‘Wunderwaffe’ Glasfaser: Schnelles Internet für alle
Interview mit Detlef Katzschmann, Geschäftsführer der e.discom Telekommunikation GmbH
Wirtschaftsforum: Herr Katzschmann, welche Meilensteine gab es in der Geschichte von e.discom?
Detlef Katzschmann: Unser Vorläufer-Unternehmen wurde 1996 gegründet. Wesentlich waren für die Entwicklung von e.discom zwei Dinge: die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes, die unser Wirken überhaupt erst möglich gemacht hat, und dass wir von Anfang an konsequent auf Glasfaser gesetzt haben. Wir bauen also seit über 25 Jahren Glasfasernetze und Glasfaseranschlüsse. Das ist auch historisch bedingt, denn wir sind die Tochter eines Energieversorgers, der die Glasfaseranbindung benötigt, um die Anlagen des Gas- und Stromnetzes zu steuern. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war 1999 die Bündelung der vier Telekommunikationstöchter der verschiedenen Energieversorger, die es damals in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gab. Wir haben uns überwiegend im Geschäftskundenmarkt etabliert. 2012 haben wir den Bau und Betrieb der Infrastruktur integriert.
2018 sind wir in den geförderten Breitbandausbau eingestiegen und haben uns erfolgreich auf die Ausbaugebiete beworben. Aufgrund der Erweiterung unserer Netzgröße können wir jetzt auch Privatkunden ans Netz anschließen. e.discom ist ein Unternehmen, das sich permanent in der Entwicklung befindet und frühzeitig Technologien ausprobiert, aber auch verwirft, wenn sie nicht mehr passen. Diese Veränderungsbereitschaft zeichnet uns aus. Unserer DNA, Glasfaser bis in die letzte Meile zu bringen, sind wir dabei immer treu geblieben.
Wirtschaftsforum: Was macht Glasfaser so besonders?
Detlef Katzschmann: Glasfaser ist als Transportmedium unglaublich leistungsfähig. Wenn man den gesamten Internetverkehr Deutschlands auf einen Punkt zentrieren könnte, bräuchte man nur eine einzige Faser. Die aktive Übertragungstechnik ist in der Lage, ein solch riesiges Datenvolumen über nur eine Faser zu übertragen. Liegt Glasfaser einmal in der Erde, braucht man sie nie wieder anzufassen, vorausgesetzt, sie wird nicht physikalisch zerstört. In der aktiven Übertragungstechnik gibt es ständig neue Technologien. Aber Glasfaser wird als Transportmedium bleiben. Sie ist eine absolut nachhaltige Lösung.
Wirtschaftsforum: Stoßen Sie beim Ausbau des Glasfasernetzes in der Bevölkerung immer auf Zustimmung?
Detlef Katzschmann: Auf Bürgerveranstaltungen hören wir immer wieder: Ja, wir brauchen schnelles Internet. Wenn ich aber sage, dann müssen wir den Geh- oder Radweg noch einmal aufmachen und ein Kabel hineinlegen, dann kommen schon Bedenken. Wir brauchen in der Gesellschaft mehr Verständnis dafür, dass es für schnelles Internet notwendig ist, Rohre und Kabel zu verlegen. Hier ist noch viel Informationsarbeit notwendig. Ich würde mir auch wünschen, dass nicht ein vorhandenes Glasfasernetz von anderen Anbietern überbaut oder ein zweites oder drittes dazu errichtet wird. Solange in Deutschland nicht jeder Bürger, jeder Haushalt und jeder Geschäftskunde über einen Glasfaseranschluss zukunftssicher mit dem Internet verbunden werden kann, haben wir ein ganz anderes Problem als ein zweites, drittes oder viertes Netz aufzubauen. Der Wettbewerb sollte vielmehr auf der Dienstebene stattfinden, so wie in Schweden. Dort können alle Dienstanbieter auf der gleichen Infrastruktur ihre Produkte anbieten. Das sollte auch in Deutschland das Ziel sein.
Wirtschaftsforum: Wie ist das Unternehmen heute aufgestellt?
Detlef Katzschmann: Neben Eberswalde haben wir in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg weitere Standorte. Denn unser Anspruch ist, innerhalb von zwei Stunden an jedem Netzpunkt präsent sein zu können. e.discom beschäftigt insgesamt rund 200 Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Welche Vision haben Sie für e.discom?
Detlef Katzschmann: Wir wollen unsere Netze verstärkt in die Auslastung bringen. Bei Privatkunden spüren wir noch eine gewisse Zurückhaltung. Ich sehe unser Unternehmen auch als wichtigen Baustein in der Energiewende im Hinblick auf die Steuerung des Energienetzes.
Wirtschaftsforum: Verraten Sie uns zum Schluss: Worin liegt Ihre persönliche Motivation?
Detlef Katzschmann: Das Thema Telekommunikation ist nicht nur spannend, sondern auch sehr positiv besetzt. In der Bevölkerung besteht ein riesiger Bedarf, wir leisten daher mit unserem Angebot einen gesellschaftlichen Beitrag. Das macht mir unheimlichen Spaß. Zudem sehe ich noch viel Potenzial im Hinblick darauf, wie wir uns technisch, aber auch kulturell weiterentwickeln und besser werden können.