Passion als Antrieb

Interview mit Rinaldo Marengo, Kaufmännischer Direktor der Bimotor SpA

Wirtschaftsforum: Herr Marengo, was bedeutet Erfolg für Sie?

Rinaldo Marengo: Wir wollen unseren Kunden nicht nur etwas verkaufen, sondern ihnen etwas geben, das sie zufriedenstellt. Deswegen sind wir nicht einfach nur ein Zulieferer, sondern ein Partner für unsere Kunden. Wenn sie unsere Passion begreifen, etwas Wichtiges zu konstruieren, und Vertrauen in uns haben, dann sind wir auch erfolgreich. Denn wenn wir Erfolg haben, dann haben wir diesen Erfolg gemeinsam. Mir ist es wichtig, dem Markt zu zeigen, dass es in Italien seriöse Firmen gibt, die für das Wohl ihrer Kunden arbeiten. Wir sind effizient, schnell und flexibel gegenüber veränderten Bedürfnissen im Markt und dabei immer aufrichtig und transparent – und deshalb auch erfolgreich.

Wirtschaftsforum: Ihre Wurzeln liegen in den 1920er-Jahren und die Bimotor SpA hat sich kontinuierlich weiterentwickelt. Was waren die wichtigsten Meilensteine?

Rinaldo Marengo: Wir sind als FIAT-Händler unter dem Namen Fratelli Brunero gestartet. Daraus ist das Unternehmen Brunero Motori entstanden. Unser Unternehmen in der heutigen Form gibt es seit den 1980ern. Heute sind wir für den Vertrieb von Motoren für industrielle Anwendungen sowie Anwendungen im marinen Bereich zuständig. Wir sind historisch mit der Marke FPT Industrial verbunden, die mittlerweile zur CNH Industrial gehört, und vertreiben ausschließlich deren Motoren für Anwendungen in den Bereichen Stromerzeugung, On- und Offroad, Marine und Bewässerung.

Wirtschaftsforum: Als Distributor von Dieselmotoren der Marke FPT Industrial sind Sie mittlerweile weltweit führend. Wo können Sie die Anfragen der Kunden heute bedienen?

Rinaldo Marengo: Wir haben im letzten Jahr über 7.300 Motoren rund um den Globus für einen Umsatz von über 65 Millionen EUR verkauft. Wir sind der offizielle Vertriebspartner von FPT Industrial für Norditalien, Kroatien, Slowenien, Frankreich, Spanien und Portugal. Dank unseres Alleinstellungsmerkmals arbeiten wir aber auch mit Kunden in Australien, Chile, Thailand, Schweden, Island, Nordamerika und vielen anderen Ländern.

Wirtschaftsforum: Was genau ist das für ein Alleinstellungsmerkmal?

Rinaldo Marengo: Dank unserer Erfahrung und unseres umfangreichen Know-how auf dem Gebiet der Motoren sind wir heute in der Lage, einen Standardmotor zu modifizieren, um ihn an die Anforderungen des jeweiligen Marktes anzupassen oder ihn für Nischenmärkte verfügbar zu machen. Wir haben heute eine extrem flexible Organisation für die Personalisierung der FPT Industrial-Motoren und können diese innerhalb kürzester Zeit liefern. Im Oktober 2019 haben wir unser neues automatisiertes Lager eingeweiht, in dem über 1.250 Motoren für alle unterschiedlichen Anwendungen jederzeit verfügbar sind. Damit sind wir der einzige Anbieter in Europa, der einen spezifischen Motor innerhalb von einem Tag ab Bestellung liefern kann. Das schaffen nicht mal die Muttergesellschaften.

Wirtschaftsforum: Anfang des Jahres haben Sie einen weiteren wichtigen Meilenstein erreicht. Welcher war das?

