Immobilienwelten ganzheitlich gedacht

Interview mit Miriam Elbahi, Geschäftsführerin und Rudi Purps, Geschäftsführer der CENTRUM Holding Deutschland GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Frau Elbahi, Herr Purps, bitte geben Sie uns doch einige Beispiele für aktuelle Projekte.

Rudi Purps: Im Einzelhandelsbereich sind wir aktuell in der Goethestraße 5 in Frankfurt aktiv. Dies ist ein klassisches Einzelhandelshaus mit GUCCI als Mieter. Der Kö-Boulevard in Düsseldorf, wo das Who‘s who der Luxusmarken angesiedelt ist, ist ebenfalls ein aktuelles Projekt von uns. Hier haben wir ein spannendes Umfeld aus verschiedenen Eigentümern, Nachbarschaften und auch Denkmalaspekten. Eine der Herausforderungen ist da die hochwertige Integration von Gastronomie. In den Fußgängerzonen und den Luxusstraßen verschwindet die Gastronomie zunehmend aufgrund der hohen Preise. Unsere Lösung ist, die Gastronomie in der sogenannten zweiten A-Lage, also in den Seitenstraßen mit B-Preisen anzusiedeln und sie dadurch zur Qualität einer A-Lage aufzuwerten. Man braucht eine Verbindung aus Luxus, Einkaufserlebnis, Gastronomie und Aufenthaltsqualität und auch Kunst und Kultur als Abrundung.

Wirtschaftsforum: Welche neuen Projekte gibt es im Office-Bereich?

Miriam Elbahi: Im Office-Bereich sind wir zurzeit in der Gutenbergstraße in Berlin tätig. Hier haben wir 21.000 m2 Bürofläche in der Vermarktung. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Der Berliner Ostbahnhof ist ein weiteres Projekt von uns mit 28.000 m2. Zum Jahresende werden wir ein Projekt an der Landsberger Allee in Berlin abschließen. Hier werden wir die Fläche an ein Jobcenter und einen Kindergarten übergeben.

Rudi Purps: Der Office-Markt ist zurzeit sehr dynamisch mit vielen neuen Themen, wie zum Beispiel New Work, Homeoffice und Digitalisierung. Unsere lange Erfahrung im Einzelhandel ist hier von Vorteil für uns. Unser Ansatz ist es grundsätzlich, eine Immobilie zum Leben zu erwecken. Das wird auch im Bürobereich wertgeschätzt. Deshalb bringen wir Elemente aus der Gastronomie und Hotellerie ein, oder kleine Food-Läden. Wichtig ist hier auch, dass das Gebäude einen guten Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel hat. Wenn Menschen einen ganzen Tag im Büro verbringen, brauchen sie dort außerdem Annehmlichkeiten wie Essen und Trinken, einen Concierge-Service, vielleicht sogar ein Fitnesszen-trum oder einen Kindergarten.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit bei der Entwicklung ihrer Projekte und auch Ihres Unternehmens?

Rudi Purps: Das Thema wird immer wichtiger. Aktuell stellen wir einen Trend fest, Photovoltaik-Module in Fassaden zu integrieren. Wir begrünen grundsätzlich immer die Dächer, deshalb brauchen wir eine Synergie, sodass die Solarpaneele möglichst unsichtbar in die Fassaden integriert werden. Wir versuchen, unsere Immobilien so autark wie möglich zu machen, mit Sonne und Geothermie. Eine Immobilie braucht ein Portfolio an Energieversorgungsmöglichkeiten. Gleichzeitig muss sie sparsam sein. Deshalb ist die größtmögliche Autarkie durch Sonne und Geothermie eine unserer Prioritäten. Ein sehr bekanntes grünes Beispiel ist das K II in der Schadowstraße in Düsseldorf, dem ehemaligen Kö-Bogen 2. Das Gebäude hat die größte Grünfassade Europas und viele Architektur- und Immobilienpreise gewonnen.

Wirtschaftsforum: CENTRUM ist seit rund 25 Jahren sehr erfolgreich am Markt. Worauf führen Sie den Erfolg des Unternehmens zurück?

Rudi Purps: Der Erfolg einer Immobilie hängt von drei Dingen ab: Lage, Lage, Lage. Hier haben wir einen sehr guten Instinkt. Wir arbeiten ausschließlich mit 1A-Lagen. Wir gehen keine Kompromisse in Sachen Qualität ein und sind immer offen für Innovationen. Wir haben ein klares Kundenverständnis bezüglich der nachhaltigen Anlage von Flächen. Nicht zu unterschätzen ist auch unser CENTRUM-Spirit: Wir sind offen und schnell und unsere Gründer verkörpern unsere Werte und leben diese vor. Nicht zuletzt stehen wir für die typische mittelständische Handschlagsqualität: Wir liefern.

