‘Geht nicht gibt’s nicht!‘
Interview mit Hermann Schüller, Geschäftsführender Gesellschafter sowie Rickey Paulding und Philipp Schwethelm, Profi-Basketballer der EWE Baskets Oldenburg
Wirtschaftsforum: Herr Schüller, Sie sind in der Nähe von Oldenburg - in Westerstede - aufgewachsen und haben den Basketballsport in der Region mit Ihrer Erfahrung als ehemaliger Bundesliga-Spieler und erfolgreicher Unternehmer tatkräftig mit aufgebaut und unterstützt. Was spricht Ihrerseits für die Region Niedersachsen und für Oldenburg als optimaler Basketball- und Business-Standort?
Hermann Schüller: Der Basketballsport und die hier ansässigen Unternehmen bilden eine wunderbare Symbiose. Wir haben schon um die Geburtsstunde der EWE Baskets herum den ‘Basketball Business Club‘ ins Leben gerufen. Hierunter verstehen wir die Gesamtheit unserer mittlerweile 140 Sponsoren. Wir bieten unseren Partnern ein starkes Netzwerk. Ein Beispiel: Jedes Unternehmen ist auf gut ausgebildetes Personal angewiesen. Wenn sie einer guten Fachkraft aus Nürnberg klar machen wollen, dass deren Zukunft hier im Nordwesten liegt, ist es nicht von Nachteil, wenn sie einen sportlichen Leuchtturm mit überregionaler Strahlkraft vor der Haustür haben. Somit stellen die EWE Baskets für die Sponsoren auch im Bereich Human Ressource ein wichtiges Instrument dar.
„Jedes Unternehmen ist auf gut ausgebildetes Personal angewiesen. Wenn sie einer guten Fachkraft aus Nürnberg klar machen wollen, dass deren Zukunft hier im Nordwesten liegt, ist es nicht von Nachteil, wenn sie einen sportlichen Leuchtturm mit überregionaler Strahlkraft vor der Haustür haben.“ Hermann Schüller
Wirtschaftsforum: Sie sind sowohl Geschäftsführender Gesellschafter Ihrer, mit Hauptsitz in Westerstede ansässigen, Semcoglas-Gruppe als auch der EWE Baskets Oldenburg. Was sind die zentralen Stärken Ihres Unternehmens und separat der EWE Baskets?
Hermann Schüller: Semco hat es immer wieder geschafft, sich an den Bedürfnissen der Kunden zu orientieren und die entsprechenden Ableitungen daraus zu entwickeln. Diese Flexibilität ist von zentraler Bedeutung. Unsere Philosophie lautet: ‘Geht nicht gibt‘s nicht!‘
Wir können jeden Auftrag erfüllen. Dieses Selbstverständnis muss man haben. So ähnlich verhält es sich auch im Profi-Sport. Wer sich am besten an die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs anpasst, die richtigen Schlüsse daraus zieht, nicht stehen bleibt und innovativ ist, spielt oben mit.
„Wer sich am besten an die Rahmenbedingungen des Wettbewerbs anpasst, die richtigen Schlüsse daraus zieht, nicht stehen bleibt und innovativ ist, spielt oben mit.“ Hermann Schüller
Wirtschaftsforum: Welche Parallelen sehen Sie als Unternehmer zwischen der Business-Welt und der Basketball-Welt?
Hermann Schüller: Erfolg lässt sich dauerhaft nur sicherstellen, wenn man werteorientiert handelt. Mit großer Akribie führt unser Head Coach Mladen Drijencic das Team. Seine Arbeit basiert auf einem Werte-Kanon, den wir im Club mit dem Projekt ‘Team leben = Erfolg erleben‘ weiterentwickelt haben, um dieses Thema in Unternehmen zu transferieren. Ob sie ein Produkt verkaufen oder möglichst weit oben in der Tabelle stehen wollen: Sie haben Ziele. Für das Erreichen dieser Ziele müssen sie die Stärken ihrer Mitarbeiter zur Geltung bringen. Mittlerweile bietet unser Kooperationspartner und Sponsor, die Treuhand Weser-Ems Unternehmensberatung, ‘Team leben‘ im Markt zur Führungskräfte-Weiterbildung als Seminar mit großem Erfolg an.
Wirtschaftsforum: Oldenburg gilt mit über 160.000 Einwohnern zu den vier größten Städten Niedersachsens. Bei der Sport-Begeisterung und der Unterstützung des Umfelds für die EWE Baskets Oldenburg sind Sie jedoch Vorreiter der Region. Was macht für Sie den Reiz eines Basketballspiels in der EWE Arena aus?
Hermann Schüller: Was ich immer wieder feststelle: Die Zuschauer, die zu unseren Spielen kommen, gehen beseelt wieder nach Hause. Bei uns bekommen die Menschen ein emotionales Erlebnis geboten, das können sie nicht künstlich erzeugen. Ein Basketball-Spiel bietet ein unfassbares Maß an Tempo, Ereignissen, Athletik und Dramatik. In dieser Hinsicht hat diese Sportart schon ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist eigentlich nicht möglich, von dieser unglaublich positiv aufgeladenen Atmosphäre nicht gepackt zu werden, wenn die Mannschaft und die 6.000 Zuschauer zu einer Einheit werden, die auch Berge versetzen kann. So geschehen in diesem legendären Playoff-Spiel gegen Ulm, als wir zur Halbzeit aussichtslos mit 27 Punkten hinten lagen, dann in einem grandiosen Kraftakt das Spiel noch gewonnen haben. Ein BBL-Rekord vermutlich für die Ewigkeit. Wer vor zwei Jahren dabei war, wird seinen Enkeln noch von diesem Spiel berichten.
