Etwas größere Dimensionen

Interview mit Heiko Mützelburg, Geschäftsführer der EEW Special Pipe Constructions GmbH

Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen: 82,5 m beträgt die Länge der größten bisher von EEW SPC gefertigten Rohre, nachdem die einzelnen bis zu 14 cm starken Stahlplatten zunächst in Form gebracht und dann im teilautomatisierten Unterpulverschweißverfahren miteinander verbunden worden sind. „Es sind sogenannte Monopiles, Fundamente für Windräder, die aus nur einem Rohr bestehen, daher die Bezeichnung“, erläutert Heiko Mützelburg, seit 2010 Geschäftsführer des Unternehmens. „Sie sind für den derzeit im Bau befindlichen Offshore-Windpark Veja Mate in der Nordsee bestimmt und stellen derzeit die längsten ihrer Art dar. Aus rein technischer Sicht können wir sogar Rohre bis zu einer Länge von 120 m herstellen.“

An solche ‘größeren Dimensionen’ ist man bei EEW SPC gewöhnt – das liegt in der Natur des Produktes, in dessen Fertigung die Kernkompetenz des Unternehmens besteht: Hergestellt werden Rohre ab einem Durchmesser von 1,50 m bis maximal 10 m. Das fertige Rohr wiegt im Schnitt 1.000, maximal bis zu 1.500 t. Der Transport ist daher nur mit Spezialequipment wie Niederflurfahrzeugen und per Schiff möglich. „Rekorde stellen wir in dieser Hinsicht immer wieder auf“, berichtet Heiko Mützelburg.

 „Das Windparkprojekt London Array ist hinsichtlich der Zahl der Fundamente das weltweit bislang größte, Gwynt Y Môr das schwerste nach Tonnage, und die schwersten Monopiles haben wir für die Projekte Baltic2 und Godewind geliefert.“

Weltmarktführer

EEW SPC gehört zur EEW Group, einem Verbund aus neun Stahlrohrwerken, von denen sich vier in Deutschland befinden. Für die gesamte Gruppe sind 2.200 Mitarbeiter tätig, davon 550 bei EEW SPC. Mit einer Produktionskapazität von 210.000 t pro Jahr trägt das Rostocker Werk über ein Viertel zu der insgesamt 800.000 t umfassenden Jahreskapazität der EEW Group bei. Die Kunden von EEW SPC kommen zu über 90% aus der Offshore-Windbranche, der Rest aus der Öl- und Gasindustrie.

„Zu 99% vertreiben wir unsere Rohre in Europa“, sagt Heiko Mützelburg. „Auf Rang eins im Auslandsgeschäft liegt England, Deutschland belegt den zweiten, die Niederlande den dritten und Belgien den vierten Rang. Künftig wollen wir auch vermehrt in Frankreich aktiv werden.“

Das wichtigste Marketing-Instrument für EEW SPC ist der direkte, persönliche Kontakt zum Kunden sowie die Pflege der meist langjährigen Kundenbeziehungen. Darüber hinaus zeigt das Unternehmen auf Fachmessen wie der HUSUM Wind Präsenz und schaltet Anzeigen in Fachzeitschriften. Um sich trotz sehr ähnlicher Fertigungtechniken in der Stahlrohrherstellung von der Konkurrenz abzugrenzen, hat EEW SPC seine ganz eigene Strategie entwickelt. „Firmenphilosophie und gelieferte Qualität machen den Unterschied. Wir setzen auf Qualität und Liefertreue bei möglichst geringen Kosten“, betont der Geschäftsführer.

Ein Konzept, das aufgeht: Mit 41% Marktanteil ist EEW SPC Weltmarktführer im Bereich Monopiles. Eine beachtliche Zahl – erst recht, wenn man sich vor Augen führt, dass 97% aller weltweit installierten Fundamente Monopiles sind. Fast die Hälfte davon stammt also von dem Rostocker Unternehmen.

Thema Kostensenkung

Monopiles sind von allen gängigen Fundamentarten die kostengünstigste Alternative und haben sich deshalb durchgesetzt. Zwar forscht die Branche derzeit auch an schwimmenden Fundamenten, doch haben diese zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Marktreife erlangt. Eine weitere Alternative sind sogenannte Jacket-Strukturen, die bislang allerdings noch sehr kostenaufwendig sind und deren Einsatz darüber hinaus erst ab einer Wassertiefe von 40 m sinnvoll ist.

Kosteneffizienz spielt, wie in allen Branchen, auch im Bereich Offshore-Windenergie die entscheidende Rolle, wie Heiko Mützelburg verdeutlicht: „Die ganze Branche wird heute getrieben vom Thema Kostensenkung und der Suche nach Kostensenkungspotenzialen. Bis 2025 lauten die Vorgaben 85 EUR pro Megawattstunde und bis 2030 sogar nur 70 EUR. Die Fundamentstrukturen sind natürlich ein bedeutender Kostenblock bei der Errichtung eines Windparks. Dementsprechend arbeiten wir kontinuierlich daran, unsere Produkte und unsere Prozesse zu verbessern, um unseren Kunden auch in Zukunft beste Lösungen bereitstellen zu können.“

Standort Rostock

Ein direkter Zugang zum Meer ist für das Unternehmen für die Verschiffung der Rohre eine Notwendigkeit. Der Standort am Rostocker Überseehafen wurde deshalb für die EEW Special Pipe Constructions GmbH als Nachfolgerin der bereits 2003 gegründeten EEW Offshore Wind Constructions GmbH sorgfältig gewählt. Der erste Spatenstich zur Errichtung der neuen Fertigungsstätte erfolgte 2007, und bereits Anfang 2008 konnte die Produktion aufgenommen werden.

„Rekorde stellen wir immer wieder auf – für das aktuelle Projekt Veja Mate haben wir die größten Monopiles der Welt gebaut.“ Heiko MützelburgGeschäftsführer

 „Der Standort Rostock bietet uns viele Vorteile“, so Heiko Mützelburg. „Zum einen war es uns möglich, uns noch deutlich zu vergrößern, indem wir einerseits zusätzliche Lagerfläche pachten konnten, was unsere Kapazitäten enorm gesteigert hat. Andererseits konnten wir mit dem Neubau einer Fertigungshalle die gesamte Fertigung auf eine breitere Basis stellen, indem jetzt auch die Herstellung sehr langer und schwerer Rohre mit einem Durchmesser von bis zu 10 m und einem Gewicht von bis zu 1.500 t machbar ist.“ Was den Fachkräftemangel angeht, gibt sich Heiko Mützelburg zuversichtlich: „Dies ist auch für EEW spürbar, besonders bei Ingenieuren und Technikern. Anderseits übt der Standort Rostock durchaus Anziehungskraft aus, und das nicht nur durch die schöne Gegend, sondern auch durch eine tarifgebundene Entlohnung.“

Nachhaltige Zukunft

Neue Windpark-Projekte in Irland und im Arkonabecken sind bereits geplant. Entsprechend dem Leitgedanken, eine sichere Energieversorgung bei nachhaltigem Umgang mit Ressourcen unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit zu etablieren, beabsichtigt EEW SPC auch an diesen Projekten erfolgreich zu partizipieren. „Das ist die Zukunft“, sagt Heiko Mützelburg. „Hier setzen wir mit unseren Produkten an, die diesen Herausforderungen gerecht werden.“

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