Das ganz Große im Blick
Interview mit Christoph Scabell, Geschäftsführer der EXTRUDEX Kunststoffmaschinen GmbH
„Mit unseren Maschinen können wir aus thermoplastischen Kunststoffen alles darstellen, was rund und endlos ist.“ Diese präg-nante Zusammenfassung des Portfolios stammt von Christoph Scabell, Geschäftsführer von EXTRUDEX und engagierter Unternehmer mit Visionen. Seit 2015 zeichnet er für die Leitung des Unternehmens verantwortlich – und realisierte sich damit den Traum vom eigenen, produzierenden Unternehmen mit Zukunftspotenzial.
Patent als Booster
Gegründet wurde das Unternehmen 1985 von Helmut Wahl; im Rahmen einer Nachfolgeregelung übernahm Christoph Scabell es 30 Jahre später. Anfangs stand die Fertigung kleiner Extruder im Fokus; mit steigender Marktnachfrage fasste EXTRUDEX mit der Zeit in neuen Segmenten Fuß. Die Einführung des patentierten HELIBAR®-Einschnecken-Extruders im Jahr 2000 brachte dem Unternehmen einen signifikanten Schub nach vorn.
„Durch das Helibar-Prinzip, eine speziellen Zylindergestaltung, ergaben sich wichtige Wettbewerbsvorteile, die EXTRUDEX zu nutzen wusste“, sagt Christoph Scabell. Eine schrittweise Entwicklung hin zu kompletten Anlagen kennzeichnete die Jahre 2000 bis 2010. Die Automobilindustrie, Sanitätsrohre sowie die Medizintechnik sind heute die wichtigsten Anwendungsbereiche. „Anfangs mussten für die kompletten Anlagen viele Teile zugekauft werden“, so Christoph Scabell. „Inzwischen wird fast alles, mit Ausnahme elektronischer Komponenten, inhouse gefertigt.“
Hin zu Komplettlösungen
Parallel zur Weiterentwicklung des Portfolios änderte sich das Kaufverhalten der Kunden, die verstärkt Komplettlösungen nachfragen. „Machten Extruder 2015 noch 70% des Umsatzes aus und Linien 30%, fallen heute 70% auf Linien, 30% auf Extruder. Kernprodukte des Angebots sind ‘normale Extruder’“, wie Christoph Scabell sagt. „Einschnecken-Extruder in Größen von 12 mm bis 150 mm Schneckendurchmesser, die wir je nach Segment mit entsprechenden Linien kombinieren. Der große Vorteil ist, dass wir sehr präzise Anlagen mit einer sehr hohen Fertigungsqualität fertigen. Der Kunde kann diese Anlagen problemlos bis zu 25 Jahre nutzen. Hinzu kommt ein Service, der sich vom Markt abhebt. Innerhalb von 24 Stunden nach Anruf ist jemand vor Ort. Alle neueren Anlagen ab 2010 sind zudem fernwartungsfähig.“
Exportiert werden die Extruder in die EU, die Schweiz, in die USA, nach Indonesien, Kanada, Südafrika und Mexiko. Besonders gefragt sind die Produkte in der Medizintechnik, aber auch im Bereich 3-D-Druck. „Im nächsten Jahr bringen wir einen kleinen 3-D-Drucker auf den Markt, der mit einem von uns gefertigten Extruder ausgestattet ist und mit Mikrogranulat betrieben wird“, so Christoph Scabell. „Das Förderprojekt ist gerade abgeschlossen. Wir arbeiten hier gemeinsam mit zwei Partnern, der TU München und einem industriellen Partner aus Bayern.“
Herausforderungen annehmen
Mit den Produkten ist EXTRUDEX in verschiedenen Segmenten unterwegs, in denen es spezialisierte Wettbewerber gibt. „Wir sind hier der Allrounder mit sehr guten Kenntnissen“, resümiert Christoph Scabell. „Unsere Stärke liegt darin, dass wir gemeinsam mit Kunden Lösungen erarbeiten und individuelle Anforderungen realisieren. Kunden können ihre Produkte so in kurzer Zeit in einer hervorragenden Qualität fertigen.“
„Ich möchte hier etwas Großes entstehen lassen.“ Christoph ScabellGeschäftsführer
EXTRUDEX wird sich künftig nicht auf seinen Stärken ausruhen, sondern sich neuen Herausforderungen stellen. Zum Beispiel dem Thema Recycling. „Die zentrale Frage ist, wie man sortenrein recyceln kann“, erklärt Christoph Scabell. „Es gibt verschiedene Projekte, die wir in Zukunft anschieben werden.“ Auch die Digitalisierung und Industrie 4.0 treiben das Unternehmen um. Gearbeitet wird momentan an einer Anlage, die so konzipiert ist, dass sie über Schnittstellen mit SAP-gesteuerten Betriebssystemen der Kunden kommunizieren kann.
Bereit für etwas Großes
32 Mitarbeiter hat EXTRUDEX heute, der Umsatz liegt bei neun bis zehn Millionen EUR, die Exportquote bei 50%. Um in Zukunft mehrere Schlüsselaufträge zu bekommen, mit denen das Unternehmen weiterwachsen kann, sind motivierte Mitarbeiter das A und O.
„Mein Team, das in ganz schlechten Zeiten mitgezogen hat, ist meine größte Motivation“, betont Christoph Scabell. „Neue Mitarbeiter zu finden, die sich genauso mit EXTRUDEX identifizieren, ist nicht einfach, aber möglich, auch weil wir hier in einer strukturstarken Gegend mit großer Konkurrenz sind. Dennoch halte ich an der Vision fest, hier gemeinsam etwas Großes entstehen zu lassen und es an die nächste Generation zu übergeben. Ich war lange Zeit weltweit in einem globalen Konzern tätig. Nach dieser Zeit wuchs in mir der Wunsch, ein Unternehmen zu leiten, das etwas Konkretes produziert. Da wir in einer Nische agieren und individuelle Anlagen fertigen, sind wir zudem für asiatische Wettbewerber nicht interessant. Man kann EXTRUDEX konsequent weiterentwickeln, sieht Ergebnisse und Wachstum. Das ist ein Glücksfall und sehr motivierend.“