„Ein Basketball-Spiel bietet ein unfassbares Maß an Tempo, Ereignissen, Athletik und Dramatik. In dieser Hinsicht hat diese Sportart schon ein Alleinstellungsmerkmal.“ Hermann Schüller
Wirtschaftsforum: Sie haben Mitte 2017 mit dem EWE Baskets Club Center aus Ihrer Sicht ‘das Herz und die Seele‘ der EWE Baskets eröffnet und einen weiteren Baustein Ihrer zukünftigen sportlichen Entwicklung geschaffen. Wie wird dieses Center - auch im Hinblick auf die Nachwuchsarbeit - derzeitig genutzt und welche Ziele sind mit dem umgesetzten Projekt mittel- und langfristig geplant?
Hermann Schüller: Die erste Amtshandlung bei Eröffnung: Wir haben den technokratischen Begriff ‘Geschäftsstelle‘ gestrichen. Hier geht es um Emotionen! Das Club Center ist eine Begegnungs- und Veranstaltungsstätte für Fans, Partner und Gäste. Wir begreifen uns als ein Club zum Anfassen. Gleich neben dem Club Center befindet sich das Profi Center, der Trainings-Komplex für das BBL-Team und die drei Baskets Juniors Teams aus der ProB (Anmerkung der Redaktion: 3. Basketball-Liga), NBBL und JBBL. Hinter dem Club Center befindet sich der Streetball Court, den unser Baskets4Life e.V. im Rahmen seines Integrationsprojekts ‘Streetbaskets4Life‘ mithilfe einer Crowdfunding-Aktion finanziert hat und der auch von der Öffentlichkeit genutzt wird. Wir wollen etwas in die Gesellschaft zurückgeben und sind in Gesprächen bezüglich einer Kooperation für eine große, dreigeteilte Halle, die auch als Trainingsmöglichkeit von anderen Vereinen genutzt werden kann. Immer weniger Menschen engagieren sich ehrenamtlich. Das wiederum führt dazu, dass viele Vereine große Schwierigkeiten haben, den Jugendlichen Trainingszeiten anbieten zu können. Darüber kann man lamentieren. Man kann aber auch etwas unternehmen!
Wirtschaftsforum: Herr Paulding, Sie kommen ursprünglich aus Detroit / Michigan und sind seit 2007 als Profibasketballer in Oldenburg aktiv. Mittlerweile sind Sie zu einer absoluten, sportlichen Identifikationsfigur geworden – nicht nur für die Stadt Oldenburg, sondern auch für die easyCredit Basketball Bundesliga. Was gefällt Ihnen am Meisten am Basketball in Deutschland und an der Stadt Oldenburg? Und gibt es schon Pläne für die Zeit nach der sportlichen Karriere?
Rickey Paulding: Der Basketball in Deutschland hat sich enorm weiterentwickelt. Die meisten BBL-Clubs spielen in modernen Arenen, alle Spiele laufen live im TV. Zudem ist die BBL im europäischen Vergleich zu einer starken Kraft geworden. Mein Club hat an dieser Entwicklung auch einen Anteil und die Menschen hier in Oldenburg sind zurecht stolz darauf. Diese Begeisterungsfähigkeit, die im Basketball niemals ins Negative umschlägt, und der Zuspruch, der mir und meiner Familie hier entgegengebracht wird, gefällt mir am meisten.
Wie es nach meiner Karriere weitergeht, kann ich noch nicht sagen. Ich habe meinen Vertrag kürzlich ja erst verlängert. Darauf konzentriere ich mich, alles andere wird sich zeigen.
Wirtschaftsforum: Herr Schwethelm, Sie können in Ihrer aktuellen Profibasketballer-Karriere unter anderem bereits auf 49 Nominierungen für die DBB-Auswahl, auf über 13 Jahre Basketball-Bundesliga-Erfahrung, dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft und dem Pokalsieg oder dem MVP-Titel des Allstar-Days 2017 zurückblicken. Nun sind Sie zudem unter die Sachbuch-Autoren gegangen. Wie kam es hierzu und was ist die Intention und der Inhalt Ihres Buches?
„Das Buch dient nicht nur Basketballern als Orientierung im Profi-Dschungel. Im Prinzip kann jeder, der in seinem Fach ambitioniert eine Karriere anstrebt, für sich etwas herausziehen.“ Philipp Schwethelm
Philipp Schwethelm: Irgendwann kam mir mal in der Rückschau der Gedanke, dass es sehr hilfreich gewesen wäre, wenn mich damals zu Beginn meiner Karriere jemand bei den Themen, um die es in meinem Buch ‘Profi sein‘ geht, an die Hand genommen hätte. Das hätte mir manchen Umweg erspart. Insgesamt ist es für mich aber sehr gut gelaufen. Ich habe jedoch auch Beispiele erlebt, wo Mitspieler schon zur Monatsmitte ihr Gehalt verjubelt hatten. Das sind Dinge, auf die du als junger Spieler nicht vorbereitet bist und über die du dir auch vorher keine Gedanken machst, denn du willst einfach nur spielen. Und plötzlich bricht über Nacht alles über dich herein: Verträge, Verhandlungen, Verpflichtungen, Vorsorge. Das Buch dient nicht nur Basketballern als Orientierung im Profi-Dschungel. Im Prinzip kann jeder, der in seinem Fach ambitioniert eine Karriere anstrebt, für sich etwas herausziehen.
Interview: Andreas Detert / Fotos: Baskets Oldenburg; ©Grosse