Das Malz macht‘s!

Interview mit Dr. Axel Goehler-Broistedt, Vorstand der BESTMALZ AG

„Craftmalze werden zum Beispiel von kleinen Brauereien und Hobbybrauern bevorzugt, die das Brauen wieder als handwerkliche Kunst sehen, daher auch die Bezeichnung ‘Craft’“, sagt Dr. Axel Goehler-Broistedt, Vorstand der BESTMALZ AG. „Mit solchen Malzen lassen sich Biere herstellen, die in Geschmack und Farbe sehr individuell sind – in vielen Ländern wächst hier ein großer Markt.“

Die eine Hälfte seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit Basismalzen, die dem Bier bis zu 100% zugesetzt werden können, während bei den Craft- und Spezialmalzen ein geringerer Zusatz für Geschmack- und Farbgebung ausreichen kann. Letztere sind für die anderen 50% des Umsatzes bei BESTMALZ verantwortlich.

Qualität zahlt sich aus

In den auf mittelgroße Chargen ausgelegten Anlagen des Unternehmens lässt sich Malz von besserer Qualität und höherer Enzymfähigkeit produzieren als in Großanlagen, wie Dr. Axel Goehler- Broistedt ausführt: „Bevor die Spezialmalze kamen, waren mittelgroße Anlagen eher ein Manko, da eine kleinere Produktion höhere Kosten bedeutete. Heute ist genau das Gegenteil der Fall, denn der Kunde ist bereit, für Qualität zu zahlen. Daher sind die kleineren Anlagen für uns heute ein Alleinstellungsmerkmal.“

Der Unternehmenserfolg liegt für Dr. Axel Goehler-Broistedt in drei wesentlichen Dingen: „Erstens liegen wir in einem der Hauptanbaugebiete für Gerste – wir verwenden nur deutsche Gerste, und die sehen wir auch wachsen! Zweitens achten wir auf absolute Sorgfalt und Hygiene bei der Verarbeitung; erst im letzten Jahr haben wir in siebenstelliger Höhe in unsere Anlagen investiert. Und drittens haben wir eine hohe Kontinuität bei unseren Mitarbeitern – manche arbeiten in der 3. Generation bei uns, da kommen viel Wissen und Erfahrung zusammen.“

„Das Einzigartige an unserer Branche ist, dass sich um eine so alte Tradition wie das Bierbrauen immer wieder neue Geschäftsmöglichkeiten entwickeln.“ Dr. Axel Goehler-Broistedt Vorstand

Seit über 100 Jahren eine Marke

Seit im Jahr 1899 mit der Mälzerei im pfälzischen Kreimbach-Kaulbach der erste, noch heute firmeneigene Standort gegründet wurde, ist das Unternehmen in Familienhand. Der Sitz der Verwaltung befindet sich in Heidelberg, ein weiterer Standort ist die Mälzerei in Wallertheim bei Mainz mit einer jährlichen Produktionskapazität von 20.000 t.

Insgesamt beschäftigt das Unternehmen an den drei Standorten über 60 Mitarbeiter. „Wir exportieren etwa 50% der Produktion in 75 Länder, mit steigender Tendenz“, sagt Dr. Axel Goehler-Broistedt. „Außerhalb Europas vor allem in die USA, Russland und Asien sowie in Südamerika. Die asiatischen Länder und Südamerika sind junge, wachsende Märkte.“

Neben Brauereien gehören auch Backwarenhersteller zu den Kunden: „Malz ist auch in Backmischungen enthalten. Dennoch macht dieser Bereich bislang nur einen kleinen Teil bei unserem Gesamtabsatz aus“, erläutert Dr. Axel Goehler-Broistedt.

Insgesamt erwirtschaftet das Unternehmen einen Jahresumsatz von mehr als 25 Millionen EUR. Die Vermarktung der Produkte findet auf verschiedenen Ebenen statt: „Neben unserem Internetauftritt setzen wir zum einen auf die Aus- und Weiterbildung unserer Handelspartner im Ausland – technischer Support ist essentiell für die Marke. Außerdem sind wir auf Messen präsent, denn viele Kunden informieren sich gern vor Ort. Nicht zuletzt unterstützen wir als Sponsor Brauwettbewerbe und lokale Veranstaltungen“, so Dr. Axel Goehler-Broistedt.

„Teilweise arbeiten Mitarbeiter schon in der 3. Generation bei uns. Das Wissen und die Erfahrung werden von Generation zu Generation weitergegeben.“ Dr. Axel Goehler-Broistedt Vorstand

Auch zukünftig in Familienhand

Für das Unternehmen sieht der Vorsitzende des Vorstands künftig Marktveränderungen, an die es sich anpassen muss: „Die Malzwirtschaft in Deutschland wird sich weiter ausdünnen, denn bei vielen Unternehmen gibt es keinen Nachfolger oder der Betrieb rentiert sich nicht mehr. Eine gewisse Streuung ist aber für die deutschen Brauereien wichtig.“

International nimmt das Interesse an Craft-Bieren stark zu, weshalb Marketing und Risikomanagement entsprechend angepasst werden. Auch Anlageninstandhaltung und Investitionen in die Logistik sind für Dr. Axel Goehler-Broistedt ein strategisches Hauptinteresse.

Sehr wichtig ist ihm, das Unternehmen auch künftig in der Familie zu wissen: „Jedes Familienunternehmen muss beim Generationswechsel durch kluge Verteilung die Anteile in der Familie halten. Durch alle Veränderungen hindurch heißt es Kapital aktiv zu managen, Beziehungen zu den Banken zu pflegen und ein verlässlicher Geschäftspartner zu sein.“

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