Butler und Bestseller

Interview mit Dirk Hoffmann, CEO der V-ZUG AG

Seine Herkunft trägt V-ZUG gleich doppelt im Namen: Dieser beinhaltet zum einen seine Heimatregion, den Kanton und die Stadt Zug. Das V steht zudem für Verzinkerei. Der 1913 gegründete handwerkliche Lohnverzinkungsbetrieb, der damals unter dem Namen ‘Verzinkerei Zug AG’ firmierte, befasste sich mit der Oberflächenveredelung von Milchkannen, Geschirr, Flüssigkeitsbehältern und ähnlichen Gegenständen.

Schon Anfang der 1920er-Jahre machte das Unternehmen mit einer Innovation auf sich aufmerksam: Es stellte die erste Wäschetrommel-Waschmaschine mit Handbetrieb her. Nach einem Merger mit der Metallwarenfabrik Zug in den 1970er-Jahren gehörten neben Waschmaschinen insbesondere auch Herde zum breiter gewordenen Sortiment der Haushaltsgeräte.

2013 kam mit der Übernahme eines Schweizer Herstellers von Kühl- und Gefriergeräten ein weiteres Geschäftsfeld hinzu. „Die Wertschöpfung wurde am heutigen Firmensitz auf dem Gelände der damaligen Verzinkerei zentralisiert“, erklärt Dirk Hoffmann, seit 2013 CEO der V-ZUG AG.

Überdauert haben auch die Marken Unimatic und Adora, die seit nunmehr 50 Jahren für Schweizer Qualität in der Waschmaschinen- und Trocknerentwicklung stehen. Das Unternehmen wird heute in der dritten Generation von der Inhaberfamilie Buhofer geführt.

Eintrittsticket für die Welt 

Heute zieht es das Unternehmen vermehrt hinaus in die Welt. „Ende des letzten Jahrzehnts wollte man nicht mehr ‘nur’ Schweizer sein, sondern sich internationalisieren. Die Schweizer Marktführerschaft ist unser Eintrittsticket für die Welt“, so Dirk Hoffmann.

Die Schweiz ist aber nach wie vor der wichtigste Markt. In Deutschland und Frankreich ist V-ZUG mit eigenen Organisationen vertreten. Auch Asien und Australien gewinnen an Bedeutung. Durch eine strategische Partnerschaft mit einem ebenfalls familiengeführten US-Unternehmen für Dampfküchengeräte hat der Gerätehersteller außerdem Zugang zum amerikanischen Markt.

Der Exportanteil am Gesamtgeschäft beträgt derzeit 10%, soll aber auf 25% anwachsen. „Für die Zukunft sehen wir viel Potenzial im Mittleren Osten, wo wir noch gar nicht vertreten sind. In Südostasien starten wir dieses Jahr mit der Eröffnung einer Niederlassung in Singapur und wollen von dort aus den ASEAN-Raum erschließen“, kündigt der CEO an. 1.500 Mitarbeiter sind weltweit für V-ZUG tätig, allein 1.400 in der Schweiz.

Mehr als waschen und kochen 

5,2 Millionen Geräte von V-ZUG sind derzeit im Markt installiert. „Wir sind in jedem zweiten Haushalt vertreten“, betont Dirk Hoffmann. Bestseller sind Trockner und Waschmaschine der Marke Adora. „In der Ressourcenschonung sind wir weltweit führend. Unsere Wärmepumpentechnik ist deutlich effizienter als die herkömmlicher Wäschetrockner. Die Wärmepumpe setzen wir auch in der Waschmaschine ein. Beide Geräte arbeiten mit Dampf. Im Trockner wird die Wäsche zum Beispiel dampfgeglättet und muss nicht mehr gebügelt werden. So sparen wir Energie, ohne dass es den Kunden Zeit kostet.“

Dirk Hoffmann, CEO der V-ZUG AG
Die Schweizer Marktführerschaft ist unser Eintrittsticket für die Welt. Dirk HoffmannCEO

V-ZUG beweist, dass auch moderne Waschmaschinen noch zu verbessern sind: Während klassische Geräte ein hohes Eigengewicht aufweisen müssen, damit sie sich beim Schleudern nicht bewegen, haben die Schweizer Geräte entwickelt, die sich mit Wasser und mittels einer intelligenten Steuerung selbst auswuchten.

Für Mehrfamilienhäuser bietet das Unternehmen besonders robuste Maschinen mit Bezahlsystem. Waschmaschine und Trockner können bereits über das Handy gesteuert werden. „Im Laufe des Jahres wird alles, was wir produzieren,  vernetzbar sein“, kündigt der CEO an.

Ein Luxusprodukt ist vor allem in Asien ein Renner: Der Refresh Butler – ein Schrank zum Auffrischen hochsensibler Kleidung. „Anzüge und Kleider werden nur durch Dampf, ohne chemische Zusätze, entknittert und von Gerüchen befreit. Das funktioniert auch mit Sportschuhen“, erklärt Dirk Hoffmann.

Den Großteil des Umsatzes, 70%, macht V-ZUG jedoch mit Küchengeräten. Die Herde und spezielle Entwicklungen wie der Combi-Steamer für gesundes Dampfgaren oder Backöfen, die die Funktionen von Combi-Steamer und Mikrowelle vereinen, eröffnen dem Verbraucher vielfältige Möglichkeiten, Gerichte zuzubereiten. Eine Neuheit ist das Vollflächen-Induktions-Kochfeld.

Nicht zu laut 

„Swissmade vom Engineering bis zum Service, das steht für Qualität“, betont der CEO. Allein 180 Mitarbeiter sind in Zug mit Forschung und Entwicklung beschäftigt. Die Ausgaben in diesem Bereich sind mit 10% vom Nettoumsatz überdurchschnittlich hoch. „Unser Anspruch ist eine Weltneuheit jedes Jahr.“

Das Firmenareal in Zug befindet sich komplett im Umbau, um die Strategie V-ZUG 2033 umzusetzen: Noch mehr Produktivität und Effizienz sowie der Aufbau einer für Drittnutzer offenen Infrastruktur sind die Ziele, die die Inhaber ausgegeben haben, um auch der übernächsten Generation noch ein profitables Geschäft zu ermöglichen.

„Open Innovation und Shared Services sind wichtige Stichworte. Wir bauen eine vertikale Fabrik mitten in der Stadt und öffnen uns für ein Technologie-Cluster. Gemeinsam mit anderen Firmen schaffen wir die technischen Voraussetzungen für ein Ökosystem. Wir wollen energieautark sein und einen CO2-neutalen Standort schaffen“, erklärt Dirk Hoffmann.

Nachhaltigkeit ist auch im Hinblick auf die Gerätenutzung ein zentrales Thema. Mit der Bewegung ‘Innovationspark’ hat V-ZUG außerdem fast 50 Firmen und drei Universitäten zusammengebracht, die beim Thema Gebäudeexzellenz branchenübergreifend zusammenarbeiten. „Das ist typisch Schweiz: Miteinander arbeiten, aber nicht zu laut sein.“

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