„Wir reißen mit CODE41 die Wand zwischen Marke und Mensch ein“

Interview mit Claudio D’Amore, CEO und Gründer von CODE41

Wirtschaftsforum: Herr D’Amore, CODE41 setzt seit 2016 auf absolute Transparenz von Produktion bis zum Verkaufspreis. Das sorgte für Unruhe bei anderen Herstellern. Inwiefern sind Sie das ‚schwarze Schaf‘ der Branche?

Claudio D’Amore: Heutzutage wird die Tatsache, dass wir jeden Schritt der Wertschöpfungskette erklären, als außergewöhnlich und sogar revolutionär angesehen. Eigentlich sollte so etwas selbstverständlich sein: In privaten Beziehungen ist Ehrlichkeit doch einer der Grundsteine, auf denen Familie und Freundschaften gründen, während auf der geschäftlichen Seite oft eine ‚Marketing Wand‘ zwischen der Marke und dem Konsumenten steht. Wir reißen diese Wand ein und sorgen so für mehr Transparenz in der Branche.

CODE41 | Die X41

Wirtschaftsforum: Mit Tag Heuer und Montblanc stehen zwei große Namen auf der Liste Ihrer ehemaligen Arbeitgeber. Warum musste es mit CODE41 für Sie doch am Ende eine eigene Firma sein? 

Claudio D’Amore: Ich bin Designer und liebe es, attraktive, schöne Produkte zu kreieren. Noch mehr liebe ich es allerdings, eine Marke aufzubauen und ihre Geschichte rund um das Produkt zu erzählen. CODE41 ist eine Erfüllung für mich, hier kann ich meine Vision der Uhrmacherei verwirklichen, aber auch meine Vorstellung davon umsetzen, wie die Beziehung zwischen Marke und Kunde zukünftig aussehen soll.  

Wirtschaftsforum: Die Community ist eine treibende Kraft bei CODE41. War es Ihnen von Beginn an klar, der Gemeinschaft von Uhrenliebhabern so eine zentrale Rolle zu geben?  

Claudio D’Amore: Ja, die Idee, CODE41 um eine Community herum aufzubauen, stand von Anfang an fest. Als Konsument habe ich vor dem Kauf immer selbst Recherche betrieben, um zu verstehen, was hinter der Marke und den Produkten steckt. Ich dachte mir, dass ich sicherlich nicht der einzige bin, der so denkt und dass es auch anderen Menschen so geht.

Wirtschaftsforum: Sie machen High-End Uhrmacherei vielen zugänglich. Kritiker mögen hier anmerken, dass so High-End seinen Wert verliert. Was halten Sie solchen Äußerungen entgegnen? 

Claudio D’Amore: Die Menschen haben Angst vor Veränderungen. Luxus wird meist mit subjektiven Werten wie einem hohen sozialen Status oder Exklusivität verbunden, aber wir haben uns entschieden, den Fokus auf objektive Werte wie eine hohe Qualität und das ‚Savoir-Faire‘ zu legen. Letztendlich eröffnet es uns so viele schöne Möglichkeiten für die Zukunft, indem wir die Haute Horologie zugänglicher gemacht haben.  

Wirtschaftsforum: Lassen Sie uns abschließend den Blick erweitern: Welche Bedeutung hat denn Zeit für Sie persönlich?  

Claudio D’Amore: Zeit ist etwas Wunderschönes, aber wir müssen aufpassen, uns nicht von ihr beherrschen zu lassen. Die wahre Herausforderung ist es, die Gegenwart wertzuschätzen.  

Interview: Markus Büssecker | Bilder: CODE 41

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