Rinaldo Marengo: Seit Anfang diesen Jahres vertreiben wir auch Motoren unter unserer eigenen Marke Bimotor. Diese Motoren fertigen wir selbst für den Bereich ziviler Feuerschutz. Wir bieten hier eine ganze Familie von Motoren für unterschiedliche Bedürfnisse in der Brandbekämpfung an, die alle von internationalen Institutionen zertifiziert wurden. Sie besitzen die FM- und UL-Zulassung und basieren auf den Motoren von FPT. Damit sind wir jetzt auch Hersteller und stolz darauf, künftig mit der weltweit bekannten Marke Clarke in Konkurrenz treten zu können. Eigentlich wollten wir unsere Motoren im Bereich ziviler Feuerschutz auf der diesjährigen Interschutz vorstellen, aber jetzt nutzen wir andere Methoden, um sie bekannt zu machen. Die Marke Bimotor soll noch stärker im Markt präsent sein, deshalb wollen wir auch verstärkt mit lokalen Organisationen zusammenarbeiten, die unsere Werte teilen und Interesse haben, mit uns zusammenzuarbeiten.

Wirtschaftsforum: Welche Pläne haben Sie außerdem für die Zukunft?

Rinaldo Marengo: Wir wollen unsere Führungsrolle bei den konsolidierten Kunden behalten und weiter in den Märkten, in denen wir historisch operieren, präsent sein. Darüber hinaus wollen wir uns noch weiter diversifizieren und unser Produktportfolio ausbauen sowie eine ganze Reihe zusätzlicher Services bieten, um die Kundenbindung weiter zu stärken. Ende März haben wir zum Beispiel einen Vertrag mit einer Firma aus China unterzeichnet, die dort Motoren von höchster Qualität mit einer geringen Leistung von bis zu 50 kW fertigt. Diese werden wir in ganz Europa und Australien vertreiben. Diese Motoren sind eine wichtige Ergänzung, da wir bisher nur Motoren von 50 bis 600 kW im Portfolio hatten.

Mit den kleineren Motoren können wir den Kunden eine wesentlich breiter gefächerte Produktpalette anbieten für alle Arten von Applikationen. Wichtig ist uns dabei immer die Qualität, da wir nie Motoren vertreiben werden, die sich nur über den Preis definieren. Im letzten Jahr haben wir die Trainingsakademie für Ingenieure eingeweiht, an der sowohl theoretische als auch praktische Schulungen stattfinden. Wir glauben das es wichtig ist, technisches Know-how zu teilen, um ein hohes Maß an Verständnis zu erreichen. Wir bieten unseren Kunden standardisierte oder auf sie abgestimmte Schulungen an. Die Schulungen können auch die zukünftigen Ingenieure der technischen Institute aus unserer Region nutzen. Wir sind offen für internationale Kooperationen, wie zum Beispiel mit einer Studentengruppe des Komzet NL Tec aus Lüneburg und dem Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Günzburg, Fachbereich Metalltechnik. Diese Events haben wir wegen der Covid 19-Krise leider bis auf Weiteres verschieben müssen.

Wirtschaftsforum: Ihr Kerngeschäft sind Dieselmotoren. Wird das auch in Zukunft so bleiben, oder wird der Dieselmotor irgendwann durch alternative Antriebe ersetzt?

Rinaldo Marengo: Unser Kerngeschäft bleibt der Dieselmotor, den man in sehr vielen Applikationen nutzen kann, von der Schifffahrt bis hin zur Industrie, aber auch zum Feuerschutz oder zur Bewässerung der Felder. Dort wird man nicht vollständig auf den Dieselmotor verzichten können, aber wir werden sicherlich vermehrt auf diverse Variationen zurückgreifen. Eine unserer neuen Technologien sind Dieselmotoren mit Hybridsystemen, sodass auch ein elektrischer Antrieb möglich ist. Das Schiff des Bürgermeisters von Venedig hat zum Beispiel einen Motor mit Hybridsystem, sodass das Boot auf dem Canale Grande komplett elektrisch betrieben fährt. Für diese Veränderungen sind wir natürlich offen, denn wir wollen uns gemeinsam mit unseren Kunden weiterentwickeln. Gerade wenn es um anspruchsvolle und komplexe Motoren geht, sind wir genau der richtige Ansprechpartner und versuchen, mit unseren Produkten und Services einen Mehrwert zu bieten.

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