Die digitale und analoge Realität werden verschmelzen

Interview mit Jens Hilgers, Unternehmensgründer und Geschäftsführer Bayes Holding

Wirtschaftsforum: Beeinflusst die COVID19-Krise die Entwicklung des E-Sport?

Jens Hilgers: Auf jeden Fall. Der E-Sport hat durch die Pandemie in den vergangenen Monaten einen wichtigen Impuls bekommen. Gerade zu Beginn der Krise war der traditionelle Sport ja im Grunde nicht existent. Plötzlich haben alle möglichen Beteiligten der Sportbranche angefangen, E-Sport Daten zu suchen, um überhaupt etwas auf Ihrer Seite anbieten zu können. Dazu gehörten etablierte Medienunternehmen, aber auch die Wettanbieter wie Bet365. Die traditionelle Sport-Wettportale haben in Windeseile damit begonnen, E-Sport zu implementieren. Die Wettkunden haben auf einmal E-Sport angesehen. Das hätte unter normalen Umständen noch Jahre gedauert. So ist eine neue Audience entstanden.

Wirtschaftsforum: Bayes Esports in der jetzigen Form ist ein noch junges Unternehmen. Erläutern Sie uns die Hintergründe?

Jens Hilgers: Ursprünglich habe ich 2014 DOJO Madness gegründet, mit dem Ziel, Spielern im E-Sport zu helfen, besser zu werden. Ich war selbst früher Gamer und wir haben entsprechende Tools entwickelt. Gemeinsam mit Sportradar habe ich 2019 Bayes Esports gegründet, mit Fokus auf Daten-Providing. Anfang dieses Jahres haben wir dann DOJO Madness in die Bayes Holding umbenannt und damit unseren Fokus auf das B2B-Geschäft unterstrichen.

Wirtschaftsforum: Was ist die Kernkompetenz von Bayes Esports?

Jens Hilgers: Wir sind Datenlieferanten für Medienunternehmen, Sportwettunternehmen und -plattformen und unterschiedlichste Stakeholder der Sportwelt-Industrie. Dabei zeichnen wir uns dadurch aus, dass wir nicht nur die üblichen Daten korrekt und akkurat in Echtzeit liefern, wie zum Beispiel, welcher Spieler wieviel Minuten in Ballbesitz war, sondern auch Daten und Statistiken in einer hohen Tiefe sowie Mehrwert-Informationen, die die E-Sport Events noch spannender machen und das Nutzererlebnis noch steigern, so dass unsere Unternehmenspartner die Bindung ihrer Fans an sie steigern können. Bei uns gibt es unter anderem Echtzeit-Einblicke in die Wettbewerbe vor und nach dem Spiel, Video-Streams, Wettquoten oder sogar Rundum-Lösungen. Wir haben einen Self-Service Bereich, für den man sich anmelden kann, so dass man Daten automatisch zugespielt bekommt. Aber wir bieten auch qualifizierte Pakete an mit Daten, die individuell auf die Kunden und ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Wirtschaftsforum: Sie agieren in einem sehr dynamischen Markt. Wo sehen Sie Bayes hier?

Jens Hilgers: Eine Plattform wie unsere gibt es weder im E-Sport noch im traditionellen Sport. Der Marktplatz-Gedanke ist im E-Sport noch neu, also der Austausch von Sportdaten mit Fokus auf E-Sports. Hier ist Bayes Esports einzigartig und international markführend. Wir haben es geschafft, das breiteste Angebot an E-Sport Daten vertraglich abzusichern und für Kunden zugänglich zu machen.

Wirtschaftsforum: Welche Themen und Pläne haben Sie für die nächsten Monate und das Jahr 2021 auf der Agenda?

Jens Hilgers: Noch liegt hohe Priorität darauf, neue Supplier, also Spiele und Ligen auf die Plattform zu holen. Darüber hinaus sind wir dabei, unser Wettquotensystem komplett zu überholen und die Qualität der von uns angebotenen Quoten noch einmal deutlich zu erhöhen. Wir werden außerdem in der Software einen Generationenwechsel vornehmen und unseren Vertrieb noch einmal deutlich ausbauen.“

Wirtschaftsforum: Welche Rolle werden Sie bei diesen Plänen einnehmen?

Jens Hilgers: Bayes Esports ist eines der Unternehmen, dass ich aufgebaut habe. Ich ziehe mich jetzt aus meiner aktiven Tätigkeit zurück, denn ich habe ein tolles Management-Team. Ich werde mehr im Hintergrund agieren und mich um strategische Themen kümmern. Ich habe kein Ego – das wichtigste ist, dass die Firma als Ganzes erfolgreich wird.

Wirtschaftsforum: Herr Hilgers, der Slogan von Wirtschaftsforum ist „Wir nehmen Wirtschaft persönlich“. Was motiviert Sie zu dem, was Sie tun?

Jens Hilgers: Mich hat es immer gereizt, neue und spannende Unternehmen zu finanzieren und ihnen beim Aufbau zu helfen. Das Gefühl, die Branche maßgeblich mitgestalten und beeinflussen zu können, reizt mich. Die Gesellschaft verändert sich durch Computer-Spiele. Die junge Generation lebt das bereits. Die Gesellschaft versteht aber noch nicht, dass die digitale und analoge Realität verschmelzen werden. Schon heute nehmen die jungen Leute diese nicht mehr als unterschiedliche Welten wahr, sondern als Synthese. Das treibt mich an und macht mir Spaß. Ich bin sozusagen auf einer Entdeckerreise. Gleichzeitig möchte ich aber auch unternehmerisch erfolgreich sein. Inzwischen verwalten wir bei Bitcraft über 200 Millionen USD in unserem Portfolio. Das ist eine schöne Bestätigung dessen, was ich tue. Dabei bin ich immer auf der Suche nach der nächstgrößeren Herausforderung. Aktuell lege ich zum Beispiel einen neuen, den dritten, Investment-Fonds auf. Auch die Gewinnung von neuen Portfolio-Unternehmen habe ich immer auf der Agenda.“

Wirtschaftsforum: Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie, für Ihre Unternehmen, aber auch für sich selbst?

Jens Hilgers: Die Unternehmen unseres Portfolios sollen langfristig erfolgreich sein und zu einem schönen Abschluss gebracht werden. Besonders am Herzen liegen mir dabei natürlich Bayes und Bitcraft, da ich sie selbst gegründet habe. Ich selbst möchte zunehmend weniger operativ tätig sein und mich eher Themen intellektuell und in der Tiefe widmen können. Deshalb werde ich weiter Teams aufbauen, die mir dieses erlauben. Ich möchte gerne einmal wieder zwei Stunden am Stück lesen können und nicht nur zwei Minuten.“

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