„Fast zu schade, um darin zu arbeiten“
Interview mit Dipl.-Kfm. Peter Hoffmann, Geschäftsführer und Inhaber der FHB original GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Hoffmann, FHB hat eine lange Tradition und gilt als DER Spezialist für Zunftbekleidung. Was können Sie uns über die Anfänge erzählen?
Peter Hoffmann: Das Unternehmen wurde 1943 in Bielefeld von meinem Uronkel gegründet. Anfangs fertigten wir wirklich nur die Zunftbekleidung vor allem für Zimmerleute und andere Handwerker. Charakteristisch sind hier die beiden Frontreißverschlüsse in den Hosen und die schweren Stoffqualitäten in Trenkercord und Englisch-Leder. Als mein Onkel 1996 starb, bin ich in das Unternehmen eingestiegen und übernahm die Firma 2003. Da ich schon im elterlichen Unternehmen, in der Lehre und im Studium mit modischer Bekleidung in Berührung kam, fand ich diese Zunfthosen einfach so cool. FHB machte zu dieser Zeit rund neun Millionen DM Umsatz.
Wirtschaftsforum: Was haben Sie seitdem verändert?
Peter Hoffmann: Zunächst einmal wollte ich Marktführer in Sachen Zunft werden und diese Nische der Berufsbekleidung im Griff haben. Irgendwann erreicht man dann mit diesen besonderen Produkten die Grenzen des Wachstums. Also planten wir den Einstieg in die ‘normale’ Arbeitsbekleidung, das heißt für alle anderen Berufsgruppen außer Zunft, da wir einen besonders guten Kontakt zu unseren Händlern bereits hatten. Unsere Idee ‘Wähle deine Farbe’ wurde geboren. Der Schlüssel für den Einstieg in diesen Markt begann mit neun Produkten in sechs Farben. Aktuell haben wir eine Palette von mehr als 30 Produkten in zehn Farben und fast 40 Größen, die wir unseren Händlern zur Verfügung stellen. Ganz wichtig dabei, es muss immer verfügbar sein, egal in welchen Mengen. Heute bestellt, morgen geliefert.
Wirtschaftsforum: Inwieweit leiden Sie unter den derzeitigen Krisen?
Peter Hoffmann: Der Markt hatte sich nach dem ersten Corona-Lockdown schnell stabilisiert. Die Produktionen haben wir nie zurückgefahren. Dank unserer zuverlässigen Partnerschaften auf Handels- und Lieferantenseite sind wir 2020 leicht mit fast 7% gewachsen und 2021 um 25%. Der Schlüssel hierfür war mit Sicherheit unser Konzept, die innovativen Produkte und vor allem unsere Lieferfähigkeit. Große Sorgen bereitet uns natürlich die Ukraine, wo wir mehr als 400.000 Teile im Jahr produzieren und wir Angst um die Menschen vor Ort haben. Nach kurzer Unterbrechung fertigen wir dort weiter und haben gleichzeitig größere Kapazitäten in Albanien und Armenien aufgebaut.
Wirtschaftsforum: Wo steht FHB heute?
Peter Hoffmann: 2021 haben wir einen Jahresumsatz von 35 Millionen EUR erzielt. Im ersten Quartal 2022 ist er um fast 40% gewachsen. In Deutschland gehören wir zu den Top 3 der nationalen Workwear-Branche und haben im Fachhandel für Zunftbekleidung einen Marktanteil von rund 80%. Wir beschäftigen 117 Mitarbeiter:innen an zwei Standorten, in Spenge und Bünde. Besonders ist natürlich unsere Näherei in Spenge mit fast 50 Näher:innen und das seit 1970 an diesem Standort. Dies versetzt uns in die Lage, auch alle Produktentwicklungsprozesse im eigenen Haus umzusetzen.
Wirtschaftsforum: Wie sieht Ihr Produktangebot im Einzelnen aus?
Peter Hoffmann: Im Bereich der Zunftbekleidung haben wir das breiteste und innovativste Sortiment, außerdem die individuelle Maßanfertigung. Bei der Arbeitsbekleidung ist die Hose die Königsdisziplin. Denn sie wird mehr strapaziert als alle anderen Produktkategorien außer Schuhen. Unser Produktprogramm reicht von Kopf bis Fuß und deckt den gesamten Bereich der funktionellen Arbeitsbekleidung für Industrie und Handwerk ab. So haben wir T-Shirts, Polos, Sweater, Hoodies, Softshell-, Fleece-, Regen und Winterjacken, Latzhosen, Bundhosen, Arbeitsjacken und das gesamte Arbeitszubehör.
Wirtschaftsforum: Welche Ansprüche stellen denn die Kunden an ihre Arbeitskleidung?
Peter Hoffmann: Die Kleidung soll modisch aussehen, bequem und hochgradig funktional sein. Man benötigt also auch voll- oder teilelastische Materialien. Aufgrund der großen Farbauswahl sind die Oberteile bei vielen Gelegenheiten tragbar.
Wirtschaftsforum: Wie soll es weitergehen mit FHB?
Peter Hoffmann: Den Bereich der Oberteile wollen wir noch weiter ausbauen. Wir planen neue Beschaffungsoptionen in Bangladesch. Für neue Produkte werden wir nur noch recycelte synthetische Fasern einsetzen. Unser tolles Wachstum macht es schon jetzt nicht so einfach, alle Prozesse im Griff zu behalten. So mussten wir die Produktion der neuen Produkte gerade stoppen, weil wir die Kapazitäten für die bestehenden Linien brauchten. Dies ist natürlich nur vorübergehend.