Tragbare Technologien im Trend

Interview mit Michael Ford, Global Business Development Director Medical Dymax

Wirtschaftsforum: Herr Ford, Dymax ist Inbegriff für lichthärtende Klebstoffe. Wo werden diese im Allgemeinen eingesetzt?

Michael Ford: Das Dymax-Portfolio wird bestimmt von lichthärtenden Materialien, die je nach Bedarf mit UV/Breitband- oder LED-Licht aushärten, und darauf abgestimmten Lichthärtungs- geräten und Dosiersystemen. Unsere Materialien werden in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt – zum Beispiel in der Automobilbranche, der Luft- und Raumfahrtindustrie und der Konsumgüterindustrie. Wir haben schon in der Vergangenheit einen besonderen Fokus auf den Bereich Medizintechnik gelegt, weil dieser Bereich riesiges Potenzial bietet.

Wirtschaftsforum: Können Sie das näher erläutern?

Michael Ford: Wir konzentrieren uns gezielt auf diagnostische und therapeutische Anwendungen, die uns weiteres Wachstum ermöglichen. Klebstoffe für die Montage medizinischer Produkte wie Katheter, Beatmungsgeräte, Einweg-Medizinprodukte wie zum Beispiel Injektionsnadeln und Spritzen, In-Vitro-Diagnostik-Sets und Wearables. Wearables sind im medizinischen Bereich echte Alleskönner. Sie können zum Beispiel die Kontrolle der Messwerte bei Patienten mit chronischen Krankheiten vereinfachen; man denke an Messungen des Blutzuckers oder des Blutdrucks. Sie können zwar keine Diagnosen stellen, aber dafür wichtige, ja entscheidende Informationen liefern, wenn gesundheitliche Probleme auftauchen, und entsprechende Präventivmaßnahmen ermöglichen. Wearables nehmen eine Ausnahmestellung auf dem Markt ein und haben einen echten Boom ausgelöst.

Wirtschaftsforum: Was genau treibt diesen Boom an?

Michael Ford: Letztlich hat zum Beispiel die Pandemie medizinische Wearables nochmal stärker in den Vordergrund gerückt. In Zeiten des Lockdowns sind die Menschen weniger zum Arzt gegangen; da waren medizinische Wearables für viele Menschen eine Stütze, die Sicherheit gab.

Wirtschaftsforum: Wie hat Dymax selbst die Pandemie erlebt?

Michael Ford: Europa wurde, wie auch der Rest der Welt, schwer getroffen; global gesehen sind wir 2020 allerdings gewachsen, vor allem in den Bereichen Klebstoffe für Spritzen und Dialysen. Dieses Wachstum werden wir 2021 weiter steigern.

Wirtschaftsforum: Wie ist Dymax aufgestellt, um diese Wachstumsstrategie umzusetzen?

Michael Ford: Dymax wurde 1980 in den USA gegründet; heute, mehr als 40 Jahre später, sind wir führender Entwickler von lichthärtenden Systemen. In den vergangenen acht Monaten gab es weitreichende Veränderungen im Konzern; wir haben unsere Struktur angepasst, um mit dem boomenden Markt mitwachsen zu können und uns dabei vor allem auf den medizinischen Bereich zu fokussieren, der für uns gerade in Europa ein Kernmarkt ist. Im Bereich Medizin sind wir definitiv Marktführer, hier liegt unsere DNA, es ist ein regulierter, aber guter Markt mit hervorragender und innovativer Technik.

Wirtschaftsforum: Was sind besondere Kennzeichen der Dymax-Produkte und gibt es aktuell Neuheiten?

Michael Ford: Zunächst einmal sind unsere Produkte, also Klebstoffe, Beschichtungen und Geräte, optimal aufeinander abgestimmt. Die Klebstoffe sind lösungsmittelfrei und härten besonders schnell aus. Neben funktionalen Aspekten wie den hervorragenden Haftungseigenschaften auf Edelstahl, Aluminium, Glas oder Polyurethan und vielen schwer zu verklebenden Kunststoffen spielen ökologische Aspekte eine große Rolle. Das zeigt sich in der Vermeidung von Lösungsmitteln, aber auch darin, dass wir versuchen, bei der Produktion so ressourcenschonend wie möglich zu agieren. Was Produktinnovationen betrifft, arbeiten wir momentan an besonders hautfreundlichen Materialien, die neue Standards setzen werden. Wir werden eine komplett neue Produktlinie auf den Markt bringen.

Wirtschaftsforum: Dymax genießt international ein exzellentes Renommee. Worauf ist dieses neben den innovativen Produkten zurückzuführen?

Michael Ford: Uns geht es in erster Linie darum, unsere Kunden, also Hersteller medizintechnischer Produkte, zufriedenzustellen, ihnen ein zuverlässiger Partner zu sein und sie effizient zu unterstützen. Sie haben in der Vergangenheit niemals das Vertrauen in unser Unternehmen verloren. Wir sind agil und flexibel, passen uns schnell neuen Bedürfnissen und Herausforderungen an und verschieben immer wieder technologische Grenzen. Stillzustehen ist für uns keine Alternative; für Dymax geht es immer nur vorwärts.