Wirtschaftsforum: Welche Ziele haben Sie sich langfristig für CENTRUM gesetzt?

Rudi Purps: Langfristig werden uns drei Straßen in Deutschland nicht reichen. Wir denken daran, international zu expandieren, vielleicht in Metropolen wie Wien, Zürich, Paris, Mailand oder Amsterdam. Dabei werden wir unser Wachstum aber mit Augenmaß und Bedacht verfolgen. Wir setzen nicht auf Wachstum um jeden Preis.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Interview mit Dipl.-Ing. Andreas Kulke, Gründer und Geschäftsführer der alcona Automation GmbH

Vom Stall bis zur Wallbox – Energie intelligent nutzen

Die Landwirtschaft steht unter Druck – wirtschaftlich, politisch und gesellschaftlich. Gleichzeitig boomt die Elektromobilität, und auch die Energiewende verlangt nach innovativen Lösungen. Genau an diesen Schnittstellen positioniert sich die alcona…

„Nachhaltigkeit ist kein Luxus,  sondern eine Notwendigkeit“

Interview mit Hartmut Schoon, CEO der Enneatech AG

„Nachhaltigkeit ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“

Die Recyclingbranche steht vor einer enormen Herausforderung: Wie lässt sich Kunststoff nachhaltig wiederverwerten, ohne auf Qualität zu verzichten? Die Enneatech AG aus Ostfriesland hat sich dieser Frage gestellt – und…

Die Flamme weitergeben

Interview mit Nina Remagen, Geschäftsführerin der Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG

Die Flamme weitergeben

Seit über 300 Jahren prägt die Hardy REMAGEN GmbH & Co. KG aus Hürth die Fleisch- und Lebensmittelbranche. Heute führen zwei Schwestern das Traditionsunternehmen bereits in der 10. Generation. Im…

Spannendes aus der Region Düsseldorf

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Interview mit Dr. Lothar Kruska, Geschäftsführer der Seegene Germany GmbH

Innovative Testlösungen für eine gesündere Zukunft

Die Seegene Germany GmbH mit Sitz in Düsseldorf hat sich auf die Entwicklung von innovativen Testlösungen im Bereich der Molekulardiagnostik spezialisiert. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, die medizinische…

Für das leibliche Wohl

Interview mit Nicole Stein, Geschäftsführerin der Melles & Stein Messe-Service GmbH

Für das leibliche Wohl

Als innovativer und zuverlässiger Partner für die kulinarische und personelle Messestandbetreuung hat sich die Melles & Stein Messe-Service GmbH in der dynamischen Messewelt einen Namen gemacht. Trotz der Herausforderungen, die…

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Interview mit Dietmar Helker, EMEA Applications & Co-Supplier Leader der Bochers GmbH

Farben, die funktionieren – mit Borchers Additiven

Lackadditive sind spezielle Zusatzstoffe, die in der Farb- und Lackindustrie eingesetzt werden, um bestimmte Eigenschaften wie Fließverhalten, Trocknungsgeschwindigkeit oder Widerstandsfähigkeit gegenüber äußeren Einflüssen zu verändern und zu verbessern. Die Borchers…

Das könnte Sie auch interessieren

Architektur im Wertewandel

Interview mit Martin Görge, Geschäftsführer der Sprinkenhof GmbH

Architektur im Wertewandel

Als Investor und Realisierungsträger für städtische Bauvorhaben spielt die Sprinkenhof GmbH eine maßgebliche Rolle in der Gestaltung und Sicherung der Zukunft Hamburgs. Durch innovative Neubau- und Sanierungsvorhaben prägt das Unternehmen…

Wie man stadtbildprägend wird

Interview mit Carmelo Panuccio, Projektentwickler der Immo-Holding GmbH

Wie man stadtbildprägend wird

Die Immo-Holding GmbH fungiert als Dachgesellschaft für mehrere Firmen aus dem Immobiliensektor. Die Unternehmensgruppe baut, entwickelt und saniert Projekte im gesamten südbayerischen Raum; ein Schwerpunkt liegt dabei auf neuen Mietwohnungen.…

„Wirtschaftsförderung beginnt im Kleinen!“

Interview mit Evelyn Paschke, Geschäftsführerin der Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH

„Wirtschaftsförderung beginnt im Kleinen!“

Als mit dem GO:IN 2 ein weiteres Labor- und Gewerbegebäude im Potsdam Science Park im Oktober 2021 eröffnet wurde, rechnete Geschäftsführerin Evelyn Paschke mit regem Zulauf. Der tatsächliche Ansturm hat…

TOP