Freche Freunde: Leckere Bioprodukte mit Obst und Gemüse

Interview mit Caspar Hoffmann, Geschäftsführer der erdbär GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Hoffmann, was sind heute die wichtigsten Produktgruppen von erdbär?

Caspar Hoffmann: Eine Säule unseres Geschäfts sind Fruchtchips, insbesondere unsere Erdbeer-Fruchtchips. Darin enthalten sind zu 100% Früchte. Durch die Gefriertrocknung wird dem Produkt zwar Feuchtigkeit entzogen, aber der Fruchtgeschmack bleibt erhalten. Wir waren die Ersten am Markt mit gefriergetrockneten Produkten. Daneben sind natürlich unsere Quetschies etabliert. Knabbereien wie zum Beispiel gepuffter Mais mit Geschmack oder Laugensnacks sind ein stark wachsender Bereich für uns. Hier sehen wir Potenzial für die nächsten Jahre. Seit einigen Jahren bieten wir auch Gläschen an.

Wirtschaftsforum: Wie passt derartiges Convenience Food zu dem steigenden Anspruch an gesunde Ernährung?

Caspar Hoffmann: Eines ist uns ganz wichtig: Wir wollen kein frisches Obst oder Gemüse ersetzen. Wir möchten einfach als Snack-Alternative zur Hand sein, wenn keine frische Nahrung verfügbar ist, zum Beispiel unterwegs – hier wird nämlich viel zu häufig zu Schokoriegeln und Süßkram gegriffen.

Wirtschaftsforum: Ihr Markt ist hart umkämpft und es gibt große etablierte Player, gegen die Sie antreten. Was zeichnet erdbär aus?

Caspar Hoffmann: Wir sind dem Markt oft einen Schritt voraus. Als unsere Gründer Alex und Natascha Neumann 2011 mit ihrem Konzept der praktischen Kindersnacks mit Obst und Gemüse für unterwegs an den Markt gegangen sind, gab es kein derartiges Snack-Angebot in den Supermarkt- oder Drogerieregalen. Der Markt wurde hier noch von Löffelbiskuits und Plätzchen bestimmt. Wir waren im Grunde eines der ersten Food-Start-ups, von denen es heute viele am Markt gibt. Unsere gefriergetrockneten Produkte waren eine echte Innovation. Darüber hinaus waren wir der erste Anbieter, der Obst und Gemüse mit Charakter ausgestattet hat, mit Augen, Armen und Beinen. Wir haben den Produkten Namen gegeben wie Karl Karotte oder Edda Erdbeere. Damit haben wir eine Markenwelt gebildet, die Obst und Gemüse als Freunde für Kinder in den Mittelpunkt stellt. Deshalb haben wir uns auch für den Namen ‘Freche Freunde’ entschieden. Wir möchten es mit unseren Lösungen Eltern so einfach wie möglich machen, ihren Kindern Obst und Gemüse spielerisch nahe zu bringen, ganz gleich, ob als Beikost, im Kita-Alltag oder auch noch während der Schulzeit. Es gibt am Markt zwar sehr gut gemachte Handelsmarken, aber die Innovationstreiber sind die Marken. Wir sind hier mit unserem kompromisslosen Geschmacksanspruch und unserem Leitmotiv ‘Eine frühe Freundschaft mit Obst und Gemüse’ in den letzten Jahren zur Nummer 2 am Markt avanciert.

Wirtschaftsforum: Wie hat der Markt anfänglich auf Ihr Konzept dieser neuartigen Snacks reagiert?

Caspar Hoffmann: Wir haben mit kleinen Schritten begonnen. Einerseits war man vorsichtig, andererseits waren wir interessant für Händler, da wir einzigartig waren. Heute ist der Handel dem Thema gegenüber aufgeschlossen. erdbär war definitiv ein Treiber dieses Marktsegmentes. Wir haben mit dem Vertrieb über Biomärkte begonnen, wurden dann bei DM gelistet, was ein wichtiger Schritt für weiteres Wachstum war. Letztes Jahr haben wir unsere zehnjährige Partnerschaft mit DM gefeiert. Seit fünf Jahren gehören wir zu Hero AG, einem Schweizer Lebensmittelkonzern, der in der Hand einer deutschen Familie ist. Dadurch haben sich für uns in den vergangenen Jahren neue Perspektiven für weiteres Wachstum eröffnet.

Wirtschaftsforum: Die letzten drei Jahre waren von Krisen geprägt. Wie haben diese sich auf Ihr Geschäft ausgewirkt?

Caspar Hoffmann: In der Coronazeit haben die Konsumenten ein anderes Einkaufsverhalten entwickelt. Wir haben einen starken Trend zum One-Stop-Shopping gesehen, wahrscheinlich, um sich einem möglichst niedrigen Infektionsrisiko auszusetzen. Eigentlich war die Drogerie immer unser stärkster Kanal. In dieser Zeit waren wir besonders stark im Lebensmitteleinzelhandel. Das hat sich aber inzwischen wieder ausbalanciert. Angeheizt durch den Krieg in der Ukraine waren die gestörten Lieferketten, die hohen Energie-, Material- und Transportkosten Themen, die den Markt belastet haben. Aktuell stellen wir eine Normalisierung fest, aber das alte Preisniveau werden wir nicht mehr erreichen. Insgesamt gibt es zurzeit einen Trend zu Eigenmarken.

Wirtschaftsforum: Welche Neuerungen wird es 2024 geben?

Caspar Hoffmann: Wir möchten wieder zurück auf unseren Wachstumspfad und Ruhe ins Geschäft bringen. Die letzten Jahre waren aufgeheizt durch die gerade beschriebenen Probleme. Wir bringen jedes Jahr zwischen zehn und zwanzig neue Produkte heraus und auch in diesem Jahr wird es neue Produkte geben. Da wir feststellen, dass die Konsumenten immer mehr Abwechslung im Regal nachfragen, werden wir unter anderem auch mit saisonalen Produkten beginnen. Bei unseren Quetschies haben wir eine Segmentierung vorgenommen, die das gesamte Portfolio in drei einfache Kategorien einteilt, die den häufigsten Verzehr-Vorlieben entsprechen: ‘Viel Frucht’ als fruchtige Nascherei, ‘Obst und Gemüse’ zum Kennenlernen und Probieren von Gemüse sowie ‘Obst und Getreide’, wenn es mal etwas mehr sein darf. Damit möchten wir den Kunden mehr Orientierung bieten. Weiterhin bleiben wir unserem innovativen Anspruch treu.

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