Wirtschaftsforum: Wie sehen vor diesem Hintergrund Zukunftspläne aus?

Michael Ford: Wir wollen in fünf Jahren das Geschäft verdoppelt haben, zehn Jahre später dann nochmal. Diese ehrgeizigen Ziele sind realistisch, weil der Markt tatsächlich boomt – allgemein im medizinischen Bereich und insbesondere bei Wearables; sie können lebenswichtige Gesundheitshelfer werden.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Für gutes Klima in 3. Generation

Interview mit Christian Stark, Geschäftsführer der Klima Becker Full Service GmbH und Sophie Becker, Business Development Manager der Klima Becker Anlagenbau GmbH

Für gutes Klima in 3. Generation

Aus einem Handwerksbetrieb ist eine Unternehmensgruppe mit breitem Leistungsspektrum geworden: Klima Becker vereint rund 500 Mitarbeiter an elf Standorten in Südwestdeutschland, Frankreich und Luxemburg. Die Firma setzt auf qualifizierten Nachwuchs,…

Starke Technik für schwere Aufgaben

Interview mit Alexander Kraus, Geschäftsführer der J.A. Becker & Söhne GmbH & Co.KG

Starke Technik für schwere Aufgaben

Wenn tonnenschwere Straßenbahnen oder komplexe Industrieanlagen in Bewegung gesetzt werden müssen, sind Präzision, Zuverlässigkeit und Ingenieurskunst gefragt. Genau hier setzt J.A. Becker & Söhne aus Erlenbach an. Seit über 125…

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Interview mit Dr. Marc Fuchs, CEO DACH und Tessa Tienhaara, Customer & Growth Marketing Lead der Gofore GmbH

Mehr Mensch, weniger Formular: Digitalisierung neu gedacht

Wir alle spüren sie täglich – sei es beim Warten auf eine Behördengenehmigung, beim Onlinebanking oder in der Produktion von morgen. Doch Digitalisierung ist längst nicht mehr nur die Umwandlung…

Spannendes aus der Region Wiesbaden

THE NAME FOR SAFETY – und zwar weltweit

Interview mit Robert Rohde, Head of Product Management der Jean Müller GmbH

THE NAME FOR SAFETY – und zwar weltweit

Schaltgeräte sind die unscheinbaren Helden der Energieverteilung. Sie ermöglichen es, elektrische Energie zu schalten, abzusichern und den Bediener zu schützen. Ob in Wohnhäusern, Industrieanlagen oder in der Energiewirtschaft — Schaltgeräte…

„The next smart thing“ für Beschaffung und Logistik

Interview mit Dr. Sandro Reinhardt Vorstandsmitglied der DG Nexolution eG und Andreas Malorny Geschäftsführer der DG Nexolution Procurement & Logistics GmbH

„The next smart thing“ für Beschaffung und Logistik

Schon seit etlichen Jahrzehnten bewegt sich die DG Nexolution eG als versierter Dienstleister der genossenschaftlichen Finanzgruppe mit ihren 700 Volksbanken und Raiffeisenbanken. Seit einem Jahr bietet das Tochterunternehmen DG Nexolution…

Innovative Kochsysteme: Modular, mobil, nachhaltig

Interview mit Dr. Jörg Binding, Geschäftsführer der MEC2 GmbH

Innovative Kochsysteme: Modular, mobil, nachhaltig

Flexibilität, Innovation und Premiumqualität – das sind die Markenzeichen der MEC2 GmbH aus Eltville am Rhein. Das Unternehmen ist spezialisiert auf flexible, mobil einsetzbare Frontcooking- und Buffet-Systeme für die anspruchsvolle…

Das könnte Sie auch interessieren

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Interview mit Lucio Sirotti, Export Manager der Panaro S.r.l.

Sicher verpackt, weltweit im Einsatz

Ob sensible Elektronik, hochpräzises Werkzeug oder Outdoor-Equipment – für den sicheren Transport und die geschützte Aufbewahrung kommt es auf die richtige Verpackung an. Die familiengeführte Panaro S.r.l aus Vignola, Italien,…

Formschön, zweckmäßig und umweltfreundlich

Interview mit Boris Antochin, Site Manager, Head of Sales & Marketing der Heinze Solutions GmbH/Niederlassung Gies

Formschön, zweckmäßig und umweltfreundlich

Mit farbenfrohen und innovativen Produkten für den Haushalt punktet die Marke Gies bei ihren Kunden. Die seit Kurzem zur Firmengruppe Heinze Solutions gehörende Niederlassung mit Sitz in Hauneck geht neue…

Formvollendet: Wie Kunststoff echte Lösungen schafft

Interview mit Philipp Hartung, Geschäftsführer der KVH Hartung GmbH

Formvollendet: Wie Kunststoff echte Lösungen schafft

Die KVH Hartung GmbH ist seit über 50 Jahren eine feste Größe in der Thermoformbranche. Ob Gehäuseteile für medizinische Geräte, technische Kunststofflösungen oder anspruchsvolle Verkleidungssysteme – das Unternehmen kombiniert traditionelle…

TOP