Gute (Aus-)Sicht: Medizintechnik rund ums Auge
Interview mit Roland Schwärzler, Geschäftsführer der André Augen- Medizinprodukte GmbH

Wirtschaftsforum: Herr Schwärzler, wie lange gibt es André Augen schon?
Roland Schwärzler: Das Unternehmen wurde 1946 von dem Pharmazeuten Leo André gegründet. Damit sind wir eines der ältesten Medizintechnikunternehmen Österreichs. Zunächst haben wir Verbrauchsmittel für alle Fachbereiche in den Krankenhäusern vertrieben. André Augen stand dabei immer für Produkte, die im OP verwendet wurden. Die Firma wurde dann verkauft an einen Eigentümer, der sich auf die Unfall- und Augenchirurgie konzentrierte. Vor etwa zehn Jahren wurde das Unternehmen aufgespalten und der Bereich Augen an unsere jetzige Schweizer Muttergesellschaft Oertli Instrumente verkauft. Seitdem verkaufen wir Produkte für Augenoperationen an die öffentlichen Krankenhäuser, die eine Augenabteilung haben, sowie an Fachärzte, die Augenoperationen durchführen. Anders als in Deutschland werden in Österreich nur 10% der Augenoperationen privat durchgeführt.
Wirtschaftsforum: Vertreiben Sie nur die Produkte Ihrer Muttergesellschaft?
Roland Schwärzler: Nein, diese vertreiben wir zu 50%, die andere Hälfte kommt von verschiedenen internationalen Herstellern. André Augen ist eine Handelsvertretung nur für Österreich. Hier sind wir Marktführer mit einem Marktanteil von über 60%. Das Unternehmen ist stark gewachsen, auch während der Coronazeit. Wir sind natürlich stark abhängig von der Anzahl der durchgeführten Augenoperationen. Diese wurden in den ersten zwei Corona-Monaten komplett zurückgefahren, danach aber nachgeholt. Unser Umsatz liegt bei 13 Millionen EUR. Aktuell beschäftigen wir 15 Mitarbeiter.
Wirtschaftsforum: Was für Produkte sind das, die Sie vertreiben?
Roland Schwärzler: Wir vertreiben Instrumente, Maschinen und Verbrauchsmaterial. Zu 90% sind es Produkte, die für klinische Augenoperationen, insbesondere bei Grauem Star, verwendet werden. Der Rest entfällt auf die kosmetischen Operationen, die durchgeführt werden, um Fehlsichtigkeit zu korrigieren. Viele Verbrauchsstoffe sind Einwegprodukte.
Wirtschaftsforum: Wie sieht es denn mit der Nachhaltigkeit der Produkte und allgemein im Unternehmen aus?
Roland Schwärzler: Als Unternehmen legen wir viel Wert darauf, soweit es uns möglich ist. 90% des Verbrauchsmaterials ist aus Kunststoff und darf aus Hygienegründen nur einmal benutzt werden. Das ist gesetzlich vorgeschrieben und liegt daher nicht in unserer Hand. Wir achten natürlich auf fachgerechte Entsorgung und versuchen Plastikverpackungen zu vermeiden. Im Unternehmen nutzen wir Ökostrom und haben eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. 50% unserer Fahrzeuge sind bereits Elektroautos.
Wirtschaftsforum: Was macht André Augen seit immerhin schon 75 Jahren so erfolgreich?
Roland Schwärzler: Unsere langjährige Beständigkeit ist sicher ein wesentliches Kriterium: Unsere Mitarbeiter sind teilweise seit Jahrzehnten dabei. Diese Verbundenheit spüren auch die Kunden. Einen Arzt begleiten wir oft sein ganzes Berufsleben lang. Wir kennen alle operierenden österreichischen Augenärzte und sie kennen uns. Auch mit den fünf Universitätskliniken im Land sind wir gut vernetzt. Wir haben also eine sehr starke Marktdurchdringung. Daneben zeichnet uns unser guter Service aus.
Wirtschaftsforum: Welche Rolle spielt die Digitalisierung für Ihr Geschäft?
Roland Schwärzler: Im Vertrieb nutzen wir jetzt die Social Media-Kanäle. Damit sind wir eines der ersten Unternehmen unserer Branche, die diesen Weg gehen – wie auch die jungen Ärzte, Kliniken und die jungen Kunden. Intern nutzen wir schon seit 30 Jahren digitale Möglichkeiten, etwa im Bereich der Lagerverwaltung. Das ist schon aus Gründen der Rückverfolgbarkeit notwendig. Das Thema künstliche Intelligenz wird immer wichtiger, etwa im Bereich der Diagnosestellung.