Sprachen lernen und die Welt erkunden

Interview mit EF Education Geschäftsführer Niklas Kukat

Wirtschaftsforum: Herr Kukat, wie hat sich der Markt für Sprachreisen in den vergangenen Jahren entwickelt?

Niklas Kukat: Die allgemeine Globalisierung hat dazu beigetragen, die Hemmschwelle, in ein anderes Land zu reisen, abzubauen. Durch das Internet haben die Menschen klarere Vorstellungen, was sie dort erwartet. Deshalb fürchten wir auch keine Apps oder Online-Schulungen. Diese dienen häufig der Vorbereitung auf eine Sprachreise. Auch die Offenheit gegenüber anderen Kulturen ist in den vergangenen Jahren, gerade bei den jungen Leuten, viel größer geworden. Für Jugendliche, zum Beispiel zwischen 13 und 15 Jahren, sind Sprachreisen eine gute Möglichkeit, zum ersten Mal ohne Eltern allein zu verreisen.

Wirtschaftsforum: Welche Länder und Sprachen sind aktuell im Trend – und mit welchen Angeboten reagieren Sie darauf?

Niklas Kukat: Japanisch wird immer stärker nachgefragt – nicht zuletzt aufgrund der Olympischen Spiele. Wir sind hier der offizielle Language Supplier und trainieren die Helfer der Olympiade. Das haben wir auch schon für die Spiele in Peking gemacht. Natürlich ist Englisch als Weltsprache ein Klassiker im Programm. Neu im Portfolio haben wir Portugiesisch über eine Schule in Lissabon und Russisch in Moskau. In Playa del Carmen in Mexico wird in Kürze eine Spanisch-Schule eröffnen, in Los Angeles werden wir mit einem neuen Campus zusammenarbeiten. Sehr interessant ist die Entwicklung der Nachfrage nach Koreanisch. Samsung kommt aus Korea, es gibt dort viele weltweit starke Gaming-Anbieter und vor allem der K-Pop lässt die Anfragen nach Sprachreisen nach Seoul massiv wachsen. Wir haben unsere Schule dort bereits zweimal vergrößert.

Wirtschaftsforum: An welche Zielgruppen richten Sie sich mit Ihren Programmen?

Niklas Kukat: Der Klassiker in unserem Angebot sind Sprachreisen für Schüler in den Ferien und nach dem Abschluss sowie für Studenten, Berufstätige und Erwachsene. Starkes Wachstum verzeichnen wir zurzeit mit unserem EF Sprachenjahr, das wir für Abiturienten nach dem Abitur anbieten. Der Aufenthalt umfasst neun bis elf Monate im Ausland in einem Universitätsumfeld. Hier kann man sein EF Diploma in Business English ablegen. Unser internationales Flaggschiff-Programm sind unsere High-School und Austauschreisen für Schulklassen zwischen der neunten und elften Jahrgangsstufe. Hier ist Deutschland weltweit der größte Markt und wir sind seit rund 40 Jahren in diesem Segment aktiv. Darüber hinaus bieten wir auch kleinere Programme, mit eigenen Internaten. Eine unserer Neuheiten ist unser neuer Campus in Los Angeles, Pasadena. Hier können Schüler in zwei bis vier Jahren ihr internationales Baccalaureate machen. Weitere Internate gibt es in New York, Oxford und Torbey.

Wirtschaftsforum: In den letzten Jahren sind sehr viele Sprachlern-Apps auf den Markt gebracht worden. Sehen Sie hierin eine wachsende Konkurrenz?

Niklas Kukat: Definitiv nicht. Ich glaube nicht, dass eine reine Sprach-App langfristig Zukunft hat. Wir sind aktuell in einer Phase, in der alles digitalisiert wird. Aber der Mensch ist ein emotionales Wesen und sehnt sich langfristig nach haptischen und emotionalen Erlebnissen und Erfahrungen. Man kann stundenlang Filme über Japan im Fernsehen sehen, wird so aber nie ein echtes Verständnis für das Land und die Leute entwickeln. Wir arbeiten konsequent an unseren Programmen, um den Reisenden echte Erlebnisse – Highlights – zu bieten, sodass unsere Kunden das Gefühl haben: „Ich habe hier eine starke Erfahrung gemacht. Mein Leben ist ein Stück weit geprägt worden, ich habe mich als Mensch weiterentwickelt.“ Das heißt, wir werden in unserem Reiseangebot den emotionalen Erlebnischarakter in Zukunft noch stärker betonen.

Pictures: EF Education (Deutschland) GmbH

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