Schädlingsbekämpfung 4.0: nicht-toxisch und präventiv

Interview mit Christian Wächter, Geschäftsführer der Anticimex GmbH & Co. KG

Wirtschaftsforum: Ihr Ansatz der Schädlingsbekämpfung ist nichttoxisch. Für welche Schädlinge bieten Sie Lösungen?

Christian Wächter: Wir bieten Lösungen für fast alle Schädlinge – Ratten, Mäuse, Schaben, sonstige Insekten und viele mehr. Ein Großteil unseres Geschäftes entfällt allerdings auf Prävention durch Monitoring. Wir stellen also sicher, dass gar nicht erst ein Schädlingsbefall entsteht. Heute macht der Präventionsbereich bereits rund 70% unseres Geschäftes aus, ungefähr 30% entfallen auf die tatsächliche Bekämpfung von Schädlingen. Unser Ziel ist es, den Befall von Schädlingen zu vermeiden. Entsprechend beraten wir unsere Kunden, zum Beispiel, wie sie sich baulich oder hygienisch aufstellen können.

Wirtschaftsforum: Was unterscheidet Anticimex von anderen Schädlingsbekämpfern?

Christian Wächter: Bei unseren großen Kunden stehen wir im Wettbewerb mit anderen großen Anbietern. Wir zeichnen uns durch unseren hohen Qualitätsstandard aus, durch unseren präventiven, nachhaltigen Ansatz und den Fokus auf nicht-toxische Produkte. Zudem sind wir digital weit vorne. Die strenger werdenden Nachhaltigkeitsregeln spielen uns natürlich in die Karten. Die Vorgaben des Umweltbundesamtes, zum Beispiel für die Kanalbeköderung, verlangen immer häufiger die Reduzierung der Verwendung toxischer Produkte. Im Kanal hat man klassischerweise seit jeher Gift benutzt. Das hatte wenig Effekt und verunreinigte in hohem Maße das Wasser. Seit einigen Jahren darf der toxische Köder laut Vorgaben nicht mehr mit dem Wasser in Verbindung gebracht werden. Damit sind die meisten erhältlichen Lösungen für die Kanalbeköderung faktisch illegal. Wir bieten die einzige nicht-toxische Lösung am Markt. Dabei handelt es sich um eine mit Sensoren ausgestattete Schlagfalle, die auslöst, wenn eine Ratte detektiert wird. Ein wichtiger Unterschied unseren nicht-toxischen Lösungen im Vergleich zu toxischen Lösungen ist, dass die toxischen Köder nicht sofort tödlich wirken. Die Tiere verenden viele Stunden nach dem Abfraß. Auch deshalb wird immer häufiger auf Biozide und Insektizide verzichtet.

Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung bei der Schädlingsbekämpfung?

Christian Wächter: Sie spielt eine große Rolle, insbesondere im Bereich der Prävention. Wir haben unser eigenes Innovation Center, in dem wir digitale Schädlingsmonitoringsysteme und -bekämpfungsinstrumente entwickeln. Damit haben wir ein echtes Alleinstellungsmerkmal am Markt. Wir können mit unseren Sensor- und Bewegungsüberwachungen für fast alle Schädlinge digitale Lösungen anbieten, auch für hochkritische Bereiche, wie zum Beispiel Kühlregale oder auch hochsensitive Industrien wie Pharma. Wir haben unter anderem ein digitales Multi-Fangsystem, ʻSmart-Boxʼ, für Mäuse und Ratten entwickelt und nutzen auch LED-Geräte für Insektenbekämpfung.

Wirtschaftsforum: Welche Fokusthemen gibt es zurzeit in der Branche? Welche Schädlinge sind wichtige Themen?

Christian Wächter: Saisonabhängig gibt es diverse interessante Bereiche wie zum Beispiel die Taubenabwehr – hier arbeiten wir mit Netzen, Spikes oder Elektrosystemen auf dem Dach. Seit einigen Jahren ist der Eichenprozessionsspinner ein großes Problem. Dagegen setzen wir zum Absaugen oder Abpflücken erfahrene Spezialisten mit Hebebühnen oder Industriekletterer ein und haben Spezialfahrzeuge im Einsatz, die innerhalb von wenigen Sekunden einen Baum besprühen können.

Wirtschaftsforum: An welche Zielgruppen oder Branchen richten Sie sich hauptsächlich mit Ihren Lösungen?

Christian Wächter: Unser Kundenkreis ist breit gefächert. Der Food-Bereich, hier vor allem die Lebensmittelproduzenten, ist unser Hauptstandbein. Darüber hinaus zählen Baumärkte, Unternehmen der Automobilbranche, Logistikunternehmen, die Pharmabranche, Restaurants und industrielle Produktionsunternehmen zu unseren Kunden.

Wirtschaftsforum: Die Schädlingsbekämpfung hat, vor allem in Deutschland, ein negatives Image. Ist es schwierig, gute Mitarbeiter zu finden?

