Auf dem Weg zur grünen Chemie

Interview mit Robert Späth, Geschäftsführer der CSC JÄKLECHEMIE GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Herr Späth, die CSC JÄKLECHEMIE wurde 1886 gegründet; Sie vertreten die 4. Generation der Familie. Was kennzeichnet heute das Portfolio des Unternehmens?

Robert Späth: Bei den Commodities geht es um gängige Industriechemikalien. Bei Flüssigprodukten wie Salzsäure, Natronlauge oder Lösemitteln sind wir stark. Im Spezialitätenbereich sind wir sehr erfolgreich im Bereich Coatings. In diesem Jahr werden wir die Chance nutzen, auf der European Coatings Show in Nürnberg (Halle 4A, Stand 136) Produktneuheiten wie biobasierte Rohstoffe für zum Beispiel Holz- oder Bodenbeschichtungen zu präsentieren, die eine immer größere Rolle spielen. Wir bieten auch umweltfreundliche geschlossene Kreisläufe für die industrielle Teilereinigung im Bereich Oberflächentechnik.

Wirtschaftsforum: Das Unternehmen hat heute 130 Mitarbeiter und einen Umsatz von 140 Millionen EUR. Wie sehen Sie die Marktposition der CSC JÄKLECHEMIE?

Robert Späth: Im Commodity-Bereich sind wir in der Region führend. Es ist zwar ein regionales Thema, allerdings haben wir als Teil der CG Group Zugriff auf viele Standorte in Deutschland. Momentan arbeiten wir daran, Synergien weiter zu optimieren. Auch im Spezialitätenbereich bieten wir führende Produkte und Lösungen; das gilt zum Beispiel für die Milchwirtschaft im Nutrition-Bereich.

Wirtschaftsforum: Als Chemieunternehmen war CSC JÄKLECHEMIE in Coronazeiten Teil der kritischen Infrastruktur. Wie ist das Unternehmen durch diese besondere Zeit gekommen und welche Konsequenzen hat der Krieg in der Ukraine?

Robert Späth: Natürlich war die Coronazeit herausfordernd, aber wir konnten unsere Chancen nutzen. Wir haben zum Beispiel Rohstoffe für die Herstellung von Desinfektionsmittel geliefert und die Krise am Ende relativ gut überstanden. Dann kam der Krieg. Als Großhändler treffen uns zwar die hohen Energiekosten nicht unmittelbar, aber unsere Lieferanten. Die chemische Industrie ist sehr energieabhängig und es kam erstmals zu Produktverknappungen bei Commodities wie Salzsäure oder Eisensalzen. So etwas hatte es vorher noch nie gegeben. Wir mussten neue Bezugsquellen suchen, konnten trotzdem nicht immer eine stabile Versorgung sicherstellen. Jetzt hat sich die Lage zwar weitgehend wieder normalisiert, aber es finden Verlagerungen statt. Produktionen laufen nicht so wie früher. Wir gehen deshalb von dauerhaft höheren Preisen für bestimmte Produkte aus.

Wirtschaftsforum: Sie erwähnten bereits biobasierte Rohstoffe. Ist Nachhaltigkeit ein Innovationstreiber in der Branche?

Robert Späth: Auf jeden Fall. Es ist schon lange so, dass lösungsmittelhaltige Produkte auf wasserbasierte Systeme umgestellt wurden. Jetzt beginnt wieder eine neue Zeit, alles steht im Zeichen von Produkten, die auf nachwachsenden Rohstoffen statt auf fossilen basieren. Technisch ist das nicht einfach umzusetzen. Wir arbeiten seit Längerem an diesem Thema und können jetzt marktreife und einsatzfähige Produkte präsentieren. Unser Vorteil ist, dass Covestro, unser langjähriger Partner, ein Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist.

Wirtschaftsforum: Können Sie ein Beispiel für biobasierte Lösungen geben?

Robert Späth: Mit Decovery® gibt es eine Produktfamilie von Harzen auf pflanzlicher Basis, die für Lack- und Drucktintenmärkte geeignet sind. Der Anteil pflanzlicher Inhaltsstoffe liegt bei bis zu 52%. Eine weitere Innovation ist CSTICO®phen 80/81, ein rizinusölbasiertes Polyol mit guter UV-Stabilität. Nachhaltigkeit spielt natürlich auch intern eine große Rolle; wir haben verschiedene Zertifizierungen wie ISO 14000 oder EcoVadis, sind Teil des Responsible Care-Programms, arbeiten im Bereich Energiemanagement und versuchen hier am Standort die Energieeffizienz zu verbessern.

