Die Marke für Messer

Interview mit Viola Wüsthof, Geschäftsführerin und Gesellschafterin der Ed. Wüsthof Dreizackwerk KG

Wirtschaftsforum: Frau Wüsthof, war es schon immer Ihr Wunsch, den Familienbetrieb einmal zu übernehmen?

Viola Wüsthof: Naja, das kann ich so nicht direkt beantworten. Es stand in den ersten Jahren gar nicht zur Debatte, dass eine Frau in das traditionelle Unternehmen einsteigt. Mein jüngerer Bruder war favorisierter Nachfolger. Aber die Zeiten änderten sich und mit ihnen auch die Umstände. Früher wolle ich selbst auch eher weniger mit der Leitung des Unternehmens zu tun haben. Ich habe dann eine Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht. Immer wieder kam ich dabei auch mit Köchen in Berührung, die mit unseren Produkten gearbeitet haben. Ich wollte dann gerne selbst für die qualitativ hochwertigen Produkte verantwortlich sein und nicht mehr nur eine reine Dienstleistungsarbeit ausführen, wie es in einem Hotel der Fall ist. Also habe ich nach meiner Ausbildung BWL mit den Schwerpunkten Marketing und International Management studiert. Nach dem Studium und einem sechsmonatigen Aufenthalt in unserer Tochterfirma in den USA hat mir mein Vater einen Job als Produktmanagerin an unserem Standort in Solingen angeboten.

Zu diesem Zeitpunkt war es genau das, was ich wollte. Nach und nach kamen dann immer mehr Aufgabenbereiche in unserem Unternehmen hinzu. Seit über drei Jahren teile ich mir die Geschäftsführung mit meinem Cousin. Wir haben dabei eine klassische Rollenverteilung: er kümmert sich um die Bereiche Technik, Finanzen und Vertrieb, während ich für Marketing und Personal verantwortlich bin.

Wirtschaftsforum: Was genau bietet Wüsthof?

Viola Wüsthof: Wüsthof steht für hochwertige Schneidwaren, also Kochmesser und Profiwerkzeuge zum Schneiden von Lebensmitteln. Neben dem Kerngeschäft Schneidwaren bieten wir einige Peripherieprodukte (Aufbewahrung, Schärfen, Scheren) an.

Wirtschaftsforum: Was ist das Besondere an Ihren Produkten und wie setzen Sie sich gegen die Konkurrenz am Markt durch?

Viola Wüsthof: Gegenüber den großen Generalisten wie Zwilling oder WMF unterscheiden wir uns durch unsere Fokussierung. Wir sind auf hochwertige, geschmiedete Kochmesser spezialisiert und widmen uns ausschließlich diesem Thema. Gegenüber den Manufakturen und kleineren Unternehmen haben wir mit unserer Größe ganz andere Möglichkeiten. Wir können 7.000 bis 8.000 Messer am Tag fertigen und sind international aufgestellt. Von der international aufgestellten Konkurrenz differenzieren wir uns durch die Herkunft ‘Made in Germany’. Bei uns bekommen die Kunden präzise geschmiedete Messer, die in über 40 Produktionsschritten gefertigt werden. Wir sind einer der wenigen Messer-Hersteller, der seine Produkte noch zu 100% in Solingen produziert und sich ausschließlich auf Messer spezialisiert hat. Ein Messer kostet zwar um die 100 EUR, hält aber bei guter Pflege ein Leben lang. Und letztlich beruht unser Erfolg natürlich auf den Menschen, die dahinterstehen. Wir haben eine sehr gute Führungsmannschaft, und jeder einzelne Mitarbeiter sorgt dafür, dass die Produkte absolut hochwertig und qualitativ einwandfrei sind. Unsere Mitarbeiter identifizieren sich mit unserem Familienunternehmen – eben weil wir authentisch, glaubwürdig und verantwortungsvoll sind.

Wirtschaftsforum: Welche Zielgruppen sprechen Sie an?

Viola Wüsthof: Unsere Produkte richten sich sowohl an Profiköche, ambitionierte Hobbyköche sowie  qualitätsbewusste Hausfrauen oder -männer. Kochen ist nach wie vor ein Megatrend, das spielt uns natürlich in die Hände. Darüber hinaus verändert sich das Bewusstsein der Menschen, und sie sind eher bereit, mehr Geld für ein hochwertiges und langlebiges Produkt – also Messer – auszugeben.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt der Export für Ihr Unternehmen?

Viola Wüsthof: Eine sehr große. Unser Exportanteil beträgt 85%. Wir exportieren in über 80 Länder. Damit kennen die Menschen weltweit unsere Messer aus Solingen. Der stärkste Markt liegt in Nordamerika, wo unsere Marke einen hohen Bekanntheitsgrad hat. Dort haben wir einen Exportanteil von 50%. In der DACH-Region liegt er bei 20, in Westeuropa bei 10 und in Australien und Korea bei 3%. Ein wichtiger Zukunftsmarkt ist für uns Asien. Dort liegt noch sehr viel Potenzial für uns.