Christian Wächter: Schädlingsbekämpfer ist ein anerkannter Ausbildungsberuf. In der Tat ist der Ruf des Jobs tatsächlich nicht der beste. Man muss den Leuten erklären, worum es geht. Wenn sie das verstanden haben, sind sie häufig begeistert. Der Beruf bietet viele verschieden Facetten: Man muss die Tiere verstehen, braucht vielfältiges Know-how und erbringt für den Kunden eine wirklich wertvolle Leistung. Der Markt wächst und es gibt nicht ausreichend ausgebildete Schädlingsbekämpfer. Ein weiteres Problem ist, dass wir ein stark saisonales Geschäft haben. Der Sommer ist Urlaubszeit, gleichzeitig aber auch unsere Peak-Season. Das macht es umso herausfordernder, dann entsprechende personelle Kapazitäten zur Verfügung zu haben.

Wirtschaftsforum: Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie mit Anticimex?

Christian Wächter: Wir möchten in den kommenden Jahren stark wachsen und in unserem Bereich Marktführer werden, als qualitativ hochwertiger Dienstleister. Dabei möchten wir aber auch als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen werden sowie auch als interessanter Unternehmenskäufer, fair im Umgang miteinander.

Tags
Nach themenverwandten Beiträgen filtern

Mehr zum Thema

Lokale Stärke, globale Vision

Interview mit Maria Wünsch-Guaraldi, CEO und Alfred Wagner, Finance Director der Sanden International (Europe) GmbH

Lokale Stärke, globale Vision

Der japanische Klimaanlagen-Spezialist Sanden navigiert in Europa mit 1.650 Mitarbeitern und 450 bis 500 Millionen EUR Umsatz durch turbulente Zeiten. Während die Automobilindustrie zwischen Elektromobilität, regulatorischen Unsicherheiten und chinesischer Konkurrenz…

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Interview mit Dr. Christian Göbbert, Managing Director der Nanostone Water GmbH

„Wir wollen der Industriestandard für die Wasseraufbereitung werden!“

Mit einem Keramikfiltrationssystem hat Nanostone Water ein Produkt entwickelt, das Mikroorganismen aus Wasserkreisläufen verlässlich herausfiltert: zur Trinkwasserversorgung, aber auch für vielfältige Industrieanwendungen und die Abwasseraufbereitung. Wie die Technologie genau funktioniert…

Frischer Wind fürs Geschäft

Interview mit Anke Lübbers, HR & Business Development der Lübbers LTA GmbH & Co. KG

Frischer Wind fürs Geschäft

Lübbers LTA aus Lingen ist ein Spezialist für Lüftungsanlagen – vom Krankenhaus über Fitnessstudios bis zur Lebensmittelindustrie. Das vor 30 Jahren gegründete Familienunter- nehmen beschäftigt 40 Mitarbeiter…

Spannendes aus der Region Hamburg

Die richtigen Experten für spannende Projekte

Interview mit Andreas Brück, Geschäftsführer der KRONGAARD GmbH

Die richtigen Experten für spannende Projekte

Der Fachkräftemangel stellt jede Branche vor enorme Herausforderungen. Oft gilt dabei: Je höher und spitzer das Kompetenzprofil, desto schwieriger ist eine Vakanz zu füllen. Vor allem im Projektkontext hat sich…

Sichere Schleusen: Kein Zugang für Würmer

Interview mit Dipl.-Inform. Till Dörges Geschäftsführer der PRESENSE Technologies GmbH

Sichere Schleusen: Kein Zugang für Würmer

Der digitale Fortschritt hat auch seine Schattenseiten. So finden über Schadprogramme Würmer und Viren oft Zugang in Unternehmensnetzwerke. Die PRESENSE Technologies GmbH mit Sitz in Hamburg sorgt in Behörden und…

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Interview mit Justyna Slowikow, Leitung Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg GmbH

Gold: Sichere Wertanlage in unsicheren Zeiten

Seit Menschengedenken ist Gold die Wertanlage schlechthin. Das gelbe Edelmetall gilt als krisensicher und wertbeständig und ist für Anleger oft die erste Wahl. Justyna Slowikow, Leiterin Edelmetallhandel der Goldkontor Hamburg…

Das könnte Sie auch interessieren

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Interview mit Han-Alexander Pothoven, Director Advanced Technologies der DK Prototyping for Automotive Glass

Vom Autoglasdienstleister zum hoch spezialisierten Industriepartner

Wie bringt man Innovation, Qualität und Tempo unter ein Glasdach? Han-Alexander Pothoven von DK Prototyping for Automotive Glass kennt die Antwort. Im Interview erläutert er, wie ein kleines Unternehmen aus…

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Interview mit Stephan Pernkopf, Head of Sales & Marketing der ADOMO Group

Eine Vision für den gesamten Lebenszyklus der Immobilie

Als breit aufgestellter Immobiliendienstleister begleitet die ADOMO Group den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden – von der Reinigung über Hausverwaltung und Maklertätigkeit bis hin zu Energiemanagement, ESG-Bewertung und Sicherheitstechnik. Im Gespräch…

Maschinen ein zweites Leben schenken

Interview mit Christian Munzinger, Geschäftsführer und André Elz, Geschäftsführer der GSN Maschinen-Anlagen-Service GmbH

Maschinen ein zweites Leben schenken

Neu bedeutet nicht zwangsläufig besser – insbesondere, wenn man die Kosten berücksichtigt. Als führender, herstellerunabhängiger Anbieter von innovativen Engineering-Lösungen im Bereich der Sondermaschinen und Automatisierungstechnik hat sich die GSN Maschinen-Anlagen-Service…

TOP