Generalplaner und mehr
Interview mit Steffen Gaida, Geschäftsführer der rauschenberg ingenieure gmbh
Wirtschaftsforum: Herr Gaida, seit 2023 sind Sie einer der Geschäftsführer von rauschenberg begonnen haben Sie 2013 als studentische Hilfskraft. Wie haben Sie die Entwicklung des Unternehmens erlebt?
Steffen Gaida: rauschenberg ist seit 30 Jahren am Markt, wurde 1994 unter dem Namen Bollig + Partner gegründet und hat sich seitdem konstant weiterentwickelt. Es gab Umfirmierungen, 2003 und 2010 wurden Niederlassungen etabliert, 2012 kam es zur Verschmelzung zu einer Firma, die unter dem heutigen Namen firmiert. Wesentlich für die Entwicklung von rauschenberg ist die Idee, als Generalplaner den Markt zu bearbeiten. Um Lösungen aus einer Hand anbieten zu können, wurde vor vier Jahren die Sparte Architektur aufgebaut. Ich selbst wurde 2023 im Zuge einer Umstrukturierung, als die einzelnen Standorte wirtschaftliche Einheiten wurden, einer der neuen Geschäftsführer.
Wirtschaftsforum: Als Generalplaner Lösungen aus einer Hand zu bieten, ist damit ein wichtiges Charakteristikum des Portfolios?
Steffen Gaida: Ja. In der technischen Gebäudeausrüstung bieten wir individuelle Lösungen für sämtliche Bereiche von der Elektrotechnik über Lüftungstechnik, Sanitär, Heizungstechnik, Gebäudeautomation und Nachrichtentechnik hin zu Brandschutz- und Sicherheitstechnik, Abwasserentsorgung und Frischwasserversorgung. Auch in der Architektur sind wir sehr gut aufgestellt; bei speziellen Projekten, wie etwa Küchenplanungen, arbeiten wir mit externen Partnern zusammen.
Wirtschaftsforum: rauschenberg arbeitet zu 95% für öffentliche Auftraggeber; private Kunden spielen nur eine untergeordnete Rolle. Was schätzen Kunden an der Zusammenarbeit?
Steffen Gaida: Wir setzen auf eine andere Projektpolitik als die meisten Wettbewerber, was die Abarbeitung der Leistungsphasen betrifft. Das heißt, wir machen schon in den ersten Leistungsphasen viel mehr. Kosten- und Terminsicherheit haben für Bauherren oberste Priorität; mit unserer Vorgehensweise schaffen wir früh Planungssicherheit, die sich dann auch in Kostensicherheit manifestiert.
Wirtschaftsforum: Mit dieser Philosophie hat sich rauschenberg in ganz Deutschland einen Namen gemacht. Welche Referenzobjekte spiegeln die Kompetenzen besonders gut wider?
Steffen Gaida: Das ZMMK, ein medizinisches Forschungszentrum in Köln mit S1-Laboren, war technisch sehr anspruchsvoll. Die Fertigstellung befindet sich in den letzten Zügen. Auch Sonderbauten wie die Feuerwache am Flugplatz Teveren oder das Logistikzentrum von Engelbert Strauss sind beispielhaft für unseren ganzheitlichen Ansatz. Für Vodafone übernahmen wir die baubegleitende Qualitätssicherung für den Campus in Düsseldorf.
Wirtschaftsforum: Nachhaltigkeit ist auch in der Bauindustrie ein wichtiges Thema. Wie manifestiert sich bei rauschenberg dieser Anspruch in der Arbeit?
Steffen Gaida: Einen grünen Fußabritt zu haben, ist Ziel der meisten Kunden. Holzbauten liegen deshalb im Trend, auch Hybridbauweisen mit einer Kombination aus Holz und Stahl sind gefragt. Was die Energieerzeugung betrifft, gehören Photovoltaikanlagen mit Speicher inzwischen zum Standard; ein wichtiges Thema ist zudem die Wärmeerzeugung über Geothermie. Momentan planen wir für ein Objekt einen Fahrstuhl, der mit Energierückgewinnung arbeitet; auch das ist eine besondere Herausforderung auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz.
Wirtschaftsforum: Mit rund 60 Mitarbeitern gehört rauschenberg zu den großen Anbietern auf dem Markt. Welche Firmenphilosophie vertritt das Unternehmen nach dem stetigen Wachstum der vergangenen Jahre?
Steffen Gaida: Trotz der Größe sind wir nach wie vor ein familiäres Unternehmen, für das die Mitarbeiter klar im Mittelpunkt stehen. Umsatz und Gewinne sind nicht so wichtig, wie Rücklagen für schlechte Zeiten zu bilden. Uns ist klar, dass wir nicht nur für 60 Mitarbeiter verantwortlich sind, sondern dass ganze Familien betroffen sind. Deshalb bieten wir nicht nur gute Gehälter, sondern viele Benefits wie betriebliche Altersvorsorge, Teilübernahme von Kindergartenbeiträgen und eine Art betriebliche Krankenversicherung. Weil unsere Mitarbeiter sich wohlfühlen sollen, kümmern wir uns, haben ein offenes Ohr für Probleme und lösen diese in den meisten Fällen. Dieser familiäre Charakter mit einem ausgeprägten Teamgeist prägt unsere Kultur ganz entscheidend.
Wirtschaftsforum: Wenn Sie in die Zukunft schauen, gibt es bestimmte Pläne oder Visionen?
Steffen Gaida: Konkret geplant ist der Umzug in ein neues Gebäude, das momentan noch umgebaut wird. Es gibt zudem Überlegungen, eine rauschenberg-Akademie zu gründen, um jungen Menschen realistische Einblicke in unseren Alltag geben zu können. Unsere große Vision ist, rauschenberg zu einer nicht wegdenkbaren Marke zu machen.