt 160 Mitarbeiter, die ganze Bandbreite; von jungen, die gerade eingestiegen sind, bis zu solchen, die schon 45 Jahre bei uns sind. Uns ist es wichtig, erfahrene Leute zu halten und den jungen eine Perspektive zu bieten. Wir möchten, dass unsere Leute sich einbringen. Insofern kennen wir auch keinen Fachkräftemangel, denn wir haben den Ruf, unsere Mitarbeiter nicht im Stich zu lassen. Arbeitsplätze zu sichern ist außerdem auch eine Art, seinem Land für die Freiheit, Sicherheit und den Lebensstandard, den es bietet, etwas zurückzugeben.
Wirtschaftsforum: Was betrachten Sie als Grundlage des Unternehmenserfolgs?
Marcus Antonius Fazio: Unser umfangreiches Wissen, den Anspruch höchster Produktqualität, die Fähigkeit, aus Fehlern zu lernen. Das Einstehen für unsere Werte – Integrität, Zusammenarbeit, Bereitschaft zum Handeln, kreatives Denken und Leistungsbereitschaft – und sie auch leben.
Wirtschaftsforum: Was ist Ihre Botschaft an die Branche?
Marcus Antonius Fazio: Schweizerisch- deutsche Ingenieurkunst ist für ihre erstklassige Qualität und Serviceleistung bekannt. Man ist demgemäß bereit, einen bestimmten Preis dafür zu bezahlen. Für alle Betriebe, die hochwertig produzieren, gilt: Seid euch eures Wertes und der Qualifikation eurer Arbeitskräfte bewusst und steht dazu. Haltet die Arbeitsplätze im Land!