Wirtschaftsforum: Wie wichtig sind die sozialen Medien für Ihren Vertrieb?

Viola Wüsthof: Wir sind im Web ganz gut vertreten. In vielen Online-Shops findet man unsere Produkte, in den Social Media-Kanälen arbeiten wir mit einigen Kooperationspartnern zusammen und halten natürlich stets Ausschau nach neuen Trends. Ziel ist es, relevanten Content zu erzeugen. Das heißt, wenn in Zukunft irgendeine Frage über Messer gestellt wird, sollten wir als Spezialist in den Suchmaschinen mit der richtigen Antwort als einer der ersten gelistet werden.

Wirtschaftsforum: Welche zentralen Ziele haben Sie sich kurz-, mittel- und langfristig für die Zukunft gesetzt?

Viola Wüsthof: Wir müssen uns verstärkt auf unsere Marke konzentrieren und diese noch bekannter machen. Unsere große Vision ist es, als Wüsthof, der Messerspezialist, wahrgenommen zu werden. Die Marke und das Messer sollen eine ganz enge Verknüpfung haben. Außerdem wollen wir weitere Märkte in Asien erschließen und weiterhin in unsere Produktion investieren. Wir wollen das Unternehmen irgendwann in die achte, neunte, zehnte Generation übergeben. Dafür müssen wir dabeibleiben, das zu tun, was wir lieben und was wir können.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Handel & Konsumgüter

Prophete bleibt mit E-Bikes immer in Bewegung

Interview mit Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung der Prophete In Moving GmbH

Prophete bleibt mit E-Bikes immer in Bewegung

In der Coronapandemie hat der E-Bike-Markt in Deutschland einen Boom erlebt, bevor sich aufgrund der sinkenden Konsumlaune der Verbraucher das Blatt wendete. Trotzdem geht Thomas Mouhlen, Mitglied der Geschäftsführung des…

„Nur wer selbst brennt, kann andere anstecken!“

Interview mit Stephan Burghard und Florian Burghard, Geschäftsführer der Sompex Im- und Export Handelsgesellschaft mbH

„Nur wer selbst brennt, kann andere anstecken!“

Gerade in der dunklen Jahreszeit haben attraktive Tisch- und Stehleuchten Hochkonjunktur – und damit auch das inzwischen 75 Jahre alte Familienunternehmen Sompex, das sowohl unter seinem eigenen Markennamen als auch…

Schuhe: Einfach bequem und schön

Interview mit Isabel Krol, General Manager der The Sensible Shoe Company B.V.

Schuhe: Einfach bequem und schön

Gibt es das? Schuhe, die super bequem sind und auch noch gut aussehen? Die Antwort auf diese Frage liefert The Sensible Shoe Company B.V. aus dem niederländischen Berg en Dal.…

Spannendes aus der Region Solingen

Wie man starke Verbindungen schafft

Interview mit Daniel Gellert, Geschäftsführer der WASI GmbH

Wie man starke Verbindungen schafft

Bis vor Kurzem waren Schrauben und andere Verbindungselemente das Hauptgeschäft der WASI GmbH. Doch inzwischen entwickelt sich das mittelständische Familienunternehmen immer mehr in Richtung Zulieferer für den Wachstumsmarkt Erneuerbare Energien,…

Unsere Werkzeuge bewegen die Welt

Interview mit Udo Clever, Inhaber und Geschäftsführer der Clever Diamond GmbH

Unsere Werkzeuge bewegen die Welt

Diamanten zählen zu den härtesten Materialien auf der Welt. Entsprechend bieten Diamantwerkzeuge eine Reihe von Bearbeitungsvorteilen, wie zum Beispiel Härte, Schneidleistung, Hitzebeständigkeit und Präzision. Die Clever Diamond GmbH aus Remscheid…

Das könnte Sie auch interessieren

„Freude, die innen entsteht, nach außen tragen“

Interview mit Philipp Schwander, CEO der Kisag AG

„Freude, die innen entsteht, nach außen tragen“

Der Rahmbläser hat die Kisag AG mit Sitz im schweizerischen Bellach bei Solothurn bekannt gemacht – nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland. Immer wieder hat sich das…

Eine Pfanne namens Olav

Interview mit Christina Neworal, Co-Gründerin von Olav

Eine Pfanne namens Olav

Das Angebot an Bratpfannen ist immens – und doch wollen Christina Neworal und Till von Buttlar eine bedeutsame Marktlücke ausgemacht haben. Eineinhalb Jahre hat das Team in die Entwicklung einer…

Trends und Traditionen

Inerview mit Oliver Schöne, Geschäftsführer der Carl Schmidt Sohn GmbH

Trends und Traditionen

Kochen gilt schon lange nicht mehr als ungeliebte Hausfrauentätigkeit. Kochen ist `in´. Voraussetzung für den Spaß in der Küche ist allerdings eine funktionale Ausstattung. Die Carl Schmidt Sohn GmbH aus…

TOP