Beim Beruf Koch zählt nicht nur das Ergebnis auf dem Teller

Interview mit Cornelia Poletto, Spitzenköchin und Unternehmerin

Wirtschaftsforum: Frau Poletto, spätestens seit Gordon Ramsey und Jamie Oliver können Köche zu medialen Superstars aufsteigen. Hätten Sie am Anfang Ihrer Karriere gedacht, dass Sie einmal vor einem Millionenpublikum kochen werden?

Cornelia Poletto: Zu Beginn meiner Laufbahn als Köchin hätte ich niemals damit gerechnet, später einmal vor einer Kamera zu stehen. Ich wollte einfach nur gut kochen. Dabei hatte ich ein hohes Ziel vor Augen: einen Michelin-Stern. Als ich ihn Ende 2002 verliehen bekam, war es das Größte für mich. Heute jedoch bin ich glücklich damit, ganz bewusst ohne Sterne-Ambitionen in meiner Gastronomia zu kochen. Das lässt mir Freiräume für meine TV-Engagements, die ein toller Gegenpol zum Kochen in meinem Restaurant und meiner Kochschule sind und mir wahnsinnig viel Spaß machen.

Wirtschaftsforum: Sie sind seit 2015 Jurorin und Coach bei „The Taste“. Was fasziniert Sie am meisten an dem Konzept dieser Show? 

Cornelia Poletto: Zum einen finde ich es großartig, dass Hobbyköche und Profis in der Show die gleichen Chancen haben. Und die Idee, mit nur einem Löffel überzeugen zu müssen, ist genial! Ich bin immer wieder aufs Neue davon begeistert, wie die Kandidaten mit viel Können und Kreativität für absolute Geschmacksexplosionen sorgen.

Cornelia Poletto
„Um sich als Frau in dieser Männerdomäne zu behaupten, braucht man eine große Portion Humor und ein dickes Fell.“ Cornelia Poletto

Wirtschaftsforum: Sie haben es als Frau in der „Männerdomäne Koch“ sehr weit gebracht. Unter anderem haben Sie bereits zwei Restaurants eröffnet und eine eigene Kochschule gegründet. Welche Ratschläge können Sie aufstrebenden Köchinnen geben, um sich zu in der Szene zu etablieren? 

Cornelia Poletto: Um sich als Frau in dieser Männerdomäne zu behaupten, braucht man eine große Portion Humor und ein dickes Fell. In der Küche herrscht häufig ein rauer Ton. Den darf man sich nicht so zu Herzen nehmen, denn er ist in den meisten Fällen nicht persönlich gemeint, sondern schlichtweg dem hohen Stressfaktor geschuldet. Hinzu kommt, dass es immer passieren kann, dass man auf Macho-Kollegen trifft, die Frauen in der Spitzenküche nicht ernst nehmen. Wenn Du als Frau schlagfertig bist und einem frechen Spruch mit einem noch frecheren Spruch begegnen kannst, ist das natürlich hilfreich. Kurzum: sich selbst nicht so ernst nehmen und mit Leidenschaft und Herzblut seinen Weg gehen.

Wirtschaftsforum: Würden Sie den Gewinnern bei „The Taste“ auch eine Anstellung in Ihrem Restaurant „Cornelia Poletto“ geben?

Cornelia Poletto: Wenn sein oder ihr Koch-Stil zur Philosophie meines Restaurants passt und ich das Gefühl habe, dass auch die Persönlichkeit mein Team gut ergänzt, könnte ich mir das auf jeden Fall vorstellen.

Cornelia Poletto
„Was Mitarbeiterführung zum Beispiel angeht, glaube ich, dass Frauen den Männern etwas voraushaben.“ Cornelia Poletto

Wirtschaftsforum: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Hand aufs Herz, sind Frauen die besseren Köche?

