Patienten im Mittelpunkt
Interview mit Dr. Rudolf Widmann, CEO und Vorstandsvorsitzender der AOP Orphan Pharmaceuticals AG

Fünf Jahre lang war Dr. Rudolf Widmann als promovierter Pharmazeut und Pharmakologe bei mehreren großen Pharmakonzernen tätig, bevor er beschloss, aus den festgefahrenen Strukturen auszubrechen und mit der Gründung von AOP neue Wege zu beschreiten.
„Meine Tätigkeit für Big Pharma hat nicht ganz dem entsprochen, was ich eigentlich tun wollte“, erklärt er. „Dort war eine Patienten- und Stakeholderorientierung wie ich sie mir vorstelle nicht gewährleistet.“
Besonders bestärkte ihn in seiner Entscheidung ein Vorfall, bei dem ein lebensrettendes Medikament für einen Patienten nicht zugänglich gemacht werden konnte, obwohl es die einzige Option war. „Das hat aber niemanden interessiert“, erinnert er sich. „Ich war aber überzeugt davon, dass es möglich ist, mit einem kleinen, fokussierten Team eine Struktur zu schaffen, die die Versorgung der betroffenen Patienten ermöglichen würde. Das war der Ausgangspunkt für die Firmengründung.“
Zielgerichtet forschen
Seitdem wurden von AOP Orphan zahlreiche Medikamente erfolgreich am europäischen Markt eingeführt: Canemes® gegen Übelkeit und Erbrechen bei Patienten unter Chemotherapie, Tetmodis® zur Therapie von Chorea Huntington und ganz aktuell Rapibloc® für den Bereich der kardiovaskulären Erkrankungen.

„Wir sind nicht rein gewinnorientiert, sondern wollen etwas für die Patienten tun.“ Dr. Rudolf WidmannCEO und Vorstandsvorsitzender
Auch die Finanzen stimmen; 2016 konnte die Firma eine Umsatzsteigerung verzeichnen. „Wir sind eine Fully Integrated Company“, erläutert Dr. Rudolf Widmann. „Das heißt, dass wir alles von Phase I bis IV abdecken, von der präklinischen Phase bis zur Markteinführung.“
Von den 180 Mitarbeitern der Firma sind allein 40 mit Forschung und Entwicklung beschäftigt. Der Fokus liegt dabei auf den Therapiebereichen Hämatologie und Onkologie, Kardiologie, Neurologie und Psychiatrie sowie Gastroenterologie.
„Wir konzentrieren uns auf spezifische therapeutische Indikationen, wo wir das erforderliche Know-how haben und der einzelne Mitarbeiter viel größere Verantwortung übernehmen muss, um ein Produkt durch den Entwicklungszyklus zu begleiten“, erklärt Dr. Rudolf Widmann. „Insgesamt agieren wir damit sehr viel kosteneffektiver. Große Pharmakonzerne führen ein Medikament nur dann in Europa ein, wenn sie mit einem Jahresumsatz von mindestens 200 Millionen EUR rechnen. Wir aber entwickeln die Produkte mit weit geringerem Umsatzpotenzial.“