Wirtschaftsforum: CSC JÄKLECHEMIE ist ein Traditionsunternehmen am Puls der Zeit. Was steckt hinter dieser konstanten positiven Entwicklung?

Robert Späth: Wir bieten bei der Versorgung der Region Sicherheit und Zuverlässigkeit. Bei den Spezialthemen können wir für Kunden dank unseres Know-how Lösungen erarbeiten, die über das reine Produkt hinausgehen. Letztlich sind es jedoch die Mitarbeiter, die den Erfolg ausmachen, unsere guten Beziehungen zu den Kunden, die wir begleiten, und nicht zuletzt die Zugehörigkeit zu einer starken Gruppe.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema Chemie

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Interview mit Marcus Acker, Geschäftsführer der Imhoff & Stahl GmbH

Die Formel für nachhaltiges Wachstum

Die Chemiedistribution ist das verbindende Glied zwischen Herstellern und Industrie. Sie sorgt dafür, dass chemische Rohstoffe sicher, flexibel und termingerecht dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden – in nahezu allen…

Chlordioxid aus Hannover für die Welt

Interview mit Boris Hinz, Geschäftsführer der Dr. Küke GmbH

Chlordioxid aus Hannover für die Welt

Die Dr. Küke GmbH aus Wedemark bei Hannover hat sich auf einen einzigen Wirkstoff fokussiert: Chlordioxid. Von Brauereien über Krankenhäuser bis zu Industriebetrieben – überall dort, wo desinfiziert werden muss,…

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Interview mit Dietmar Helker, EMEA Applications & Co-Supplier Leader der Bochers GmbH

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Lackadditive sind spezielle Zusatzstoffe, die in der Farb- und Lackindustrie eingesetzt werden, um bestimmte Eigenschaften wie Fließverhalten, Trocknungsgeschwindigkeit oder Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen zu verändern und zu verbessern. Die Borchers…

Spannendes aus der Region Nürnberg

Wo Methodik Geschmack schlägt

Interview mit Marion Endres, Geschäftsführerin der IDEENHAUS GmbH

Wo Methodik Geschmack schlägt

Ihren Kunden sagt Marion Endres mitunter gerne ein bisschen provokant, dass sie deren Geschmack gar nicht interessiere – denn Geschmack sei in Fragen der Markenführung oder des Designs ohnehin ein…

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Interview mit Guido Aehlen, Geschäftsführer der Hitachi Solutions Germany GmbH

Digitale Transformation zwischen KI, Remote-Arbeit und Verantwortung

Digitale Transformation, Remote-Arbeit und künstliche Intelligenz stellen Unternehmen vor große Aufgaben. Die Hitachi Solutions Germany GmbH begleitet sie dabei mit technologischem Know-how und internationaler Schlagkraft. Geschäftsführer Guido Aehlen erklärt, wie…

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Interview mit Alexander Gusev, Geschäftsführer der Pacura med GmbH

„Pflege braucht Verlässlichkeit“

Vor nicht einmal einem Jahrzehnt gegründet, gehört die Pacura med GmbH heute bereits zu den führenden Personaldienstleistern in der Pflege in Deutschland. Geschäftsführer Alexander Gusev nennt die Gründe für diesen…

Das könnte Sie auch interessieren

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Interview mit Thilo Röhrig, Geschäftsführer der Ringfoto GmbH & Co. KG

Europas größer Fotoverbund – und noch viel mehr

Seit über 60 Jahren bündelt Ringfoto die Schlagkraft von über 1.200 Fotofachhändlern in Deutschland und 26 weiteren europäischen Märkten und geht in seinem Selbstverständnis wie in seinem Leistungsspektrum weit über…

Außerhalb der Komfortzone beginnt die Magie

Interview mit Jasmin Walser, Inhaberin und Geschäftsführerin der Hotel Vier Jahreszeiten GmbH

Außerhalb der Komfortzone beginnt die Magie

Jasmin Walser hat eine Vision: ein alpinsportliches Kompetenzzentrum, das Gäste bewusst aus ihrer Komfortzone holt. ‘DAS VIER’ bietet auf 1.700 m Höhe am Pitztaler Gletscher mehr als klassische Wellness –…

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Interview mit Dr. Ronald Bernstein, Geschäftsführer der BERGI-PLAST GmbH

Wege aus dem Wettbewerbsdruck: Automatisieren, diversifizieren, vorangehen

Steigende Kosten, globaler Wettbewerbsdruck und der rasche technologische Wandel fordern die Kunststoffindustrie heraus. Die BERGI-PLAST GmbH aus Bad Gottleuba-Berggießhübel begegnet diesen Entwicklungen mit konsequenter Automatisierung, digitaler Weiterentwicklung und einem klaren…

TOP