Ein Profi in der Pandemie
Interview mit Ermin Fazlic, Prokurist der BLF Protection GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Fazlic, wir befinden uns inmitten der zweiten Corona-Welle. Anders als zu Beginn der Pandemie stehen uns heute Masken zur Verfügung, die uns und andere wirksam gegen das Virus schützen. An dieser Entwicklung ist die BLF nicht ganz unbeteiligt. Wie kam es dazu?
Ermin Fazlic: Die BLF ist tatsächlich im Zuge der Pandemie entstanden; zu einem Zeitpunkt, als Masken Mangelware waren. Mit dieser Tatsache wollten wir uns nicht einfach abfinden. Damals kamen sämtliche Masken aus Fernost; diese Abhängigkeit wollten wir nicht akzeptieren. So reifte letztlich die Idee, selbst Masken herzustellen, und zwar hier am Standort Deutschland.
Wirtschaftsforum: Rückblickend wissen wir, dass die Idee ebenso einfach wie erfolgreich war. Wie sah die Umsetzung genau aus?
Ermin Fazlic: Die BLF wurde im März gegründet, im April stand die erste Maschine bereit, sodass wir in kürzester Zeit mit der Produktion beginnen konnten. Von der Idee bis zur Entscheidung verging gerade einmal eine Woche. Als wir die erste Maschine bekamen, lief die Produktion nur wenige Tage später an. Dass wir so schnell waren, hatte nicht zuletzt mit der Firmenstruktur zu tun. Seit 2007 gibt es bereits die SPRiNTUS GmbH, die gewerbliche Reinigungsmaschinen herstellt. Als dort aufgrund des Lockdowns die Nachfrage zurückging, wollten wir aktiv werden. Wir begannen, Masken aus Fernost zu importieren und zu vertreiben. China dominierte den gesamten Markt, Produkte waren knapp, Preise hoch – und das bei minderer Qualität. Wir haben uns dann die Frage gestellt, warum wir uns so abhängig von China machen und nicht selbst Masken made in Germany produzieren. Dass wir die Idee so schnell realisieren und die BLF von null aufbauen konnten, lag natürlich auch an der Erfahrung und dem Know-how, das wir dank SPRiNTUS haben. Heute sind die BLF und SPRiNTUS zwei rechtlich getrennte Firmen, SPRiNTUS ist für den Vertrieb aller BLF-Produkte verantwortlich.
Wirtschaftsforum: Die BLF hat 25 Mitarbeiter, die im Drei-Schicht-Betrieb tätig sind, drei Produktionsanlagen und fertigt zwei unterschiedliche Maskentypen. Welche Philosophie steckt hinter dieser Dynamik?
Ermin Fazlic: Die BLF ist ein Zusammenschluss von vier Gesellschaftern, die alle ihre persönlichen Stärken in ein Unternehmen einbringen, in dem es eine klare Aufgabenteilung gibt. Das ist ein großer Vorteil. Hinzu kommt, dass Gesundheitsminister Spahn mehrmals betonte, dass man deutsche Firmen fördern wolle. Wir nahmen an einer Ausschreibung teil, erhielten den Zuschlag und sind seit August Lieferant des Bundesministeriums für Gesundheit. Wir haben so eine perfekte Auslastung und gleichzeitig noch ausreichend Kapazitäten für andere Kunden. Momentan produzieren wir fünf Millionen Masken im Monat; aufgrund der zweiten Welle ist die Nachfrage riesig, wir kommen mit der Produktion kaum nach.
Wirtschaftsforum: Was genau charakterisiert das BLF-Portfolio heute?
Ermin Fazlic: Wir fertigen Mund-Nasen-Masken und medizinische Gesichtsmasken; beide Typen stehen für Quality made in Germany, das ist letztlich unser Alleinstellungsmerkmal. Die medizinischen Masken entsprechen der DIN-Norm 14683, das heißt, sie erfüllen höchste Qualitätsstandards und gehen zum Teil sogar darüber hinaus. Unsere Masken garantieren zum Beispiel eine besonders hohe bakterielle Filterleistung. Der vorgeschriebene Kennwert der Bakterienfiltrationseffizienz liegt bei 98%; unsere Masken erzielen mit 99,94% Spitzenwerte. Gleichzeitig ist der Atmungswiderstand gering, die Masken sind angenehm zu tragen, werden aus hautverträglichen Materialien gefertigt und riechen nicht. Sie werden in Deutschland beim Hohenstein Institut geprüft und zugelassen; darauf sind wir sehr stolz. Natürlich halten wir auch bei den Hygienebedingungen strenge Standards ein. Alle Mitarbeiter tragen täglich frisch gewaschene Arbeitskleidung; es gibt eine Klimaanlage, Luftaustauscher und extrem strenge Zutrittskontrollen. Die Qualität, die wir so zusichern können, ist außergewöhnlich.
Wirtschaftsforum: Was sind neben dieser außergewöhnlichen Qualität Gründe für den Erfolg?
Ermin Fazlic: Natürlich ist unser dynamischer Start auch der anfänglichen Situation geschuldet; die Nachfrage war immens. Auf Dauer steht und fällt alles mit der Wettbewerbsfähigkeit. Masken gab es schon vor der Pandemie und es wird sie nachher geben. Aus Erfahrung wissen wir, dass viele Kunden immer eine deutsche Maske einer chinesischen vorziehen würden. Deshalb glauben wir, dass wir, wenn wir wettbewerbsfähig bleiben, das Unternehmen langfristig solide ausrichten können.
Wirtschaftsforum: Stehen damit in Zukunft die Zeichen weiter auf Wachstum?
Ermin Fazlic: Unser Ziel ist, die Produktion auf solide Beine zu stellen, den Export weiter zu forcieren und als Anbieter von Masken made in Germany im Gesundheitsbereich noch bekannter zu werden. Wir werden weiter in Anlagen investieren und eventuell in neue Produktbereiche, das heißt andere Maskentypen, gehen. Wir haben viele Ideen im Kopf, wollen uns aber nicht verzetteln. Insgesamt sind wir sehr optimistisch gestimmt. Wir glauben einfach an das, was wir machen. Es ist sehr motivierend, sich für eine gute Sache einzusetzen. Der Bedarf nach Masken wird auch in den kommenden Jahren nicht einbrechen. Der Weltmarkt ist riesig und es kann noch Jahre dauern, bis alle geimpft sind. Medizinische Einrichtungen brauchen ohnehin immer Masken, auch unabhängig von Corona.