In der Nische erfolgreich
Interview mit Stefan Schröter, Sales & Marketing Manager der Folienwerk Wolfen GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schröter, wie hat das Folienwerk Wolfen den Sprung zu einem innovativen Branchenführer geschafft?
Stefan Schröter: Das Unternehmen hat einfach das richtige Gespür für ökologische und intelligente Produkte bewiesen. In der Gründungsphase gab es erste Diskussionen um das Thema PVC und viele Branchen haben nach alternativen Produkten ohne Weichmacher gesucht. Wir haben deshalb sehr früh auf PET gesetzt und hochwertige transparente PET-Folien hergestellt. Diese wurden schnell als wertvolle ökologische Alternative zur PVC-Folie geschätzt und das hat uns zu großen Wachstum verholfen. Im Laufe der Jahre sind wir langsam, aber kontinuierlich gewachsen und haben uns ganz bewusst ausschließlich auf Nischenmärkte konzentriert, in denen wir mit innovativen, durchdachten und qualitativ hochwertigen Produkten überzeugen können.
Wirtschaftsforum: Was genau sind das für Nischen?
Stefan Schröter: Eine unserer Kernkompetenzen sind Verpackungsfolien für ganz unterschiedliche Einsatzbereiche, ob als Tiefziehfolie oder Hartfolie zum Verschweißen, für Blisterverpackungen, Kunststoffboxen und vieles mehr. Die PET-Folien können individuell bedruckt und mit Eigenschaften, wie unterschiedlichen Farbvariationen, UV-Schutz oder antistatischer Ausrüstung, auf spezielle Bedürfnisse angepasst werden. Ein weiterer Bereich sind unsere EVA-Folien, die zur Glaslamination eingesetzt werden. Wir haben mit evguard® eine eigene Laminierfolie entwickelt, die dem im Vakuum- oder Autoklavenprozess laminierten Glas hervorragende Eigenschaften für den dekorativen oder den Sicherheitsbereich verleiht. Außerdem produzieren wir spezielle Lentikular-Folien für 3D-, Flip-, Morph- und Bewegungsdrucke.
Wirtschaftsforum: Kunststoff hat mittlerweile viele Branchen erobert. In welchen Anwendungsbereichen kommen Ihre Produkte zum Einsatz?
Stefan Schröter: Einen Großteil unserer Folien fertigen wir für den Verpackungsmarkt, zum Beispiel für die Verpackung von Kosmetikartikeln, Lebensmitteln oder Produkte des täglichen Bedarfs. In der Medizintechnik und im Pharmabereich werden unsere Produkte ebenfalls eingesetzt, aktuell vor allem zur Herstellung von Schutzmasken, ansonsten aber zum Beispiel für Blisterverpackungen oder für Sekundärverpackungen im OP-Bereich. Unsere technischen Folien werden für die Produktion von Karten wie ID-Karten, Gutscheinkarten, Kreditkarten oder Kundenkarten verwendet. Die Führerscheine in diversen Bundesstaaten der USA und Kanada oder ID-Karten in südamerikanischen Ländern werden zum Beispiel mit unseren Folien produziert. Unsere EVA-Folien kommen unter anderem als Autodächer oder für Anwendungen in der Architektur zum Einsatz. Was unser Unternehmen auszeichnet, ist die Breite an verschiedenen Produkten. Unsere Folien eignen sich für verschiedene Anwendungsbereiche, deshalb haben wir einen Vertrieb, der auf diese Anwendungsbereiche ausgerichtet ist. Unser Portfolio ist sehr erklärungsbedürftig und es geht uns nicht ausschließlich um das Verkaufen, sondern auch um einen Mehrwert für unsere Kunden.
Wirtschaftsforum: Die Kunststoffindustrie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich weiterentwickelt. Welche Themen werden für das Folienwerk Wolfen in Zukunft eine Rolle spielen?
Stefan Schröter: Ein großes Thema für uns ist die Nachhaltigkeit der Produkte. Als Kunststoffhersteller sind wir auch sehr viel im Bereich Forschung und Entwicklung aktiv. Wir sehen die Vorteile von Kunststoff, aber auch die Nachteile in der Wertschöpfungskette. Das Thema Recycling und die Nutzung nachwachsender Rohstoffe in der Herstellung ist bei uns schon lange im Fokus und wir entwickeln Spezialfolien, die auf nachwachsenden Rohstoffen basieren und auch in industriellen Anlagen kompostiert werden können. Kunststoff wird außerdem noch viel zu wenig recycelt und hier wollen wir ansetzen und sortenreine Folienabfälle unserer Kunden wieder dem Produktionskreislauf zuführen.
Wirtschaftsforum: Kommt für Sie denn auch die Entwicklung des Unternehmens in Richtung eines Standardsortiments in Frage?
Stefan Schröter: Nein. Die Konzentration auf Nischenmärkte ist für uns absolut wesentlich und wir werden uns weiter ganz klar im Bereich der Spezialitäten und anspruchsvollen Lösungen positionieren. Auf diesem Gebiet besteht allerdings durchaus die Möglichkeit für weitere Diversifikation. Wir sind sehr forschungsgetrieben und in zahlreichen Projekten mit Hochschulen involviert. Auf diese Weise wollen wir ein Pionier in unserem Sektor bleiben.