„Nicht die Technik sehen, sondern den Nutzen“

Interview mit Bernd Stockinger, Geschäftsführer der Citycom Telekommunikation GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Stockinger, wie lange sind Sie schon mit dem Bereich Telekommunikation verbunden?

Bernd Stockinger: Ich bin 49 Jahre alt und seit rund 30 Jahren in der Telekommunikationsbranche beschäftigt, zunächst als Techniker und seit 1999 im Vertriebsmanagement. 2011 bin ich als Marketing- und Vertriebsleiter zur Citycom gekommen und hier seit vier Jahren als Geschäftsführer verantwortlich für Betriebsführung, Vertrieb, Partnermanagement, Produkt und Strategie.

Wirtschaftsforum: Welche Funktion hat die Citycom in der Stadt Graz?

Bernd Stockinger: Wir sind als kommunales Unternehmen Teil der Grundversorgung in Graz. Die Citycom ist eine 100%-ige Tochter der Holding Graz, die verantwortlich ist für alle Telekommunikationsleistungen der Stadt Graz. In der heutigen Form ist sie 1997 gegründet worden. Ursprünglich haben wir für den kommunalen Bereich ein Glasfaser- und ein Kupfernetz gebaut und bald erkannt, dass es auch externen Bedarf gibt. Heute haben wir in Graz das zweitdichteste städtische Glasfasernetz in Österreich, das wir auch anderen Telekommunikationsunternehmen zur Nutzung für ihre Kunden anbieten. Unser Netz erstreckt sich nicht nur über Graz, sondern auch in der Steiermark. Darüber hinaus haben wir ein redundantes Backbone, also ein hochverfügbares Netzwerk in einem Ring, mit 100 Gbit/s von Graz nach München und von dort nach Wien sowie von München nach Frankfurt. In Graz betreiben wir außerdem zwei georedundante Rechenzentren.

Wirtschaftsforum: In welchem dieser Bereiche sind Sie schwerpunktmäßig tätig?

Bernd Stockinger: Unser Jahresumsatz beträgt rund 17 Millionen EUR, und wir machen 80% unseres Geschäfts am Kunden, also am Drittmarkt, und 20% im eigenen Haus. Unsere Kunden kommen ausschließlich aus dem Businesssegment und dem kommunalen Bereich. Zu ihnen zählen alle Universitäten in der Steiermark, andere kommen aus den Bereichen Healthcare, Finance, Logistik oder Produktion. Viele der Kundenstandorte sind auch im Ausland vertreten. Diese vernetzen wir mithilfe unserer weltweiten Kooperationspartner und agieren als operativer Betriebsführer für die Aufrechterhaltung dieser Netze. Wir haben auch 5G-Lizenzen im Auftrag der Holding Graz für Graz und die ganze Steiermark erworben, die wir ebenfalls im kommunalen Bereich und für Kunden aus Industrie und Gewerbe einsetzen.

Wirtschaftsforum: Was macht Ihrer Meinung nach den Erfolg der Citycom aus?

Bernd Stockinger: Unsere Kunden kennen uns und unser Servicemanagement. Sie haben einen hohen Qualitäts- und Serviceanspruch. Den erfüllen wir mit unserer ausgeprägt hohen Beratungskompetenz. Wir sehen uns als Trusted Advisor und betreuen die Kunden über viele Jahre. Bei uns ist der Kunde keine Nummer. Ruft er bei uns an, hat er einen Techniker am Telefon, der sich um ihn kümmert. Die Wartezeit beträgt bei unserer Hotline im Schnitt weniger als 30 Sekunden. Viele Kunden haben gerade in der Corona-Zeit gemerkt, dass wir einen besonderen Service bieten. Wir haben ihnen zum Beispiel innerhalb eines Arbeitstages die erforderlichen Bandbreiten zur Verfügung gestellt, die sie für eine funktionierende Verbindung mit ihren Mitarbeitern im Homeoffice benötigten.

Wirtschaftsforum: Auf dem Markt ist viel Bewegung. Wie wird sich die Citycom in diesem Umfeld weiter entwickeln?

Bernd Stockinger: Wir befinden uns im Wachstum, denn mit unseren Leistungen und Infrastrukturen schaffen wir die Voraussetzungen für die Digitalisierung. Wir werden unsere Netze weiter verdichten und uns noch stärker in Richtung Servicemanagement entwickeln. Vom klassischen Netzanbieter werden wir mittel- und langfristig zum Plattformanbieter werden. Das klassische Netzwerk wird sich mehr zum IoT-Netzwerk verlagern.

Wirtschaftsforum: Wo sehen Sie den Markt und Ihr Unternehmen in den nächsten Jahrzehnten?

Bernd Stockinger: In 30 Jahren werden wir uns in einer hochvernetzten Welt befinden. Der Digitalisierungstrend ist nicht aufzuhalten. Der Mensch wird sich überlegen müssen, ob er gläsern bleibt oder seine Daten schützen will. Wir werden uns weniger mit der Technik beschäftigen als mit ihrem Nutzen. Wie kann ich zum Beispiel den Verkehr so steuern, dass der CO2-Ausstoß möglichst gering ist? Wir können dafür Synergien mit unseren Schwesterunternehmen nutzen – beispielsweise für ein Bezahlsystem in Straßenbahnen. Solche intuitiven Digitalisierungsprojekte, die nah am Bürger sind, werden sich entwickeln.

Wirtschaftsforum: Worin liegt für Sie der besondere Reiz Ihrer Arbeit?

Bernd Stockinger: Ich bin ein neugieriger Mensch und beschäftige mich mit weltweiten Entwicklungen in der Digitalisierung, mit Needs, Treibern und Trends – nicht mit dem Fokus auf die Technik, sondern auf den Nutzen. Das gilt auch für unsere Rolle als Kompetenzzentrum für hochwertige digitale Telekommunikations-Infrastrukturen. Es geht um Digitalisierung im Hinblick auf unseren Lebensraum, wie die Frage, wie wir eine Stadt interessant machen können, auf Gesundheit und auf Sicherheit.

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