Cornelia Poletto: Ich glaube, dass die Unterschiede zwischen Mann und Frau wie in anderen Business-Bereichen auch immer weniger werden. Kann man herausschmecken, ob etwas von einer Frau gekocht wurde? Ich glaube nicht. Aber beim Beruf des Kochs zählt ja nicht nur das Ergebnis auf dem Teller. Was Mitarbeiterführung zum Beispiel angeht, glaube ich, dass Frauen den Männern etwas voraushaben. In meiner Küche gibt es zwar hierarchische Strukturen – ohne würde es nicht funktionieren – aber auch eine familiäre Atmosphäre, in der sich der eine für den anderen interessiert. Das fördert die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Und das spüren auch die Gäste.

Fotos: ©www.studiolassen.de 

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

„Wir machen möglich, was andere nicht können“

Interview mit Daniel Moder, Produktionsleiter der K. Moder GmbH

„Wir machen möglich, was andere nicht können“

Präzision, Flexibilität und technologische Innovation prägen die moderne Fertigungs­industrie. Die Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Mit ihrem Know-how, ihrer regionalen Verwurzelung und dem Fokus auf…

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Interview mit Volker Buchbauer, Geschäftsführer der Reis Robotics GmbH & Co. KG

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Vom Erfinder der Entgratungspresse in den 1950er-Jahren zum Entwickler eigener sechsachsiger Roboter in den 1980ern – Reis Robotics blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach der Ausgliederung aus der KUKA-Gruppe…

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

Spannendes aus der Region

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Interview mit Volker Buchbauer, Geschäftsführer der Reis Robotics GmbH & Co. KG

Reis Robotics: Software trifft Robotik

Vom Erfinder der Entgratungspresse in den 1950er-Jahren zum Entwickler eigener sechsachsiger Roboter in den 1980ern – Reis Robotics blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Nach der Ausgliederung aus der KUKA-Gruppe…

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Interview mit Wilfried Thies, Geschäftsführer der FAIST Anlagenbau GmbH

Wie Schallschutz zur Schlüsseltechnologie wird

Schallisolierung, die Maßstäbe setzt: Die FAIST Anlagenbau GmbH ist ein führender Anbieter innovativer Schallschutzlösungen für Industrie und Energieerzeugung. Mit über 100 Jahren Erfahrung und einer Marktführerschaft im Bereich Luftansaugsysteme und…

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Interview mit Christian Assfalg, Geschäftsführer der Assfalg GmbH

Magnetische Lösungen für die Industrie von morgen

Schwere Lasten so einfach anheben und transportieren wie das Betätigen eines Lichtschalters, ganz ohne mechanische Fixierung: Das können nur Magnete. Die familiengeführte Assfalg GmbH aus Schwäbisch Gmünd ist ein weltweit…

Das könnte Sie auch interessieren

Italiens süße Erfolgsformel

Interview mit Giacomo De Ferrari, Exportmanager der Elah-Dufour S.p.a.

Italiens süße Erfolgsformel

In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten gibt es Produkte, die sich als krisenfest erweisen – Schokolade als Tröster für die Seele gehört zweifellos dazu. Mit den Traditionsmarken Novi, Dufour und Elah steht…

Wenn frische Pasta auf herzhaften Braten trifft

Interview mit Anja Steinhaus-Nafe, Geschäftsführerin der Steinhaus GmbH

Wenn frische Pasta auf herzhaften Braten trifft

Vegetarisch, vegan, Clean Eating, Paleo, Low Carb – es gibt unterschiedlichste Formen, sich zu ernähren. Die Branche befindet sich im permanenten Wandel; was bleibt, ist der Wunsch, sich gesund zu…

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Interview mit Lars Grünhoff, Geschäftsführer der Grünhoffs Backstuuv GmbH

„Von ganzem Herzen Bäcker“

Für Lars Grünhoff gab es nie etwas anderes: Er ist Bäcker mit Leib und Seele, und das bereits in 4. Generation. Das Familienunternehmen Grünhoffs Backstuuv ist im ostfriesischen Norddeich und…

TOP